Nach Kritik der Profis: Ist Vanguard das schlechteste Call of Duty aller Zeiten?

Kurz nach dem Finale der Call of Duty League 2022 brach die Welle los: Zahlreiche Profis wetterten über Call of Duty: Vanguard. Es sei “das schlechteste Spiel, dass er je gespielt habe”, schrieb zum Beispiel FaZe-Star Tyler “aBeZy” Pharris. Er bekam Zustimmung von vielen Seiten. Wir machen daher den Faktencheck. Ist Vanguard wirklich das schlechteste Call of Duty aller Zeiten?

Video: Warum ist Call of Duty eigentlich so beliebt?

 



 

Schon wieder Zweiter Weltkrieg?

Um viele der nun folgenden Zahlen und Fakten zu erklären, müssen wir noch einmal in das Jahr 2021 blicken. Eigentlich standen damals alle Zeichen darauf, dass Vanguard der nächste Erfolg des Call-of-Duty-Franchises sein wird. Dank dem Spielmodus Warzone verzeichnete Call of Duty im Frühjahr 2021 nach eigenen Angaben knapp 150 Millionen aktive Spieler:innen. Die Serie war mal wieder groß im Gespräch – trotz Cheating-Wahnsinn.

Auf der einen Seite waren die Erwartungen hoch an Activision. Auf der anderen Seite war die Frage, was sich in Vanguard ändern würde und wie ein neuer Anti-Cheat für fairen Spielspaß sorgen könnte. Wie würde man nach dem überraschenden Erfolg von Warzone weitermachen wollen?

Es wurde… ein Call of Duty mit Zweiter-Weltkrieg-Setting. Das fünfte des Franchises. Erst vier Jahre zuvor war ein Spiel mit dem gleichen Setting erschienen, das auch noch Call of Duty: WWII hieß. Entsprechend ernüchtert waren viele Fans.

Verkäufe und Zahl der Spieler:innen sinken

Und das zeigte sich in den Verkaufszahlen. Vanguard verkaufte sich schlechter als die Vorgänger, Black Ops Cold War, und Modern Warfare. Das hatte zuvor jedoch mit mehr als 30 Millionen verkauften Kopien den bisherigen Rekord des Franchises aufgestellt. Und trotzdem war CoD: Vanguard in den USA, einem der wichtigsten Märkte, das meistverkaufte Spiel des Jahres. In Europa war die Lage jedoch anders.

Bei den aktiven Spielerzahlen zeigte sich klarer ein Abwärtstrend. Wie Activision im April in einem Bericht an die Aktionäre mitteilte, sank die Zahl der monatlichen Spieler:innen zwischen März 2020 und März 2021 von 150 Millionen auf 100 Millionen. Wir berichteten.

Hierzu ist allerdings anzumerken, dass gleich zwei weitere Faktoren neben dem eigentlichen Spiel einen Einfluss auf sinkende Verkaufs- und Spieler:innenzahlen gehabt haben könnten. Da wäre zum einen die fallenden Pandemiebeschränkungen weltweit, wodurch mehr Menschen sich wieder von den Bildschirmen lösten. Zum anderen der Skandal um sexuelle Diskriminierung bei Activision-Blizzard, der seit Juli 2021 hohe Wellen in sämtlichen internationalen Medien schlägt.

In Bezug auf diese Zahlen gesteht sich Activision schlussendlich in einem weiteren Aktionärsbericht selbst ein: „Wir haben nicht so viel Innovation geliefert , wie wir es gerne getan hätten.“

Profis und Twitch-Publikum ernüchtert

Auch das Twitch-Publikum verlor schnell das Interesse an Vanguard. Hatten im Release-Monat noch etwa 46.600 gleichzeitige Zuschauer:innen zu Vanguard-Streams eingeschaltet, sind es im August 2022 nur noch etwa 2.600 – also knapp 5 Prozent! Damit liegt das Spiel sogar hinter seinem zwei Jahre älteren Vorgänger Modern Warfare, das noch 5.000 Zuschauer:innen im Durchschnitt verzeichnet.

Wer viele Zuschauer:innen auf Twitch anlockt, sind die Profis. Doch auch die hatten kein gutes Urteil zu Call of Duty: Vanguard übrig, wie wir auch berichteten. Nach dem Finale der Call of Duty League ließen  die Profis ihren Unmut über Vanguard heraus. aBeZy bezeichnete es beispielsweise als das „schlechteste Spiel, dass er je gespielt habe.“ Viele Profis stimmten der Aussage öffentlich zu.

Auch die allgemeinen Bewertungen des Spiels deuten eher in eine negative Richtung. So zählt Vanguard mit einem Score von 73/100 auf Metacritic zu den von Kritikern am schlechtesten bewerteten Call of Dutys aller Zeiten. Auch der User-Score von 3.5/10 ist alles andere als überzeugend.

Ist Vanguard wirklich das schlechteste Call of Duty?

Ist Call of Duty: Vanguard also das schlechteste Call of Duty aller Zeiten? Diese Behauptung lässt sich so wohl nicht halten. Obwohl es Erwartungen nicht erfüllen konnte und im Bergleich zu Vorgängern schlechter da steht, spielt es bei der Zahl der Verkäufe und Spieler:innen in der Top-Liga mit.

Zufrieden ist man bei Activision nicht, wie man selbst im Aktionärsbericht zugibt. Aber mit Blick auf 2022 will man aus seinen Fehlern lernen. Dann kehrt man mit dem Remake von Modern Warfare 2 zu dem Setting zurück, das den erfolgreichsten Teil der Serie lieferte.

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Bildquelle: Activision | Down icons created by prettycons – Flaticon