CS:GO – Hinter den Kulissen des ausgebrannten Astralis

Seit den Auszeiten von gla1ve und Xyp9x fragt sich die ganze Counter-Strike-Community, ob hinter den Kulissen mehr Probleme stecken als Spielerburnout. Nach und nach kommen mehr Informationen ans Tageslicht.

Bei der Esport-Organisation Astralis lief in den letzten Monaten ein großes Spektakel ab, das viele Fans rätselnd zurückließ. Nach den Krankschreibungen der CS:GO-Spieler Andreas “Xyp9x” Højsleth und Lukas “gla1ve” Rossander kamen viele Diskussionen zum Thema mentaler Gesundheit und dem Management von Astralis auf.

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In einer tiefgreifenden Reportage setzte sich der Esport-Journalist Richard Lewis mit der Astralis Group und den bestehenden Gerüchten über schlechte Behandlung der Spieler auseinander. Dabei zitiert er teamnahe Quellen, die einen tieferen Einblick hinter die Kulissen gewähren.

Nur wenige Stunden später veröffentlichte das Esport-Portal theScore esports ein Video, das die Geschehnisse vor allem aus Perspektive der Astralis-Verantwortlichen zeigt. Die Berichte widersprechen sich teilweise, weswegen einige Fragen weiterhin Klärungsbedarf haben.

Hat die Organisation die Spieler überfordert?

Aus Lewis Bericht geht hervor, dass CS:GO-Spieler wie Xyp9x und gla1ve bereits vor der kurzen Winterpause 2019 nach einer längeren Auszeit verlangt haben. Dieser Wunsch wurde durch den extrem eng getakteten Spielplan mit fünf Turnieren in vier Ländern und 43 Tagen nochmals forciert.

Dennoch scheint die Trainingspause nur kurz gewesen zu sein, während das Management die Burnout-Warnungen der Spieler als “Neujahrsstress” abgetan hat, so Lewis. Dafür gab es einen strikt getakteten Trainingsplan mit etwa 40 Trainingsstunden in der Woche unter der Führung von Coach Danny “zonic” Sørensen.

Das alles geschah, obwohl die Spieler vertraglich 25 Tage Urlaub im Jahr zugesichert haben. Allerdings gibt es eine Zusatzklausel, die die Zeiträume dafür extrem einschränkt. Somit konnten die Spieler den Urlaub nicht nehmen, als er nötig war.

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Keine der Aussagen wurde von Astralis dementiert. In dem Interview mit theScore esports sagt Sportdirektor Kasper Hvidt: “Wir haben Möglichkeiten gesucht, die Belastung innerhalb des Teams zu reduzieren, ohne dass er (Xyp9x, Anm. d. Red.) aufhören muss zu spielen.”

Ob Maßnahmen ergriffen wurden und in welchem Ausmaß die Spieler, die sich bereits seit langem eine richtige Pause gewünscht hatten, davon profitiert haben, erwähnt Hvidt nicht. Doch aufgrund der langen ärztlich bescheinigten Auszeit der beiden Spieler scheinen sie nicht effektiv gewesen zu sein.

Welchen Einfluss hatte der Börsengang?

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Lewis in seiner Reportage für den hohen Druck im Team angibt, ist der Börsengang der Astralis Group am 09. Dezember. An diesem Tag wurden Anteile im Wert von etwa 22 Millionen Dollar gekauft, womit der Start an der Börse für das Unternehmen extrem erfolgreich war.

Der enorme Leistungsdruck durch die neuen Shareholder zwang das Management dazu, die Counter-Strike: Global Offensive-Spieler weiter auf Erfolgskurs zu halten. Gleichzeitig ergab sich durch das Coronavirus eine angespannte Situation des Werbe- und Sponsorenmarktes, der die Astralis Group zum Senken der Gehälter um 30 Prozent veranlasste.

Dies betraf auch die Spieler, die nun keinen Urlaub bekamen und für weniger Geld volle Leistung zeigen sollten. Teamnahe Quellen berichteten laut Lewis außerdem, dass Spieler teilweise dazu genötigt wurden, das niedrigere Gehalt zu akzeptieren, obwohl es rechtlich dazu kein Grundlage gab und keiner der Astralis-Sponsoren seine Zahlungen pausiert hätte.

So meint eine Quelle aus der Reportage: “Ich gehe davon aus, dass die Gehälter gekürzt wurden, um die Pausen der Spieler zu finanzieren. Das Team musste in einigen Turnieren aufgrund von Verträgen mitspielen. Also dachten sie, sie kaufen günstige StandIns von dem Geld, das sie durch die Gehaltskürzungen sparen. Das ist Bullshit.”

Das sei auch der Grund, warum für Counter-Strike Jakob “JUGi” Hansen und Marco “Snappi” Pfeiffer verpflichtet wurden, obwohl sie deutlich schlechtere Leistungen zeigten als das Hauptteam.

Das scheint aus der Sicht von Astralis aber nicht zu stimmen, da diese zumindest JUGi auch auf lange Sicht als Spieler im Team behalten wollen. Er soll fester Teil des kommenden erweiterten Rosters werden. Das dementiert nicht direkt Lewis Aussage, weist aber auf einen tieferen Sinn bei den Verpflichtungen hin.

Hat Astralis zu spät reagiert?

Im Interview mit theScore esports sagt Hvidt: “Xyp9x sollte erst Pause machen, wenn Patrick “es3tag” Hansen spielen darf. So früh hatten wir das Ganze nicht geplant.” Diese Aussage lässt zwei wichtige Rückschlüsse zu:

  1. Astralis wollte die Wünsche der Spieler wahrnehmen und sich darum kümmern.
  2. Einer der Spieler, die sich bereits im Dezember 2019 nach einer Pause sehnten, hätte erst ein halbes Jahr später Pause machen können. Gla1ve hätte noch länger warten müssen, bis Astralis den siebten Spieler unter Vertrag nimmt.

Also zeigt sich klar, dass die Reaktion des Managements viel zu spät kam und die Spieler zu lange vertröstet wurden, wie es auch Lewis in seinem Text anmerkt. Doch zu diesem Kritikpunkt bezieht die Organisation auch klar Stellung, eine Entschuldigung fehlt aber.

“Wir hätten den Schritt schon vor langer Zeit gehen sollen.”, so Hvidt in einem Blogpost der Astralis-Gruppe. Dabei sagt er auch, dass das Problem ein industrieweites sei und nicht nur Astralis betroffen wäre. Das ändert allerdings nichts an dem bewussten unter Druck Setzen der Spieler in einer sehr kritischen Phase.

Wäre Astralis von Anfang an transparent mit der Situation umgegangen, hätte das auch die Verhandlungen mit neuen Spielern negativ beeinflussen können. Somit gibt es klar Punkte, die für und gegen das Verhalten der Organisation sprechen.

Fazit

Insgesamt scheint das Team mittlerweile ein besseres Bewusstsein für das massive Problem erlangt zu haben. Dennoch gibt es einige Vorwürfe und Fragen, auf die die Organisation nicht eingeht. Hier würde mehr Offenheit dem Ruf und den Fans gut tun.

Im Endeffekt scheint vor allem die Beziehung mit den Spielern nachhaltig geschädigt. Laut Hvidt sollen die Spieler auf jeden Fall wieder ins Team zurückkehren. Bekannt ist mittlerweile, dass gla1ve ins Team zurückkehren wird. Xyp9x bleibt auf unabsehbare Zeit weiter inaktiv.

Hier könnt euch das Interview mit theScore esports nochmal in Gänze anschauen:

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Bildquelle: HLTV.org / Astralis
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