Warum Activision keine normalen Spieler in der World Series of Warzone will

„Einige der größten Namen von Call of Duty: Warzone treten für den größten Preispool an – das ist die World Series of Warzone“, schreibt Activision in der offiziellen Ankündigung am 19. Mai. Was zunächst nach einem gigantischen Esport-Vorstoß klingt, ist im Hintergrund nichts Weiteres als ein großes PR-Event, wo es nur auf dem Papier um sportliche Erfolge geht.

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Die Möglichkeiten, sich als einfacher Spieler für die Turnierserie zu qualifizieren, sind gering und unfair. Denn bislang bekommt nur das Siegerteam eines Qualifiers einen Platz im großen Turnier. Am Ende haben die großen Content Creator und Profispieler der amerikanischen Call of Duty League das Sagen.

Es ist so, als ob ein Nobel-Club die besten Events veranstaltet, du aber trotz bester Kleidung draußen vom Türsteher abgefangen wirst und dir dann die Party auf dem Bildschirm angucken kannst. Mittendrin, statt nur dabei, sieht leider anders aus. Vor zwei Jahren stand der Fortnite World Cup ständig in den Schlagzeilen, weil jeder Hanswurst die gleichen Chancen hatte und versuchen konnte, sich für die Finalrunde in New York zu qualifizieren und um etwas vom 30-Millionen-Dollar-Preisgeld abzubekommen.

In der World Series of Warzone hingegen besteht über 90 Prozent der Spieler aus vorbestimmten Profis, Streamern, Influencern und Partnern von Activision. Sportlich sieht anders aus. Es gibt keine Underdogs, keine Helden aus dem Nichts. Activision will ein künstlich aufgesetztes Event haben – keine Unterstützung der Community. Das ist die Schulnote 5 und somit mangelhaft für die sogenannten Esport-Ambitionen. Insgesamt beläuft sich das Preisgeld aller vier Turniere zusammen auf 1,2 Millionen US-Dollar, 300.000 USD pro Event. Und davon gibt’s leider am meisten für die ohnehin großen Fische im CoD-Teich.

Cheating-Probleme und viel Kontrolle

Warzone hat seit vielen Monaten mit erheblichen Cheating-Fällen zu kämpfen. Und dieses Problem steht einem Event im Wege, wo sich jeder einfache Spieler auf der Welt qualifizieren kann. Über 500.000 Cheating-Accounts haben Activision und Raven Software bereits gebannt. Doch ein Ende ist nicht in Sicht, weil die Cheater mit kreativen Lösungen und einem Haufen von Accounts zurückkommen.

In Fortnite haben wir in der WM-Qualifikation gesehen, wie schwerwiegend das Cheating bei hohen Preisgeldern sein kann. Eine Bannwelle kam herein, die über 1.000 Cheater aus dem Verkehr zog. Die zwei Spieler Xxif und Ronaldo schafften es sogar trotz Cheating auf die große Bühne, was einen enormen Shitstorm für Epic Games gab. Immerhin habe beide zum Antritt für die Finalrunde jeweils 50.000 US-Dollar erhalten und anderen Spielern die Möglichkeit verbaut.

Video: Call of Duty League – Die besten Gameplays des dritten Majors

Dieses Video ist ab 18 Jahren freigegeben.

Mit solchen Problemen will Activision nichts am Hut haben. Wohlwissend den erheblichen Cheating-Problemen in Warzone soll die Teilnehmerzahl von Unbekannten so niedrig wie möglich gehalten werden. Immerhin kann der Entwickler dann trotzdem sagen: Jeder hat seine Chance gehabt. Und die Kontrolle für die wenigen qualifizierten Spieler hält sich dann ohnehin in Grenzen.

Lieber spart sich Activision das Geld und den Aufwand, anstatt es in einen funktionierenden Anticheat zu stecken. Dann doch lieber das nächste geskriptete Event für einen Millionenbetrag rausfeuern. Hauptsache am Ende bekommen die Streamer und Profis ihren Anteil vom Kuchen ab und streichen voraussichtlich auch einen Großteil des Preisgeldes ein. Denn viele „normale“ Spieler, die sich über die Open Qualifier durchgekämpft haben, wird es nicht geben.

Party mit Streamern und ohne die Kern-Community

Außerdem werden die Open Qualifiern ohnehin zu einer Art Glücksspiel werden. Ehrliche Spieler müssen sich nämlich nach wie vor mit den zahlreichen Cheatern herumschlagen. Sollten die Betrüger am Ende oben stehen, werden sie durch die strenge Kontrolle von Activision vor der Endrunde direkt aussortiert. Rücken dann die Zeitplatzierten nach? Unrealistisch wäre es nicht, wenn die Top 10 eines Qualifiers aus Cheatern bestehen würde. Den Aufwand würde sich Activision dann wohl kaum machen wollen.

Dann lieber auf die ohnehin vertragsgebundenen Profis der Call of Duty League setzen und den großen Streamern noch mehr Geld über den Hintereingang reinschieben. Aus wirtschaftlicher Sicht macht dieser Schritt leider am meisten Sinn. Die generierten Aufrufzahlen über die bekannten Profis sowie Content Creator wie “NICKMERCS“, 100 Thieves CEO “Nadeshot” und vielen mehr ist die Aufmerksamkeit, die Activision auf Twitch, Youtube und Co. haben will. Doch die eigentliche Kern-Community, die leidenschaftlichen Spieler, hat herzlich wenig von dem Event. Am Ende bleibt nur ein bisschen Unterhaltung am Bildschirm – doch auf der Party feiern andere.

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Bildquelle: Activision
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