Hohe Belastung, starke Schmerzen: Physische Schäden im Esport

Der Rücktritt von LoL-Star Jian “Uzi“ Zi-Hao zeigt auf tragische Art und Weise, welchen wichtigen Einfluss die körperliche Verfassung im Esport haben kann.

Der Mensch benötigt eine Wechselwirkung zwischen Belastung und Ruhe. Dieses Naturgesetz gilt im Alltag, Berufsleben und auch im Sport. Mittlerweile ist dieser Grundgedanke auch fest im Esport verankert, wo auf spezielle Mechaniken besonders geachtet wird. Übermäßig hohe Belastungsphasen wie stundenlanges Training und nur wenige Stunden Ruhe wirken langfristig zu unumkehrbaren Beschwerden. Gibt es kein Gleichgewicht, sinkt die Leistung und Krankheiten können entstehen.

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Der tragische Fall von Jian “Uzi“ Zi-Hao hat gezeigt, dass auch im Esport zahlreiche Faktoren für Gesundheit und Erfolg sowie Misserfolg ausschlaggebend sind. Bei dem zweimaligen Vizeweltmeister in League of Legends hat unter anderem die Erkrankung an Diabetes Typ 2 dazu geführt, dass die Profi-Karriere im Alter von nur 23 Jahren beendet werden musste.

Aufgrund seines schwachen Gesundheitszustandes, der auch zu großen Schmerzen in der Schulter und in den Armen führte, war das Ende für den chinesischen AD-Carry kaum vermeidbar. Im September 2019 sagte Uzi bei einem Dreh mit Sponsor Nike: „Manchmal fühlt es sich so an, als wäre mein Arm schon im Ruhestand.“

Schmerzende Handgelenke als Übeltäter im Fokus

Weitere prominente Fälle im Esport verdeutlichen die erhöhten Belastungen an den Armen. So hatte Nicolaj “Jensen” Jensen, Mid Laner von Team Liquid, vergangenes Jahr über einen längeren Zeitraum mit Handgelenksschmerzen zu kämpfen und trat zwischenzeitlich mit einem kinesiologischen Tape an, um seine Handgelenke zu schonen. Auch Mihael “Mikyx” Mehle, Supporter von G2 Esports, wurde vor einem Jahr für knapp zwei Monate von Turnieren und Scrims befreit. „Miky hat lange Zeit mit Schmerzen in seinen Handgelenken und Armen gelebt, doch zuletzt wurden diese so stark, dass sie richtige Sorgen machen“, schrieb G2-Coach GrabbZ via Twitter.

In Counter-Strike: Global Offensive kamen über die Jahre ebenfalls Zwangspausen für Profis zustande. So musste Olof „olofmeister“ Kajbjer im Jahr 2016 eine Auszeit nehmen, als er sich eine Handgelenksverletzung zuzog und dadurch deutlich an Spielstärke verlor. Es ist eine mittlerweile häufig auftretende Krankheit im Esport und ist bekannt als Repetitive-Strain-Injury-Syndrom, kurz RSI. Durch die stetig wiederholten Bewegungen an Maus und Tastatur treten diese Probleme auf, die bereits aus der Computer-Arbeitswelt bekannt sind.

In einem Interview mit theScore esports sagte olofmeister: „Diese Verletzung kann mich langfristig beeinflussen, falls ich weiterspielen sollte.“ Dementsprechend entschied sich der Schwede für eine Pause. Im Februar 2018 wurde G2-Akteur Richard „shox“ Papillon am Handgelenk operiert, weil eine zwei Zentimeter lange Zyste entfernt werden musste. Auch diese entstand durch Überlastung der Gelenke und der Sehnenscheiden.

 

Die Belastungen im Esport werden durch Studien verdeutlicht. Manche Spieler führen teils über 400 Bewegungen pro Minute aus. Daraus können bei Überbelastung schmerzhafte Sehnenscheidenentzündungen im Handgelenk entstehen und zu Zwangspausen der Spieler führen. Nahezu alle damit verbundenen Erkrankungen entstehen also durch die Belastung der Finger an Tastatur und Maus. Dementsprechend sind besonders Esport-Profis von diesen Krankheiten bedroht. Coaches und auch Teamärzte richten deshalb ein wachsames Auge auf die für Esportler typischen Verletzungen. Denn wie auch im klassischen Sport sind die extremen Belastungen ausgesetzt.

Training am PC ist nicht alles

Laut einer Studie der Deutschen Sporthochschule Köln von 2019 gaben fast 84 Prozent der Esport-Befragten an, sich neben der Zeit am PC und der Konsole auch als Ausgleich körperlich zu betätigen. Davon übersteigt auch der Großteil der meist männlichen Probanden die Mindestlänge sportlicher Betätigung von zweieinhalb Stunden pro Woche.

Allerdings trainierten davon auch über 50 Prozent über 20 Stunden am Rechner in ihren Esport-Disziplinen. Dies führe zu langem Sitzen, was durch eine falsche Haltung zu weiteren muskulären Problemen führen könne.

Sport könne laut der Studie die Schäden durch langes Sitzen sowie Fehlbelastung der Muskulatur entgegenwirken, jedoch nicht komplett verhindern. Dementsprechend wichtig sei es, neben dem Esport-Training auch genügend Regenerationszeit zu haben und einen Ausgleich zu schaffen. Dazu gehört neben normaler Bewegung vor allem ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung. Das kann auch zu einer verbesserten Konzentrationsfähigkeit und somit Leistungssteigerung führen.

Das übermäßige Training am PC kann darüber hinaus neben der physischen Überlastung auch zu psychischen Problemen führen. So sind erst im vergangenen Mai die zwei prominente CS:GO-Profis Lukas ‘gla1ve’ Rossander und AndreasXyp9x’ Højsleth vom Spitzenteam Astralis wegen Stress- und Burnout-Symptomen in eine Auszeit gegangen.

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Bildquelle: ESL, Riot Games
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