Kommentar: Rampenlicht? Nein danke! Das Problem der Selbstvermarktung im Esport

Preisgelder in Millionenhöhe, aber nur wenige Spieler, die diese gewinnen. Warum es gerade im Esport so wichtig ist, eine starke Marke aufzubauen, um nachhaltig davon zu profitieren. Ein Kommentar von Kai Liebe.

 

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Größere Organisationen wie Team Liquid können durch Werbeverträge, Partnerschaften und Investoren ihren Spielern neben gewonnen Preisgeldern, gute Gehälter zahlen. Das ist das Resultat einer guten Wachstumsstrategie, erfolgreichen Marketingkampagnen, klugen Investments und talentierten Spieler, die große Turniere für sich entscheiden können.

Damit gehört Team Liquid aber eher zur Ausnahme. Kleinere Organisation verfügen nicht über große Marketing Budgets oder gewinnbringende Werbedeals. Diese klammern sich meist an die pure Leistung ihrer Spieler und den verbundenen erwirtschafteten Preisgeldern.

Zu wenig Medienpräsenz von Esportler

Verglichen mit herkömmlichen Sportlern haben die meisten Esportler noch eine sehr geringe Medienpräsenz, welche dazu führt, dass sie sehr leicht zu ersetzen sind, falls die gewünschte Leistung ausbleibt.

Es ist nicht allzu selten, dass Spitzensportler wie ein Christiano Ronaldo oder ein Robert Lewandowski neben dem Platz mehr Geld durch Werbeeinnahmen verdienen als mit ihrer Profession. Doch nicht nur die Spieler, sondern auch Vereine können sich diese Selbstvermarktung zunutze machen. Beispielsweise wurde die Rekordablösesumme von 100 Millionen Dollar für Cristiano Ronaldos Transfer nach Juventus Turin allein durch Trikot-Verkäufe bezahlt.

Warum also nicht auch im Esport?

Sowohl als Esport-Organisation, als auch als Esportler ist es langfristig gesehen von Vorteil, eine starke Marke und eine damit verbundenen Online-Präsenz zu führen, um den Stellenwert von Spielern aufbauen und vermeintliche Verlusten sowie einer fallenden Leistung entgegenzuwirken.

“SpunJ” kritisiert ausbleibende Präsenz von Spielern

Der CS:GO Analyst und ehemalige Counter-Strike Profi Chad “SpunJ” Bruchill sieht das Thema sehr kritisch und redet offen über Spieler, die gerade durch die erschwerten Umstände mit Corona bedingten Online-Turnieren keinen Beitrag für ihre Organisation leisten.

Hier der Clip zu SpunJs Kommentar:

“Es gibt nur eine Handvoll Spieler, die eine Marken-Power aufweisen. Manche von ihnen streamen und sind dadurch sehr erfolgreich geworden. Andere hingegen haben nichts … absolut keinen Einfluss. Wenn ihr kein offizielles Turnier spielt, bringt ihr nichts für eure Organisation ein. Das klingt fürchterlich, ist aber die Wahrheit. Ihr seid entweder sehr schlecht in Interviews oder wollt diese gar nicht erst führen. Ihr habt keine Präsenz in sozialen Medien […] ihr tragt einfach nichts zur Markenbindung eurer Organisation bei …”, so der australische Analyst.

Fehlende Marketingkenntnisse bei jungen Spielern

Anders als zum Fußball, bei dem professionelle Spieler seit mehreren Jahrzehnten Medien-Coaching erfahren, werden Esportler bei öffentlichen Beiträgen des Öfteren ins kalte Wasser geschmissen. Das zieht mit sich mit, dass sie absolut unerfahren sind, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Interviews werden daher eher gemieden oder nur zögernd angenommen. Grund dafür ist meistens die eigene Verschlossenheit der Spieler oder fehlende Englischkenntnisse, um ein anständiges Interview zu führen. Würden Esportler also früh Marketing-Schulungen bekommen, wäre dies großer Boost für die eigene Selbstvermarktung. Dann würden auch Fehler wie der Folgende vielleicht weniger passieren.

 

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Fehler können das Karriere-Ende bedeuten

Als YouTuber mit fast 1,97 Millionen Abonnenten und als Profi-Spieler mit Vertrag beim FaZe Clan war Jarvis eigentlich schon in einer guten Position. Doch experimentierte er mit einem Aimbot-Cheat in Fortnite. Eigentlich wollte der damals 17-Jährige damit ein unterhaltsames YouTube-Video erstellen, bekam für diese Aktion aber einen lebenslangen Bann.

FaZe.Jarvis lebenslänglich gesperrtFaZe.Jarvis lebenslänglich gesperrtBildquelle: YouTube (@FaZe Jarvis)

Mach es wie Faker

Anders als Jarvis kann Faker als Best Practice herangezogen werden.  Seine Auftritte und Interviews bei Turnieren als auch fernab von Spielen machten ihn neben seinen In-Game-Fähigkeiten weltweit berühmt. Sogar der League of Legends Entwickler Riot Games lobte sein Engagement und inszenierten ihn als einen “Gott”. Fakers Auftritte werfen ein gutes Licht auf das gesamte Team und ist deshalb unverzichtbar für die Esport-Organisation T1.

Bildquelle: Ran.de

Fazit

Der Esport erlebte in den letzten Jahren einen regelrechten Boom und ist entsprechend schneller gewachsen als die Professionalisierung der Teams. Gerade im Umgang mit Medien und der Selbstvermarktung gibt es für die meisten Teilnehmer reichlich Nachholbedarf. Da die Karriere eines Spielers sehr kurz sein kann, sollten die Organisationen ihren jungen Spieler, wie im normalen Sport, bessere Möglichkeiten geben, ihre eigene Marke zu entfalten, auf Interviews und Live-Auftritte coachen und somit ein nachhaltigeres Umfeld für die eigene Organisation als auch seiner Spieler zu ermöglichen.

 

Das sind die Experten der Selbstvermarktung in der Gaming Branche:

Mit dem Einstampfen von Microsofts Streaming-Plattform Mixer sind zwei der größten Streamer der Welt “arbeitslos” geworden. Ninja und shroud wechselten den Arbeitgeber und auch Dr. Disrespect ist nicht mehr auf seiner Stamm-Plattform Twitch zu finden. Wie die Wechsel abgelaufen sind, findet ihr im folgenden Video:

 

 

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Bilderquellen: YouTube, Ran.de

 

 

 

 

 

 

 

 

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