Kommentar – Esport-Turniere nur für Frauen: Ein Schritt in die falsche Richtung

G2 Esports verpflichtet ein reines Frauenteam für League of Legends. Nach dem Erfolg mit dem weiblichen Roster in VALORANT, will die Esport-Organisation nun auch im beliebten MOBA angreifen. Aber macht das überhaupt Sinn?

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Viele Pläne in der Frauen-Szene

In den letzten Jahren ist das Thema Frauen im Esport immer mehr in den Fokus gerückt. Organisationen und Publisher wollen den weiblichen und diversen Spielern eine Bühne bieten und sie unterstützen. Riot Games hat beispielsweise in VALORANT mit Game Changers eine reine Frauenliga an den Start gebracht. Nun soll, laut Esport News UK, auch eine für League of Legends im selben Stil folgen.

Die deutsche Initiative Equal eSports setzt ebenfalls auf Frauen-Power. Auch Women in Esports, eine Initiative der British Esports Association, hat bereits 2020 in Zusammenarbeit mit FACEIT ein CS:GO-Turnier ins Leben gerufen, das sich nur an Frauen und Personen, die sich als Frauen fühlen, richtet.

Auf der Veranstaltungsplattform können sich die Mitglieder austauschen und Teams bilden. Ein eigener Discord-Server ist eingerichtet. In der Pressemitteilung hieß es, man wolle eine offene Community schaffen, die mehr Frauen dazu ermutigt, an Esport-Turnieren teilzunehmen. Die Events sollen außerdem als Karrieresprungbrett dienen.

Das kann klappen und ist an sich gut gemeint, aber doch ein Schritt in die falsche Richtung.

Reduzierung auf das Geschlecht

Der Esport macht keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Hier sind keine körperlichen Voraussetzungen entscheidend, wie es beispielsweise im Leichtathletik oder Fußball der Fall ist. Reaktionsschnelligkeit oder taktisches Verständnis sind nicht an das Geschlecht gebunden – Teamwork sowieso nicht. Esport kann theoretisch jeder, wenn man sich dahinterklemmt, viel trainiert und das gewisse Talent mitbringt.

Turniere oder Ligen nur für Frauen auszurichten, nimmt dem Esport genau diesen Aspekt. Es unterscheidet zwischen Mann und Frau und setzt den Esport damit auf eine Stufe mit anderen Sportarten. Es nimmt der Branche die Möglichkeit zu zeigen, dass sie anders ist.


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Dass auch die Gaming- und Esport-Szene noch sehr männerlastig ist, ist kein Geheimnis. Es ist auch Fakt, dass es Frauen hier nicht leicht haben. Die Community ist teilweise sehr toxisch, sexistische Kommentare keine Seltenheit. Daran muss gearbeitet werden. Mein Kollege hatte darüber bereits berichtet.

Viele Organisationen haben bereits versucht, mit Frauenteams erfolgreich zu sein. Bislang konnten diese, außer bei reinen Frauenevents, aber nicht wirklich glänzen. Auch bei G2 ist das bisher nicht anders. In der russischen LoL-Liga, der LCL, wurde beispielsweise schon ein Frauenteam wegen zu schlechter Leistungen rausgeschmissen.

Eine vergebene Chance

Women in Esports, Equal eSports und Riot wollen helfen und den Problemen entgegenwirken, das ist keine Frage. Reine Frauenteams sind auch nicht falsch. Man hätte aber die Chance gehabt zu zeigen, dass der Esport mehr kann, als zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden.

Es wäre besser, oder hilfreicher, gewesen, Turniere mit gemischten Teams zu veranstalten und so die Integration der Frauen von Beginn an zu fördern. Dadurch könnten die Vorurteile und Barrieren, die leider nach wie vor existieren, schneller abgebaut werden als durch die Trennung der Geschlechter.

Das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau würde zur Normalität werden – nicht nur für die Sportler:innen, sondern auch für die Zuschauer:innen.

Und das würde nicht nur den Frauen helfen, sondern auch dem Esport.


Was haltet ihr von Esport-Events nur für Frauen? Schreibt es uns auf Facebook, Twitter oder Instagram! Oder diskutiert auf unserem Discord mit!

Bildquelle: flickr.com/Dreamhack
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