Warum der Esport Olympia braucht – und Olympia den Esport | BMW Esports Boost Follow Up

Olympia wird den Esport in der Zukunft mehr brauchen als der Esport Olympia.

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Es ist eine mutige These, die Evangelos Papathanassiou, Co-Founder der Esports Player Foundation, beim BMW Esports Boost im Juni aufstellte. Eine These, die wahrscheinlich wahr wird, vielen Fans der Olympischen Spiele aber nicht schmecken wird. Denn nach wie vor ist das größte internationale Sportevent neben der Fußball-Weltmeisterschaft vorrangig traditionellen Sportarten wie Leichtathletik vorbehalten.

Nur langsam öffnet sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) dem modernen Sport. Für die Sommerspiele 2020/2021 wurde beispielsweise erstmals Skateboarden als Disziplin zugelassen. Wenn man bedenkt, dass der Sport um die Jahrtausendwende einen riesigen Boom erlebte, sieht dieser Schritt des IOC nach 20 Jahren verschwendeter Zeit aus.

Dem Esport wird es ähnlich ergehen.

Moderner Sport, konservative Gesellschaft

Zwar hat das IOC bereits erste Schritte eingeleitet, den virtuellen Sport zu fördern. Noch gibt es aber zu viele Baustellen, die einer reibungslosen Umsetzung bei einem klassischen Sportevent wie Olympia im Weg stehen.

Eines der größten Probleme ist die Anerkennung der Esportler als Athleten. In vielen Ländern sind professionelle Gamer noch immer nicht gleichgestellt mit Berufssportlern. Das führt dazu, dass Einreisen erschwert werden, weil der Zugang zu nötigen Visa beschränkt wird. Wie zuletzt in Schweden, wo das Dota 2-Turnier “The International” nicht als Elite-Sportevent eingestuft wurde und eine Umsetzung in Stockholm dadurch unmöglich war. Dabei hat Schweden selbst viele erfolgreiche Esport-Organisationen wie die Ninjas in Pyjamas vorzuweisen.

Warum geht ein Land, das als Esport-Vorreiter in Europa gilt, in seiner Entwicklung so einen großen Schritt zurück?

Ich denke, das liegt an der Boomer-Kultur.

So versuchte Sam Mathews, CEO & Founder von Fnatic, beim BMW Esports Boost eine Erklärung zu finden. Mit dieser Aussage dürfte er auch recht haben, denn in vielen Ländern ist Gaming und damit auch der Esport weiterhin mit vielen Vorurteilen behaftet.

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Riesige Möglichkeiten, keine Anerkennung

Die Boomer-Generation, also jene Generation der Nachkriegszeit, ist mit klassischem Sport aufgewachsen, hatte wenig bis gar keinen Zugang zu Videospielen. Deren Kinder sind zwar mit Gameboy, Nintendo und PC groß geworden, die Strukturen waren aber noch längst nicht auf professionellen Sport ausgelegt. Anerkennung für Esportler? Eher Fehlanzeige. Und genau hier könnte die Integration des virtuellen Sports bei den Olympischen Spielen helfen.

Um das klarzustellen: Der Esport braucht Olympia nicht, um zu wachsen. Die Strukturen sind vorhanden, die Zuschauerschaft riesig. Allein in 2020 haben laut der Webseite statista rund 436 Millionen Menschen angegeben, zumindest gelegentlich Esport zu verfolgen. Bis 2024 ist demnach eine Steigerung auf über 577 Millionen Zuschauer zu erwarten.

Würde das IOC den Esport aufnehmen, würde es dem Sport aber die nötige Anerkennung verschaffen. Es würde professionelle Gamer mit klassischen Athleten gleichsetzen und deren harte Arbeit wertschätzen. Es würde das Ansehen des Esports in der Öffentlichkeit steigern. Es würde den Schritt gehen, den so viele Länder nicht gehen wollen – und dabei so viel gewinnen. Denn das IOC braucht den Esport, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben.

Junge Generationen beschäftigen sich immer mehr mit der digitalen Welt. Irgendwann wird der virtuelle den traditionellen Sport ablösen. Die Olympischen Spiele würden mit einer Esport-Integration ein Zeichen an die zukünftige Zielgruppe senden und ihnen den Zugang zum Event verschaffen. So wäre über Jahre hinweg die Zuschauerschaft sicher.

Aber selbst wenn das IOC sich dafür entscheiden sollte, bleiben offene Fragen.

Eine eigene Olympiade als Lösung?

Wie integriert man einen mit modernen Strukturen versehenen Sport in bestehende Traditionen, ohne ihn zu verfälschen? Welche Titel werden olympisch? Gibt es die klassische Nationenaufteilung?

Fragen über Fragen, leicht zu beantworten sind sie nicht. Die Speaker beim BMW Esports Boost brachten eine eigene Olympiade, losgelöst von den bestehenden IOC-Strukturen, ins Spiel. Mindestens aber sollte die höchstmögliche Autonomie über die Wettbewerbe gegeben sein. “Und das ist schon fast unmöglich”, schlussfolgerte Papathanassiou.

Abgesehen davon würde eine so deutliche Abgrenzung dem Esport auch nicht weiterhelfen, als Sport in der Gesellschaft anerkannt zu werden.

Damit das Vorhaben gelingt, müssten beide Seiten Abstriche machen. Die Esport-Branche müsste ihre Strukturen etwas aufbrechen und den klassischen Sportgedanken zulassen. Das IOC hingegen müsste die konservative Haltung ablegen, dass Sport nur körperliche Betätigung bedeutet, und den modernen Sportgedanken zulassen.

Aber bis das geschieht dürften noch einige Jahre vergehen.

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Bildquelle: IOC, ESL (Helena Kristiansson)
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