LoL: Die andere Seite des G2-Erfolgs – “Wieder Mensch sein”

Druck, soziale Spannungen und Isolation: Auch wenn G2 Esports das League-of-Legends-Team 2019 war, hatte der Erfolg auch seine Schattenseiten. Gerade Perkz gab jüngst in einem Interview tiefe Einblicke in sein Seelenleben.

“Mindestens zwölf Stunden Training pro Tag im Durchschnitt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es ist. Ich möchte einfach wieder Mensch sein.”

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Das waren die Worte von G2 Esports’ Starspieler Luka “Perkz” Perković am Ende von “Chasing the Dream”, der Dokumentation zur League-of-Legends-Weltmeisterschaft.

Die Europäer verpassten nach einem Sensationsjahr im Finale der Worlds die Krönung der Saison durch ein 0:3 gegen FunPlus Phoenix. Zuvor hatten sie über das Jahr hinweg das Mid Season Invitational und beide LEC-Finals gewonnen. Ein Meilenstein!

Auch in diesem Jahr sind die Mannen um Perkz nach sechs Siegen in der europäischen Königsklasse wieder in der Erfolgsspur. In einem Interview mit InvenGlobal sprach Perkz diese Woche nun aber offen über seine mentalen Probleme im vergangenen Jahr.

“Ich habe mich mehr über den Wettkampf definiert, als wirklich Mensch zu sein”, fasste er die schwierige persönliche Phase zusammen. “Ich denke, ich war die letzten eineinhalb Jahre ausgebrannt.”

Positionswechsel gegen die Extrembelastung?

Eigentlich ist er AD-Carry, gab diese Position aber 2019 an Neuzugang Rasmus “Caps” Winter ab und rückte dafür selbst auf die Botlane. Zum Start dieser Saison tauschten die beiden ihre Positionen aber wieder.

Der extremen mentalen Belastung habe das nicht wirklich entgegengewirkt. “Burnout kommt vom Spielplan, deiner Trainingsroutine und deinem Lebensstil. In letzter Zeit habe ich das Training überreizt und mich nicht mehr um mich selbst gekümmert. Auch die Freizeit blieb aus, aber ich kriege nun langsam die Balance,” so Perkz.

Die LoL-Saison geht für die Topspieler bis zu elf Monate. Dazu bereiten sich viele Teams nach Spielerwechseln weit vor dem Saisonstart entsprechend vor. Bei G2  gab es für 2020 keine Wechsel – eine Entlastung für Perkz: “Es ist das erste Mal, dass ich eine Offseason erlebe.”

“Elf Monate nur Druck”

Auch Fabian “GrabbZ” Lohmann, der deutsche Coach von G2, sprach nach den Worlds im Podcast “unmuted” über den Abfall der Last nach der Saison: “Wir hatten elf Monate nur Druck.” Bis zur Weltmeisterschaft habe es keine Zeit zum Durchschnaufen gegeben.

“Und bei Perks geht das seit vier Jahren so”, ergänzte Lohmann. Bei bis zu 14 Stunden Training bleibe keine Zeit für Privatleben.

Vor dem Finale habe der Coach schon gemerkt, “dass manche mental schon so weit waren: ‘Ein Best-of-Five noch, dann bin ich frei und kann wieder leben, atmen. Ich kann meine Freunde sehen. Ich kann irgendetwas anderes machen außer League.'”

Keine Erfahrung mit der Leistungswelt

Lohmann stellte aber auch klar, dass es dabei sicherlich keinen Unterschied zu anderen Profisportlern gäbe.

Im Esport können die Stars aber noch nicht durch Jugendakademien oder ähnliches in diese Art Leistungsgesellschaft reinwachsen. Bei vielen kommt der Erfolg zu plötzlich, sodass die Erfahrung fehlt.

GrabbZ selbst hatte sich nach dem verlorenen Finale zwei Wochen Zuhause eingeschlossen. “Ich war nicht mehr in der Lage mit Menschen zu reden, weil ich das ganze Soziale über das Jahr aufgebraucht habe. Es ist wie eine WG aus der man nicht rauskommt,” erklärte er im November 2019. Seite Ende Januar geht es für ihn in der LEC wieder zur Sache.

GrabbZ nach dem Finale: “Ich hab mein Team im Stich gelassen”

Das derzeitige G2-Lineup ist zusammengestellt worden, um LoL-Weltmeister zu werden. Die Geschichten der Protagonisten zeigen, dass die Spieler Opfer bringen und persönlich an ihre Grenzen gehen. Der Wille zum Erfolg ist weiterhin das oberste Credo – für das die Gamer das “Mensch sein” manchmal hinten anstellen.

Doch Coach GrabbZ stellte auch klar: “Es ist geil, diesen Druck zu haben, deswegen mache ich es auch. Diesen Druck zu haben und nicht zu wissen: gewinne oder verliere ich? Das ist ein Reiz, den ich nicht missen möchte.”

Bildquelle: Michal Konkol/Riot Games

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