Neue Twitch-Regeln verärgern Community – Vergrault der Streaming-Gigant seine Content-Creator?

Man merkt: Es ist ein neuer Chef im Hause Twitch. Nachdem die Auszahlungen für vor allem große Streamer gesenkt wurden und schon dort ein riesiger Shitstorm auf die Livestream-Plattform einprasselte, hat die jetzige Änderung wohl den Vogel abgeschossen.

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Es soll neue Regeln auf Twitch geben, die sich besonders auf Kooperationen mit Firmen und die daraus resultierende Werbung seitens der Streamer beziehen – es brennt in der gesamten Community!

Twitch verkündet neue Werberichtlinien

Ab dem 1. Juli 2023 sollen folgende Änderungen in Kraft treten:

  • Logos im Stream der beworbenen Firmen dürfen nur noch 3 % der Bildschirmgröße einnehmen.
  • Es dürfen keine eigens erstellten Werbungen oder andere Clips eingeblendet werden.
  • Der Streamer darf keine Banner einblenden, die Werbung für ein Produkt machen.
  • Audioanzeigen, wie von Spotify oder Apple Music, sind ebenfalls nicht mehr gestattet.

Erlaubt ist hingegen weiterhin:

  • Panels und Links auf der Kanalseite.
  • Über Werbeprodukte sprechen und sie im Hintergrund platzieren.
  • Gesponserte Spiele streamen.

Video: Twitch-Nachhilfe – Das sind Deutschlands wichtigste Streamer




Was bedeutet das für Streamer und ihre Projekte?

Neben dem Verzicht der Werbeclips von eigenen Produkten oder Merchandise, wird es zudem vorrangig für große Events wie “The Great Fight Night” von Trymacs oder sämtliche Esport-Turniere noch unprofitabler, auf Twitch zu streamen.

Denn gerade solche Veranstaltungen leben von ihren Sponsoren und den dort eingeblendeten Werbespots oder größeren Logos. Die Livestream-Plattform selbst steuert meist nichts oder nur wenig dazu.

Weiterhin werden damit nicht nur Unternehmen gefährdet, sondern auch gemeinnützige Veranstaltungen wie beispielsweise Games Done Quick.

Neue Werberichtlinien lösen Shitstorm aus

Die Community sieht die neuen Regeln als absolut einschränkend und beschuldigt Twitch, dass sie schlichtweg nur noch mehr Geld mit ihren eingebauten Werbeangeboten machen möchten.

Während Gronkh die Richtlinien als erneuten „Arschloch-Move“ betitelt, überlegen andere, ob es nicht doch an der Zeit ist, die Plattform zu verlassen.

Das Netzwerk One True King (OTK) formuliert es da deutlicher: Wenn die Regeln genauso verabschiedet werden, tun sie das auch und wechseln den Livestream-Dienst. In OTK sind viele große Streamer wie Mizkif, Asmongold und Emiru tätig.

Sie prangern die Plattform in einem offenen Brief unter anderem an, nicht im Sinne der Content-Creator zu handeln und dass einige Streamer so nicht mehr ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Sie fordern, dass reflektiert und nachgedacht wird, was man da genau entscheidet.

Asmongold und auch Mizkif haben beide fernab dessen nochmal bestätigt, dass sie bei diesen Regeln Twitch verlassen werden. Ersterer hat zudem ein Video dazu gemacht und bekräftigt darin, dass er aktiv nach einer Alternative suchen wird.

Mr. Beast, einer der einflussreichsten und größten Influencer, plant gegen die Plattform zu protestieren und beim Konkurrenten Kick.com zu streamen. Er kritisiert Twitch außerdem und äußert, dass sie konstant schlechte Entscheidungen treffen und ihre Creator benachteiligen – er erhält dabei sogar Zuspruch von Elon Musk.

Selbst die Emotes wollen Twitch verlassen: Gründer von ceogaming und das Gesicht hinter dem berühmten Emote “Jebaited”, Alex Jebailey, hat angekündigt, dass er nicht weiter als Emote zur Verfügung steht, wenn die Richtlinien so durchgesetzt werden.

Eine Menge weiterer Streamer und die gesamte Community wurden so laut, dass Twitch sich tatsächlich nur wenige Stunden später zu den Richtlinien geäußert hat.

Twitch bezieht Stellung zu ihren Werberichtlinien

In einem Twitter-Thread entschuldigt sich die Livestream-Plattform dafür, dass die neuen Regeln „zu weit gefasst“ waren und dadurch Verwirrung und Frustration ausgelöst hat. Weiterhin beteuern sie, dass sie Streamer nicht daran hindern wollen, weitere Kooperationen mit Firmen einzugehen und verstehen die Wichtigkeit dahinter.

Sie fahren damit fort, dass sie Drittanbieter-Werbenetzwerken schlichtweg verbieten wollten, Werbevideos und Display-Anzeigen auf Twitch zu verkaufen. Bei anderen Diensten werde das wohl mit ähnlichen Regeln gehandhabt.

Schlussendlich wollen sie die Richtlinien nochmal klarer formulieren. Sie bedankten sich für das Feedback und wollen sich alsbald mit der neuen Verfassung der Vorschriften melden.

Machen andere Streaming-Dienste das wirklich genauso?

Tatsächlich hat YouTube ebenfalls Werberichtlinien, die es Streamern und Videokünstlern verbieten, Werbeanzeigen, Bild-Overlays und Video-Bumper zu zeigen und nutzen. Die Regeln gelten immer dann, wenn die Video-Plattform ein vergleichbares Werbeformat anbietet, wie z. B. die bekannten Werbeunterbrechungen mitten im Video.

Wirklich umzusetzen scheinen sie das laut Usern aber nicht wirklich – dennoch ist die Vorschrift ziemlich ähnlich zu manchen von Twitch.

Weitere Twitch-Richtlinien haben sich eingeschlichen

Neben all dem Drama um die Werbung gibt es noch drei weitere Punkte, die der Community negativ aufgefallen sind:

  • Ein Streamer muss Gebühren zahlen, wenn der Kanal vom Monetarisierungsprogramm – also Affiliate oder Partner-Status – befreit wird. Entweder sind das 25 US-Dollar oder der angesammelte niedrigere Verdienst. Das kann eintreten, wenn der Streamer kündigt oder gekündigt wird (Punkt 6.4 unter „Monetarisierungsvereinbarung für Twitch-Streamer“).
  • Twitch zahlt nicht mehr alle 30 Tage aus, sondern alle 45 (Punkt 4.1 unter „Monetarisierungsvereinbarung für Twitch-Streamer“).
  • Alle Streamer, egal ob Affiliate oder Partner, dürfen nicht parallel auf mehreren Plattformen live gehen. Zuvor durften alle außerhalb des Monetarisierungsprogramms simultan auf mehreren Seiten gleichzeitig streamen (Punkt 11 unter „Nutzungsbedingungen“).

Darüber hinaus wurde – allseits bekannt – Twitch-Turbo von 8,99 auf 11,99 Euro angehoben. Außerdem wird einem Nutzer das Abo-Programm nun immer wieder vorgeschlagen, während man auf der Seite aktiv ist.

Das Abo entfernt vor allem jegliche Werbung in allen Streams und kommt mit weiteren kleinen Goodies, wie einem Icon, Namensfarben und Emoticons. Überdies können Twitch-Streamer damit ihre VODs für 60 statt für 14 Tage abspeichern.

Viele Änderungen, die natürlich von der Konkurrenz nicht unbemerkt bleiben. Diese wollen nun offenabr die Chance für sich nutzen.

Konkurrenten von Twitch werden aktiv

Während sich in vielen Twitter-Antworten zur Kritik an Twitch unterschiedliche Livestream-Dienste tummeln, die immer wieder ihren Service anbieten, will Trovo.live sogar zahlen.

Sie versprechen allen Streamern, die Twitch verlassen und ihren Vertrag kündigen müssen, die aufkommende Gebühr zu bezahlen.

Aber Trovo hat sich die Kostenübernahme nicht ausgedacht. Zuvor hat auch Kick.com gepostet, dass sie die Gebühren für alle Streamer beim Wechsel übernehmen würden.

Viele meinen, dass gerade jetzt die Chance bestünde, einen Streaming-Dienst aufzubauen oder zu erweitern und zu zeigen, dass es wichtig ist, ebenfalls im Sinne der Content-Creator zu handeln. Twitch bewege sich laut der Community Richtung Abgrund und würde mit den neuen Werberichtlinien sterben.

Es bleibt jetzt abzuwarten, wie genau die Regeln neu formuliert werden und ob alle Parteien ihre Versprechungen und Drohungen wirklich durchziehen.

Update vom 8. Juni: Twitch hat auf Twitter bekannt gegeben, dass sie die Werberichtlinien komplett verwerfen und Verständnis geäußert. Sie sagen, dass diese Vorschriften weder gut für Creator noch für die Plattform selbst gewesen wären.


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Quellen: Twitch

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