Glücksspiel, sexuelle Gewalt und Steuerdelikte – So verdorben ist die Streaming-Landschaft

Streamen kann grundsätzlich jeder. Dieser Umstand bietet Vielfalt und Diversität in der Streaming-Landschaft, allerdings gibt es dadurch auch schwarze Schafe und sogar richtige Straftäter, die sich dort der Öffentlichkeit präsentieren. Über Diebstahl, Steuerhinterziehung und illegales Glücksspiel bis hin zu Körperverletzung und sexueller Gewalt. Straftaten in der Streamingszene sind zwar die Ausnahme, doch es gibt sie.

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Achtung: Im folgenden Absatz wird sexuelle Gewalt thematisiert. Bitte überspringe den Absatz, solltest du Probleme mit dem Thema haben.

 

Der aktuelle Fall “Danny”

Am 18. Juli veröffentlichte die Ex-Freundin des deutschen Youtubers Daniel aka “Danny” auf ihrem Twitter Account mehrere Bilder eines Gerichtsurteils gegen den Streamer. Den Dokumenten zufolge, wurde Danny vom Amtsgericht Nürnberg in zwei Fällen der Vergewaltigung schuldig gesprochen und zu einer anderthalbjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Da er zum Zeitpunkt der Tat noch nicht voll strafmündig war, greift in seinem Fall das Jugendstrafrecht. Danny hatte bereits zuvor durch einen sexistischen Kommentar negative Schlagzeilen gemacht.

“Vi” die Ex-Freundin des YouTubers machte das Urteil öffentlich, nachdem sie, eigenen Aussagen nach, von Danny zuvor als “Psycho-Ex” abgestempelt wurde. Die Veröffentlichung soll nun der Aufklärung dienen und anderen Opfern Mut machen gegen Täter vorzugehen. Nachdem das Thema auf Google und Twitter für Aufmerksamkeit sorgte, löschte “Vi” den Eintrag auf Rat ihres Anwalts wieder.

In Folge des Posts bekam “Vi” auf Twitter viel Zuspruch. Auch von Streamern wie MontanaBlack oder Shurjoka.


Auch Papaplatte distanzierte sich von Danny. Er hatte mit dem Streamer gemeinsam Videos gemacht und sogar einen Song aufgenommen. Diesen will er nun löschen.

In letzter Zeit machte Danny vor allem Vlogs mit dem Rapper T-Low. Dieser wusste zwar von den Anschuldigungen vertraute Danny aber, nachdem dieser ihm seine Unschuld versicherte. Jetzt distanzierte sich der Rapper allerdings auch von seinem ehemaligen Freund.

Ich bin selber geschockt, super verwirrt und weiß nicht mit der Situation umzugehen.

Danny selbst hat sich noch nicht zu dem Urteil geäußert. Von den Plattformen YouTube und Twitch gab es bisher auch noch keine Reaktion auf das Urteil.

 

Danny ist kein Einzelfall

Dabei hat Twitch bereits auf Fälle von sexueller Gewalt mit Bans reagiert. Der brasilianische Fortnite-Streamer RaulZitoYT wurde im August letztes Jahr von der Plattform gebannt, nachdem er mit dem Verdacht zwei Kinder missbraucht zu haben festgenommen wurde.

Ein ähnliches Schicksal ereilte den World of Warcraft-Streamer MethodJosh. Er wurde 2020 von mehreren Frauen der sexuellen Belästigung bezichtigt und soll seine Streamerkollegin PooperNoodle vergewaltigt haben.

Links: RaulZitoYT (Quelle: Instagram/raulzitoyt) Rechts: MethodJosh (Quelle: YouTube/ Kungozai)

Während RaulZitoYT seit seiner Festnahme in der Versenkung verschwunden ist, soll MethodJosh vorübergehend unter einem Pseudonym bei einem NFT Start-up gearbeitet haben. Nachdem seine Identität allerdings öffentlich wurde, hat sich das Start-Up ebenfalls von ihm abgewandt.


Habt ihr selbst sexuelle Gewalt erfahren oder in eurem Umkreis einen ähnlichen Fall? Beim Hilfetelefon des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben unter der 08000 116 016 bekommt ihr rund um die Uhr eine kostenlose Beratung und Betreuung.


Der Fall Drachenlord

Rainer Winkler alias “Drachenlord” war bereits vor einer offiziellen Verurteilung eine Persona non grata der Streamingwelt. So nannte er, laut eigener Aussage sarkastisch, den Holocaust eine “echt nice Sache”. Ruderte später aber zurück und sagte er habe Hiroshima gemeint. Er distanzierte sich zwar von rechtem Gedankengut, trotzdem schaffte er es immer wieder mit seinen Aussagen für Kontroversen zu sorgen. Dabei reagierte er auf Kritik und Hass leicht reizbar und bot viel Angriffsfläche für seine sogenannten “Haider”.

Als Reaktion auf eine vermeintliche Bedrohung seiner Schwester veröffentlichte er 2014 dann seine Adresse mit dem Satz:

Kommt zu mir und legt euch mit mir an, ich prügel’ die Scheiße aus euch raus

Danach verlegte sich der Hass aus dem Netz in die reale Welt und Winkler bekam regelmäßige Besuche seiner Haider. Diese arteten im Laufe der Zeit immer weiter aus und mündeten in verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Winkler und seinen Hatern.

2019 wurde der “Drachenlord” dann erstmals wegen einer Pfefferspray Attacke zu einer Bewährungsstrafe von 7 Monaten verurteilt. 2021 räumte Rainer Winkler vor Gericht 7 weitere Vergehen ein, darunter einen Angriff auf einen Haider mit einer Taschenlampe. Unter anderem wegen schwerer Körperverletzung sollte er eine zweijährige Gefängnisstrafe erhalten, kam letztendlich aber erneut mit einem Jahr auf Bewährung davon.

Einige der Hater wurden ebenfalls zu Geldbußen verurteilt und einer erhielt aufgrund von Hausfriedensbruch eine zweimonatige Haftstrafe. Viele der Hater wollen sich nun aus dem sogenannten “Drachengame” zurückziehen und auch Rainer Winkler bat um ein Ende der Auseinandersetzung. Ob der “Drachenlord” in Zukunft seine Ruhe bekommt und sich selbst besser unter Kontrolle hat, bleibt abzuwarten.

Rainer Winkler in einem seiner Streams (Quelle: youtube.com/DrachenLord)

Achtung: Im folgenden Absatz wird häusliche Gewalt thematisiert. Bitte überspringe den Absatz, solltest du Probleme mit dem Thema haben.

 

Häusliche Gewalt live im Stream

Der australische Fortnite-Streamer Luke “MrDeadMoth” Munday bekannte sich schuldig, nachdem er seine Partnerin beim Streamen von Fortnite im Dezember letzten Jahres angegriffen hatte.

Mundays Partnerin, die zu diesem Zeitpunkt mit ihrem dritten Kind schwanger war, bat ihn während eines Streams zum Abendessen zu kommen. Nachdem Luke sie mehrmals abwies wurden beide lauter und seine Frau warf einen leeren Karton nach ihm. Daraufhin stand der Streamer auf und schlug sie vor laufender Kamera. Die Tat selbst konnten seine Zuschauer zwar nicht sehen, doch hörte man sowohl das Klatschen der Schläge, als auch die Schreie der Frau und die ihrer zwei gemeinsamen Kinder.

Verletzungen soll sie keine davon getragen haben. Wie sich der Vorfall auf die Psyche der Kinder auswirkte, ist allerdings nicht bekannt.


MrDeadMoth wurde nach der Tat festgenommen und daraufhin von Twitch gebannt. Seinen Job bei einem Telekommunikationsunternehmen verlor er in Folge der Festnahme ebenfalls. Einer Zweijährigen Haftstrafe konnte er entgehen, wurde allerdings zu 14 Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Im Anschluss an das Verfahren wurden weitere Körperverletzungen, sowohl von Seiten seiner Freundin als auch von Luke Munday, öffentlich. Das Paar soll sich getrennt haben.


Seid ihr selbst Opfer häuslicher Gewalt geworden oder habt in eurem Bekanntenkreis einen Fall? Beim Hilfetelefon Gewalt an Männern unter der 0800 1239900 bekommen betroffene Männer eine kostenlose Beratung und Betreuung. Für betroffene Frauen gibt es das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen mit der Rufnummer 0800 1239900.


Steuerhinterziehungen im großen Stil

Im März diesen Jahres wurden an einem Abend über 200 Streamer auf Twitch gebannt. Auch sie sollen das Gesetz gebrochen haben. Allerdings war ihr Verbrechen ein sehr viel banaleres: Steuerhinterziehung. Die betroffenen Streamer sollen hauptsächlich aus Saudi Arabien und dem mittleren Osten stammen.

Bereits zuvor gab es bei vielen Streamern aus der Region Probleme mit den Zahlungen von Twitch. Als Grund wurden Diskrepanzen mit den Steuerinformationen genannt. Der Content Creator Zach Bussy vermutete, dass viele dieser Streamer eine Website nutzten, die das fehlende Steuerabkommen der Region mit den USA ausnutzt. Ein Dienst der Seite soll es den Streamern ermöglicht haben, den Steuerabzug von 30 % zu vermeiden, den die in den USA ansässige Plattform Twitch normalerweise vornimmt. Der genaue Grund für den Massenbann ist bis heute nicht bekannt.

Streamerin Huang Wei aka Viya in einem Livestream (Quelle: E-Commerce Livestream/Viya)

Rekordverdächtig ist dafür der Fall der chinesischen Streamerin Huang Wei alias Viya. Sie soll Steuern in Höhe von knapp 90 Millionen Euro hinterzogen haben. Da Huang Wei dem Steueramt Einkommen verschwiegen haben soll, wurde sie zu einer Rekordstrafe von 186 Millionen Euro verurteilt. Die Streamerin räumte ihren Fehler ein und akzeptierte die Strafe. Was sind auch 186 Millionen bei einem Jahresumsatz im Milliardenbereich.

Steuerhinterziehung ist allerdings auch in der deutschen Streamerszene kein Fremdwort. Ganz vorne mit dabei, die deutsche Nummer 1 auf Twitch: MontanaBlack. Er wurde wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro verurteilt. In die missliche Lage soll ihn allerdings eine andere zu dem Zeitpunkt illegale Tat gebracht haben: Glücksspiel.

Marcel Eris sorgt regelmäßig für Aufruhr (Quelle: Instagram/montanablack)

Die Glücksspiel Könige und der Narr

Kontroversen bezüglich des Twitch-Streamers MontanaBlack, der mit bürgerlichem Namen Marcel Eris heißt, gab es schon einige. Doch eines der größten Streitthemen im Bezug auf den YouTuber ist wohl Glücksspiel.

Seit 2018 gab es auf Montes Twitch-Kanal regelmäßige Casino-Streams, in denen er hohe Beträge live verzockte. Allerdings bewegte sich Monte auf Seiten, die aufgrund einer fehlenden .de-Domain in Deutschland unter illegales Glückspiel fallen. Zudem machte er ebenfalls illegale Werbung für Glücksspiel. Das rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan.

Diese veranlasste eine Hausdurchsuchung wegen “des Verdachts des unerlaubten Glückspiels, der Geldwäsche sowie eines möglichen Verstoßes gegen das Waffengesetz”. Gegen eine Zahlung wurde das Verfahren wegen illegalen Glückspiels aber wieder eingestellt.

Jens Knossala, der selbsternannte König des Internets (Quelle: Instagram/knossi)

Casino-Streams sind in Deutschland trotz ihrer Fragwürdigkeit beliebt und haben auch einer anderen Twitch-Größe auf den Streaming-Thron verholfen: Knossi. Die Staatsanwaltschaft hat den Entertainer bisher noch nicht ins Visier genommen, trotzdem bewegte auch er sich immer wieder in Grauzonen.

Durch die positive Darstellung von Glücksspiel in seinen Streams, wurde das Thema der oftmals damit in Verbindung stehenden Sucht, in den Hintergrund gerückt. Außerdem haben sowohl Knossi als auch MontanaBlack viele junge Zuschauer, die Problematiken im Zusammenhang mit Glückspielen noch schwerer einordnen können. Heute haben die Streamer mit ihren regelmäßigen Casino-Streams aufgehört.

Ron Bielecki zeigt gerne was er hat (Quelle: Instagram/ronbielecki)

Aus den Fehlern seiner Streaming Kollegen hat Skandal-Influencer Ron Bielecki leider nicht gelernt. Er hat vor kurzem mit Casino Streams angefangen und spielt auf einer Plattform, die auf dem deutschen Markt nicht lizensiert ist. Damit bewegt er sich auf illegalem Boden und hat auch Montes Fehler der illegalen Werbung wiederholt. Der WirtschaftsWoche zufolge läuft jetzt ein Verfahren gegen Bielecki wegen des Verdachts der unerlaubten Veranstaltung eines Glücksspiels und der Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel.

 

Glücksspiel im Ausland

Die South China Morning Post berichtete im Februar 2022 von der Festnahme der  Influencerin und Streamerin So Mei-Yan. Die 26-Jährige soll rund 36.000 Euro auf einer illegalen ausländischen Online Glückspiel-Seite ausgegeben und zusätzlich noch illegal für Sportwetten geworben haben. In Hong Kong drohen ihr dafür bis zu 7 Jahre Haft und eine Geldstrafe. Sie scheint allerdings vorerst mit einer Kaution davon gekommen zu sein.

Félix Lengyel aka xQc im Stream (Quelle: Twitch/xQc)

“xQc” ist einer der bekanntesten Streamer auf Twitch und auch der Kanadier hat Probleme mit Glücksspielen. Er äußerte sich zwar bereits über eine eigene Glücksspielsucht und warnte immer wieder vor den Spielen, trotzdem streamt er immer noch in der beliebten Slots Kategorie. Er spielte unter anderem auch in einem unlizensierten Online Casino, in welchem man nicht spielen darf, sollte man in den USA leben. Einige seiner Kollegen kritisierten, dass viele seiner minderjährigen Zuschauer  durch seine Streams dazu verleitet werden könnten, illegal auf der Seite zu spielen.

 

Diebstahl vor laufender Kamera

Vergangene Woche streamte ein Dieb seine Tat live auf Twitch. Der deutsche Streamer Adam “SkylineTVlive” Wolke ist bekannt für Livestreams von den unterschiedlichsten Orten und besuchte mit seinen Zuschauern live die Twitch Con. Dabei besuchte er auch Stände die erst noch im Aufbau waren, darunter der des Farming Simulators 22. Aus Euphorie und zum Spaß steckte sich der Streamer vor laufender Kamera eine Erweiterung des Spiels in die Bauchtasche.

Kurz darauf brachte er die Erweiterung aber schon wieder zurück und sprach im Anschluss sogar noch mit dem Standbetreiber. Dieser nahm die Aktion nicht ernst und verstand den kleinen Spaß, Twitch selbst fand den Spieleklau im Stream aber gar nicht lustig.  Der Streamer bekam einen 14-tägigen Bann und sogar Hausverbot auf der Twitch Con. Die extreme Reaktion der Plattform auf einen Scherz sorgte nicht nur bei vielen Followern von SkylineTV für Unverständnis, auch Kollegen griffen das Thema auf.

Im Vergleich zu den Taten vieler anderer Streaming Kollegen ist der kleine Diebstahl, aber auch höchstens ein Kavaliersdelikt.


Weitere Themen: 

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Bildquelle: Youtube/Danny, unsplash
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