Serien für The Last of Us, God of War und Horizon – Muss das sein?

Videospiele boomen – und das nicht erst seit Corona. Bereits seit mehreren Jahren lassen die Gaming-Umsätze die Film- und Musikindustrie weit hinter sich. Bereits in 2022 soll die Branche laut Prognosen weltweit über 200 Milliarden US-Dollar einbringen. Klar, dass Unternehmen wie Amazon oder Netflix auf den Gaming-Sektor aufmerksam werden.

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Gemeinsam mit Sony arbeiten die Streamingriesen inzwischen an Serienadaptionen von den beliebten Action-Rollenspielen Horizon und God of War. Auch eine erste The Last of Us-Staffel befindet sich gerade bei HBO in Arbeit. Für viele Fans klingt das wie ein wahrgewordener Traum: Ein Binge-Marathon zum eigenen Lieblingsspiel. Aber muss das denn wirklich sein?





Hollywood kann kein Gaming?!

Sind wir doch mal ehrlich: Videospielverfilmungen sind wohl eines der kontroversesten Genres der Filmindustrie. An den meisten scheiden sich die Fan-Geister, man weiß einfach nie, was man bekommt. Abgesehen von der LoL-Serie Arcane konnte auch noch keine Adaption ein großes Publikum begeistern. Zwar gab es ganz erfolgreiche Streifen wie die Sonic-Reihe oder World of Warcraft (ja, der war erfolgreich), aber Filme wie Super Mario (Cringe!), Far Cry (mit Til Schweiger?!?) oder Alone in the Dark (WTF?) haben Gaming in der Kinobranche leider auch nicht zu einem besseren Image verholfen.

Die Umsetzung der Geschichten ist zum Großteil leider einfach mies, weil die Filmschaffenden den Kern der Spiele meist völlig aus den Augen lassen. Das letzte Negativbeispiel war wohl die Verfilmung von Uncharted, die eigentlich als eine der beliebtesten Action Adventure-Reihen gilt. Was daraus aber gemacht wurde, war ein zusammengewürfeltes Etwas, das zwanghaft versuchte, den Humor der Spielereihe einzufangen und dabei noch alle Actionszenen zu verwursten, die es jemals in den Games gab. Für Nichtkenner des Franchise sicher ganz nett anzuschauen, für alle anderen eher weniger.

Dabei sind die Besetzungen der Charaktere meist gut bis hochkarätig. Hollywood-Größen wie Jake Gyllenhaal (Prince of Persia), Michael Fassbender (Assassin’s Creed) oder Oscar-Preisträgerin Angelina Jolie (Tomb Raider) durften sich schon an Gaming-Filmen probieren. Auch die Last of Us-Serie hat mit Pedro Pascal (Narcos, The Mandalorian) einen Top-Star als Hauptfigur Joel an Land gezogen. Horizon und God of War werden sicher ebenfalls den ein oder anderen großen Namen aus dem Hut zaubern. Aber reicht das aus, um aus einem herausragenden Videospiel eine herausragende Serie zu machen?

 

Ein Film im Spiel

Eindeutig: Nein! Das Wichtigste bei Videospieladaptionen ist und bleibt die Story – und das Setting. Nur, wenn das auch auf der Leinwand erfasst wird, kann eine Verfilmung funktionieren. Hier sind Serien die deutlich bessere Variante, da die Geschichte über mehrere Folgen aufgebaut werden kann und nicht innerhalb von zwei Stunden abgefrühstückt wird (man stelle sich mal vor, Aloy kommt innerhalb von 120 Minuten ihrem Geheimnis auf die Spur…). Aber hier entsteht bei den genannten Action-Rollenspielen auch ein Problem.

The Last of Us Serie HBOThe Last of Us Serie HBO
Pedro Pascal und Bella Ramsey spielen die Hauptrollen in der The Last of Us-Serie. | Bildquelle: HBO

The Last of Us, Horizon und God of War sind an sich schon aufgebaut wie eigene Filme. Die verschiedenen Charaktere, der Spannungsbogen und mehrere Filmsequenzen machen die Games eher zu einem aktiven Filmerlebnis als zu einem bloßen Spiel. Die kleinen Nebenquests (Schätze sammeln, Rätsel lösen usw.) und die inzwischen sehr beliebte Mechanik, die Handlung durch eigene Entscheidungen zu beeinflussen, geben einem zudem das Gefühl, ein ganz eigenes Abenteuer mitzugestalten. Warum braucht man also eine generische Verfilmung von etwas, das man selbst immer wieder erleben und auf seine Weise aufbauen kann?

Ganz einfach: Filme und Serien können Menschen außerhalb des Gaming-Kosmos erreichen. Wer nicht Gaming-affin ist kann so die Geschichten von Aloy, Kratos und Co. erleben, ohne das Spiel selbst spielen zu müssen. Für die Branche ist das natürlich auch eine Möglichkeit, neue potenzielle Kunden anzuziehen. Die Gaming-Fans sind nicht zwingend die Zielgruppe, was leider dazu führen kann, dass das Lieblingsspiel komplett aus dem Zusammenhang gerissen und verfälscht wird. Die meisten Anhänger der Spiele werden sich die Adaptionen aber wohl trotzdem anschauen – allein deshalb, um herauszufinden, ob es endlich mal besser gemacht wurde als bisher.

Für alle, die die Games nie selbst spielen werden, sind die Serien und Filme daher sicherlich eine Bereicherung. Für alle Fans der Spiele könnten sie aber zu einem weiteren Übel werden.


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Bildquelle: Sony

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