Alles nur noch OP – Patches in League of Legends

League of Legends wurde bereits im Jahr 2009 veröffentlicht und hat dem Zahn der Zeit sehr gut standgehalten. Seit dem Release und dem folgenden Vorstoß in den Esport hat sich das Spiel unzählige Male weiterentwickelt und eine enorme Anzahl an Meta-Wechseln erlebt. Trotzdem hat das MOBA nie an internationaler Relevanz verloren, im Gegenteil: Die Zahl der aktiven Spieler ging stehts nach oben. Trotz dieser positiven Entwicklung scheint die allgemeine Meinung über den aktuellen Stand des Spiels immer negativer auszufallen. Die jüngste Einstellung von Riot Games zu Überarbeitungen und Design von Champions hat diese Abwärts-Spirale weitgehend angeführt und das Phänomen des „Power Creeps“ gefördert.

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“Power Creep” ist einzigartig in League of Legends

Dabei handelt es sich um einen Prozess, in dem neue Charaktere und Inhalte in einem Spiel stets stärker sind als der vorherige Content. Jede Neuheit übertrumpft den Vorgänger und alte Inhalte werden nach und nach immer schwächer. Dieses Phänomen tritt in einigen Videospielen auf, ist allerdings besonders auffallend in Spielen mit einer langen Lebensdauer mit regelmäßigen Updates. In Titeln wie World of Warcraft verursachen neue Waffen beispielsweise deutlich mehr Schaden. Blizzard hat das Problem behoben, indem sie einen „Number Squish“ durchgeführt haben. Das bedeutet, sämtliche Zahlen wurden angepasst und der Schaden allgemein im Spiel, sowie die Lebenspunkte der Gegner wurden geändert.

In einem so kompetitiven Spiel wie League of Legends ist es schwierig, das Power Creeping zu bekämpfen. Der Basisschaden von Champions und Items wird in der Regel kaum geändert und Riot hat im Allgemeinen gute Arbeit geleistet, um diese Art eines allmählichem Anstiegs zu verhindern. Stattdessen kam das Power-Creep-Phänomen hauptsächlich durch Champion-Designs. Zwar ist jeder Champion in LoL einzigartig und hat seinen speziellen Platz im Ökosystem des Spiels, doch ein weitreichender Trend ist aufgetreten.

Die ursprünglich deutlichen Trennlinien zwischen den Champion-Typen, wie Mage, Tank oder Assassine wurden immer verschwommener. Fähigkeiten für Mobility, Engage oder Burst-Damage lassen sich inzwischen bei den meisten neuen Champions finden. Diese haben folglich an Priorität gewonnen, da sie einen deutlich vielseitigeren Nutzen haben. In einem Spiel mit über 150 Champions wird es immer schwierig sein, alle Charaktere auszubalancieren. Manche Champions sind allerdings schon seit Jahren schlichtweg irrelevant. Da neue Charaktere schon bei ihrer Veröffentlichung immer noch stärker werden, hat Riot Games das Power-Creep-Phänomen anscheinend bereits komplett akzeptiert.

Gwen & Viego, ein direkter Vergleich mit ‘alten’ Champions

Gwen und Viego sind die jüngsten und deutlichsten Beispiele für LoLs Power Creep. Beide Champions haben in professionellen Ligen weltweit eine Pick- und Ban-Rate von fast 100 Prozent und mischen regelmäßig sowohl die beiden Solo-Lanes als auch den Jungle auf. Ein Blick auf die Fähigkeiten von Gwen zeigt die Unterschiede zwischen älteren und neuen Champions deutlich auf.

Gwen kommt mit einer Mischung aus Burst- und AoE-Schaden, Dashes und einem unzielbaren Effekt. Einige ihrer Fähigkeiten haben noch weitere Mechaniken. Ihr Q sammelt beispielsweise Stacks, um noch mehr Schaden zu verursachen. Ihr Ultimate hat drei verschiedene Casts, die nach und nach mehr Projektile abschießen. Gwen ist keine Ausnahme: Viego, Aphelios, Sett und viele weitere werden mit immer komplexeren Fähigkeiten ausgestattet, die auf ihr bereits starkes Kit aufbauen.

Vergleicht man dies mit älteren Champions wie Nasus, der bereits seit Spielbeginn dabei ist, sind diese klar im Nachteil. Zwar hatten beispielweise Rumble oder Udyr einen starken Einfluss auf das Meta, das lag allerdings hauptsächlich an ihrer Synergie mit neuen Items.

So sollte Riot Games das Power Creeping aufhalten können

Der Power-Creep-Prozess in League of Legends ist sehr schwer zu lösen. Die Ungleichheit zwischen den älteren und neuen Champions existiert nun bereits und die jüngeren Releases wieder zu überarbeiten erscheint nicht plausibel. Champions mit vielfältigen Kits, die CC, Schaden und Sustain beinhalten, können in vielen verschiedenen Positionen gespielt werden und machen ältere Charaktere nutzlos. Wird die Richtung von zukünftigen Champion-Designs geändert, damit sich stärker an die Rollenidentität festgehalten wird, könnte der Power Creep gestoppt und mehr Comeback-Möglichkeiten für ‘Legacy’-Champions geschaffen werden.

Gleichzeitig könnte es auch helfen, den Fokus zu ändern: Anstatt neue Champions zu kreieren, sollten die älteren geupdatet werden, damit ihr Kit etwas modernisiert wird. Riot Games hat mehreren Charakteren bereits visuelle Updates gegeben wie Akali, Irelia, Aatrox und Mordekaiser.

Eine weitere Lösung könnte sein, Champions vor dem Release besser zu verwalten. Viele Male wurde ein neuer Champ in Ranked und Profispielen gepatcht und hat nur einige Tage später wieder Nerfs erfahren. Samira, Gwen und Aphelios sind hierfür Beispiele. Ein extrem starkes Kit bei der Einführung erhöht die Wichtigkeit dieser Champions. Zwar gibt es keinen einzelnen Weg, das Power-Creep-Problem in einem kompetitiven MOBA zu lösen. Aber es gibt immer Möglichkeiten, auch ältere Champions relevant zu halten.

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Bildquelle: Riot Games
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