Großer Wirbel um Aufzeichnung – Wie die CS:GO Szene sich selbst schadet

Spieler fühlen sich missachtet, Turnierorganisatoren streiten sich mit einer Gewerkschaft und die Teams wissen nicht, wen sie zuerst besänftigen müssen. Was passiert gerade in Counter-Strike?

“Ich finde den Gedanken abstoßend, dass wir der mit Abstand größte FPS-Esport mit dem größten Wachstum auf der Welt sein könnten […] und stattdessen kümmert sich Valve so wenig, dass VALORANT uns nächstes Jahr wahrscheinlich überholt”, leitet Counter-Strike-Journalist Richard Lewis eine zweistündige Odyssee durch die dunklen Kluften, die aktuell die CS:GO-Szene dominieren, ein. Doch was genau ist eigentlich das Problem?

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BLAST und die Spielergewerkschaft

Das aktuell prominenteste Problem ist die Auseinandersetzung zwischen der Spielergewerkschaft CSPPA (Counter-Strike Professional Players’ Association) und dem Turnierveranstalter BLAST.

Aus einer CSPPA-Beschwerde geht hervor, dass Spieler nichts davon wussten, dass sie während der Matches aufgezeichnet werden sollten. Aus diversen Gründen sei das nicht in Ordnung und die Spieler sollten die Aufzeichnung vehement ablehnen.

In diesem speziellen Fall ging es darum, dass BLAST von den Spielern forderte, den eigenen Sprachchat mit aufzunehmen, sodass Betrug im Spiel vermieden werden kann. Diese Forderung war wohl auch eine Folge des Streamsniping-Skandals, der erst vor wenigen Tagen die Runde machte. Die Forderung von BLAST war allerdings bereits deutlich vor der Beschwerde der CSPPA vertraglich mit den Teams abgeklärt.

Davon wussten allerdings scheinbar die Spieler nichts – sonst wäre die Beschwerde der Gewerkschaft wohl nie zustande gekommen. In dem Twitter-Statement, das die betroffenen Organisationen veröffentlicht haben, wird sogar explizit von den Spielern gefordert, “die richtigen Kommunikationswege zu wählen”, also bei Problemen oder Bedenken erst mit den Organisationen in Kontakt zu treten, ehe man auf die Gewerkschaft zugeht.

Damit machen die Teams auch ihren eigenen Spielern einen Vorwurf.

Mangelnde Kommunikation

Schlechte Kommunikation zwischen Spielern und Organisationen war hier also erstmals das Problem. In Folge des Tweets der Gewerkschaft meldeten sich dann auf Twitter direkt diverse Stimmen für und gegen deren Argumente. Statt sich also sachlich an einen Tisch zu setzen, begann eine Schlammschlacht in den Sozialen Medien.

Dabei wurde von mehreren Seiten angemerkt, dass die Gewerkschaft sich scheinbar nur um die Interessen weniger Spieler kümmern würde. Nämlich von denen, die bereits eine starke Organisation hinter sich stehen haben. Davon fühlen sich viele kleinere Teams bereits seit Längerem missachtet.

Das zeigt auch der nordamerikanische Streamer und CS:GO-Profi Erik “fl0m” Flom, der sich auf Twitter klar äußert: “Wo zur Hölle war dieser Einsatz für die Spieler, als ihr der ESL Pro League zugestimmt habt, die Teams über Nacht auf die Hälfte zu reduzieren und das dann sogar noch als etwas Positives darzustellen?”

Fehlendes Auge auf das Wesentliche

Diese fehlende Aufmerksamkeit scheint auch ein Grund für das langsame Aussterben der nordamerikanischen Szene zu sein, wo immer mehr Spieler zu VALORANT wechseln. Das verraten die Spieler von Chaos nach dem Sieg der Dreamhack Masters.

“Wir können uns nicht mehr beweisen, als wir es bereits getan haben. […] Ohne einen Sponsor macht der Wechsel nach Europa finanziell keinen Sinn. Mit den fehlenden Teams in der Region können wir kaum trainieren.”, so Anthony “vanity” Malaspina.

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Ein Fazit

Im Endeffekt läuft das große Problem auf einen gemeinsamen Nenner hinaus: Schlechte Kommunikation und voreilige Schlüsse, die ohne weiteres Nachdenken auf Twitter veröffentlicht werden.

In diesem speziellen Fall ist die Diskussionsgrundlage der CSPPA insgesamt eher fragwürdig. Schon in früheren Turnieren wurden die Calls der Spieler aufgezeichnet. Außerdem ist es in anderen Sportarten und auch Esport-Turnieren wie The International bereits Gang und Gebe, dass die Spieler aufgenommen werden. Dies dient gerade jetzt beim großen Stream-Sniping und Coach-Bug-Thema auch der Prävention.

Dabei könnten zumindest Teile der Probleme recht einfach verhindert werden. Dafür müssten sich Organisationen wie die BLAST, ESL, ESIC, CSPPA, Teams und Spieler häufiger zusammensetzen und grundsätzliche Regeln festlegen, um die Valve sich leider nicht kümmert.

Wäre Valve im Esport so präsent wie Riot bei deren Titel, wären Entscheidungen wie die Aufzeichnung von Spielern noch schneller geklärt. Viele der Themen, um die sich die ESIC (Esports Integrity Commission) aktuell kümmern muss, wie den Coaching-Bug oder eben das Stream-Sniping, wären mit etwas Aufmerksamkeit von Valve nonexistent.

Starke Kritik an dem Entwickler, aber auch allen beteiligten Parteien äußerte hier Esport-Journalist Rod “Slasher” Breslau:

“Statt ergebnislosen Kämpfen über Ingame-Kommunikation, wie wäre es, wenn Spieler, Coaches, Teammanager, Ligen, Caster, CSPPA und ESIC sich für einen wertvollen Zweck in der Zukunft von CS zusammensetzen würden – Dafür zu sorgen, dass Valve sich endlich kümmert. Denn das ist, was zählt.”

Denkt ihr, die Szene kann sich von den viele Schlägen 2020 wieder erholen? Schreibt es uns auf Social Media oder Discord!
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Bildquelle: Dreamhack; Valve; HLTV.org
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