‘Ich könnte jederzeit live gestriked werden’ – DJs und das Twitch-Problem

Mit Anastasia Rose machte jüngst einer der größten deutschen DJ-Namen auf Twitch Schlagzeilen. Neben ihrer Anstellung als Soldatin soll sie trotz Krankschreibung Musik gemacht haben.

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Und sie ist nur einer der Shootingstars der großen DJ-Szene auf Twitch mit 140.000 Followern und regelmäßigen Bookings für Live-Gigs – wie der 1-Euro-Abfahrt-Party im Twister in Sande an der Nordseeküste.

Dabei ist Musik streamen auf Twitch gar nicht mal so unproblematisch, denn die meiste Musik, die gespielt wird, ist in der Regel urheberrechtlich geschützt. Abmachungen scheint es zwischen Twitch und GEMA offiziell nicht wirklich zu geben. Genau darüber wird seitens der Musikverwertungsgesellschaft zumindest nicht gesprochen. Die GEMA vertritt Interessen ihrer Mitglieder bei Themen wie dem Urheberrecht.

“Grundsätzlich muss lizenziert werden”

Auf eine esports.com-Anfrage bezüglich bestehender Abmachungen mit Twitch hieß es: “Grundsätzlich muss die Nutzung von Musik auf entsprechenden Online-Plattform lizenziert werden. Die GEMA ist im Sinne der User der Plattformen bestrebt, Lizenzverträge direkt mit den DSP/Musikplattformen abzuschließen, über die die Musiknutzung der einzelnen User auf den Plattformen abgedeckt ist. Solch ein Vertrag besteht beispielsweise seit einigen Jahren mit YouTube.”

Auf einen Vertrag mit Twitch wurde nicht eingegangen. Und das stresst auch die Künstler – denn die werden nach eigener Aussage auch von der Plattform im Ungewissen gelassen. “Wir haben Anfangs mit der GEMA Kontakt gehabt und uns wurde bestätigt, dass die GEMA nicht mit Twitch zusammenarbeitet”, führte Streamerin Ohhclaire im Gespräch mit esports.com aus: “Deshalb sind keine Lizenzen erforderlich. Musik ist weiterhin eine Grauzone und Twitch kümmert sich weiterhin nicht darum, uns damit zu helfen.”

“Ich könnte jederzeit Live gestriked werden”

Ohhclaire ist DJane auf Twitch mit rund 25.000 Followern und hat mit einer Angst zu kämpfen: “Seit Jahren wird gefordert, endlich notwendige Lizenzen zu besorgen oder Musikrechte, aber es passiert seitens Twitch nichts. Stattdessen lassen sie uns ins offene Messer laufen. Ich könnte jederzeit Live gestriked werden, was zum Glück noch nie passiert ist.” Bei drei Strikes ist der Account gesperrt.

Aus diesem Grund verzichten die meisten Content Creator, die Musik benutzen, auf ihre VoDs. Zu Beginn von 2021 führten reihenweise Urheberechtseinsprüche zu Problemen bei einigen Streamern.

Grundsätzlich darf man nur Musik spielen, bei der man Rechte oder entsprechende Lizenzen besitzt. Bei der GEMA gibt es aber keine explizite Lizenz für Livestreams. Auf der Webseite beschränkt sich die mögliche “Streaming”-Lizenz auf Hintergrundmusik oder On Demand-Inhalte. Beides trifft für DJ-Streams nicht zu.

Plattformen sind Lizenzschuldner

Auf die Nachfrage, was Creator lizenztechnisch beachten müssten, heißt es von der GEMA:

“Häufig sind die Plattformen die korrekten Lizenzschuldner, nicht die Uploader. Einzelfälle werden entsprechend geprüft. “

Das lässt Streamer natürlich weiter in der Grauzone, was mit ihrem Kanal passieren kann.

Aktuell ist Twitch aber ein super Tool, um aufstrebenden DJs eine Fläche zu bieten. Auch Ohhclaire kann das bestätigen, denn sie rutschte aus dem Gaming- und Just-Chatting-Bereich in die Musikstreams – und so auch an andere Orte:

“Ich habe durch das Streaming einige sehr gute Kontakte erhalten und damit auch Bookings.”

Und so würde auch abseits der Liveübertragungen Geld am Mischpult reinkommen. Denn wer weiß, wie lange das Streaming noch gut geht.

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Bildquelle: Twitch
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