Kommentar – Twitch lässt die Streamer im Stich!

Twitch hat ein Problem, ein Urheberrechtsproblem. Ende Oktober erreichten mehrere Anzeigen wegen Nutzung von lizenzierter Musik die Streamingplattform. In der Folge löschte das Unternehmen abrupt tausende Videos von Streamern und gab eine Warnung raus, ganze Archive zu löschen, falls Streamer betroffene Inhalte nicht selbstständig entfernen würden.

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Da diese Maßnahmen mit einer sehr kurzen bis gar keiner Vorwarnung durchgesetzt wurden, sind die Streamer verständlicherweise verärgert über den Verlust von jahrelang produzierten Content.

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Stumme Videos aus Protest

Einige Streamer haben sich angesichts der Situation mit dem Hashtag #DMCAsoundoff zusammengeschlossen, um mit komplett verstummten Videos ein Zeichen zu setzen.

Hier die Übersetzung:

“Ich habe den Rat von Twitch befolgt und mein Rocksmith-Spiel stumm geschalten. Klingt ziemlich gut, finde ich! Man bekommt auch eine realistischere Erfahrung mit schwitzenden Metalheads!”

Ein schlechter Versuch einer Entschuldigung

Twitch’ jüngster Blogpost sollte nun die Wogen glätten, doch der Entschuldigungsversuch brachte nicht die erwünschte Versöhnung. Die Begründung, warum die Plattform so lange gebraucht hat, um das Thema klar und deutlich zu kommunizieren, wirkte äußerst gleichgültig, wenn man bedenkt, mit wie vielen Problemen Content-Creator nun konfrontiert werden.

Twitch versprach zwar, neue Tools für ein besseres Management von DMCA-bezogenen Fragen zu entwickeln, nannte aber keinen Zeitrahmen für eine verbesserte Archivverwaltung oder Musikerkennung. Stattdessen bot das Unternehmen nur die folgenden Optionen an:

“1) wenn Sie aufgenommene Musik auf Ihrem Stream abspielen, müssen Sie damit aufhören.

2) Wenn Sie es nicht bereits getan haben, sollten Sie Ihre historischen VODs und Clips, die Musik enthalten könnten, überprüfen und alle Archive, die Musik enthalten könnten, löschen. “

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Müssen Streamer das gesamte Spiel stumm schalten?

Es ist richtig, dass aufgenommene Musik nicht mehr über den Stream abgespielt werden darf. Derzeit gibt es aber auch zahlreiche Fälle, in denen Streamer von den Anzeigen betroffen sind, weil die Hintergrundmusik des Spiels das Urheberrecht verletzt haben sollte.

Die Twitch-“Lösung” besteht darin, den gesamten Spielsound stumm zu schalten. Für eine Plattform, die sich als “die weltweit führende Videoplattform und Community für Gamer” rühmt, kann es allerdings nicht die Art sein, wesentliche Teile eines Videospiels zu verbieten.

Diese neue Mitteilung zeigt, dass Twitch die Verantwortung auf die Streamer schiebt, anstatt tatsächlich zu handeln und diese zu unterstützen. Musik- und Medienrechte sind zwar allgemein ein kompliziertes Thema. Eine Tochtergesellschaft von Amazon, eines der größten Unternehmen der Welt, sollte aber besser dafür gerüstet sein, das Problem zu klären, als einzelne Streamer.

Es gibt nämlich auch andere Möglichkeiten, mit derartigen Rechtskonflikten umzugehen. Twitch und Amazon müssen dafür nur auf ihre Konkurrenz schauen. Wenn Facebook Gaming in der Lage ist, eine Vereinbarung auszuhandeln, die es ihren Streamern erlaubt, Hintergrundmusik abzuspielen, dann sollte Twitch mehr als fähig sein, das Gleiche zu tun.

Twitch geht zwar kurz auf das Thema ein, sagt aber nie warum “die derzeitigen Konstrukte für Lizenzen, die die Plattenfirmen mit anderen Diensten haben, für Twitch weniger sinnvoll sind”. Warum also handelt die Streamingplattform nicht, um die Community zu schützen, die dazu beigetragen hat, Twitch zur größten Streaming-Website weltweit zu machen? Die Antwort: Twitch kümmert sich einfach nicht genug darum! Das Unternehmen zeigt Nachlässigkeit im Umgang mit dem Problem, das die Basis ihrer Webseite bedroht.

 

 

Zusammen mit der anhaltenden Frustration der Zuschauer über die neuen Mid-Rolls (Werbebanner währen eines Streams) und die zunehmende Häufigkeit der Anzeigen, entfremdet Twitch immer mehr seiner Nutzer und hat den Kontakt zur Community nahezu verloren. Sollte Twitch die Einstellung zu diesen Themen nicht wesentlich ändern, könnten Streamer bald zur Konkurrenz abwandern. Die ist zwar (noch) nicht so groß, bietet seinen Usern aber wenigstens Lösungen an.

 

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Bildquelle: Twitch

 

 

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