“Gebt den Mädels eine Chance!” – Casterin Lunarie über Vorurteile und die Frauenquote im Esport

Streamerin und Casterin Lunarie ist nun schon länger in der Gaming-Szene tätig und durfte sich in dieser Zeit aufgrund ihres Geschlechts schon so einiges anhören.

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Durch ihre Twitch-Streams als Casterin für Clash Royal hat sie es bis zur Amazon University Esports Germany geschafft. Dabei hatte Lunarie Gaming zunächst gar nicht auf dem Schirm, denn in ihrer Kindheit waren Videospiele kein großes Thema.




 


Lunarie: “Meine Eltern waren nicht begeistert”

“Meine Eltern waren nicht begeistert, als ich vor der Xbox Need vor Speed gezockt habe”, erklärt die Casterin. Die Reaktion ihrer Eltern verbindet sie auch mit der Tatsache, dass es noch immer so wenige Frauen im Esport gibt. “[…] Es ist halt einfach etwas, was meine Eltern nicht gut fanden und dann wird das direkt unterbunden. Deswegen habe ich das Gefühl, dass es noch so ein gesellschaftliches Ding ist.”

Dass Videospiele bei Mädchen und Frauen noch als ein untypisches Hobby angesehen wird, ist nach wie vor ein Problem der Szene. Deshalb haben diese auch weniger Kontakt zu Gaming und dem dazugehörigen Berufsfeld. “Ich hoffe, das ändert sich! […] Aber ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass sich das aktuell ein bisschen wandelt”, so Lunarie.

Die Folge davon bekommt die 21-Järhige aber noch regelmäßig zu spüren, denn beim Casten und vielen Produktionen sei der Frauenanteil “immer noch erschreckend wenig”, erklärt Lunarie: “Sowohl auf Spieler-Seite, als auf Caster-und Produzenten-Seite, also überall. Egal auf welcher Seite man schaut, gibt es einfach sehr sehr wenig Frauen.”

Vorurteile und sexuelle Kinks

Lunaries Anwesenheit wird dann auch von einigen Zuschauer:innen häufig falsch gedeutet. Dadurch entstehen die klassischen Hate-Kommentare, dass sie nur aufgrund der Frauenquote dabei sei. Doch nicht nur diese Nachrichten muss die Streamerin aufgrund ihres Geschlechts wegstecken.

Sie berichtet von Vorfällen, bei denen ihr Nachrichten in Hotels hinterlassen wurden. Auch anstößige Instagram-DMs hat sie bereits erhalten: “[…]kannst du mir deine Strümpfe schicken oder darf ich dein Sklave sein. Alle möglichen sexuellen Kinks sind da irgendwie dabei. Nichts gegen irgendwelche Kinks”, lacht Lunarie, die davon schon in gewisser Weise abgehärtet scheint. Für die “Löschen und Blockieren-Funktion” auf Instagram sei sie trotzdem dankbar.

Doch ein veraltetes gesellschaftliches Bild und die negativen Kommentare mancher sind laut ihr nicht die einzigen Gründe für den geringen Frauenanteil im Esport. Die Casterin habe schon häufiger mitbekommen, “dass manche da auch einfach nicht so viele Chancen bekommen oder auch einfach grundsätzlich so ein bisschen zurückgestellt werden, was ich total bescheuert finde.” Außerdem berichtet sie, wie einige Esportlerinnen “dann wirklich schon richtig darum kämpfen, trotz Orga, dass sie überhaupt vorspielen dürfen.”

Auf der anderen Seite seien die Produktionsfirmen aber äußerst unterstützend. Bei Vorfällen hätten sich die Produzent:innen sofort Gedanken darüber gemacht, wie sie die Situation verbessern könnten und sich Mühe gegeben, Lunarie so viel Sicherheit wie möglich zu bieten. “[…] Von der Produzenten-Seite aus, ich nie das Gefühl, dass ich irgendwie anders behandelt werde als die anderen, weil grundsätzlich mache ich ja denselben Job. […] Online ist das ja immer noch eine ganz andere Geschichte”, erzählt Lunarie.

 

“Dann pegelst du dein Mikro bisschen lauter, auch scheißegal!”

Trotz der negativen Einflüsse von außen, ermutigt sie alle Frauen dazu, es in der Gaming-Branche zu versuchen. “Ich habe öfter den Eindruck, dass Mädels mit denen ich gesprochen habe, sich das einfach nicht zutrauen oder einfach Angst haben und sich dann irgendwie einreden ‘Ja, aber die sind dann so laut und so stark und dagegen kann ich dann nicht anreden’, wo ich mir denke, es ist Schwachsinn!”, so Lunarie. “Dann pegelst du dein Mikro bisschen lauter, auch scheißegal! Einfach ausprobieren und einfach machen”, appelliert die Casterin.

Auch sich selbst nimmt sie hier in die Pflicht. Personen wie sie oder in ähnlichen Positionen könnten jeden motivieren und jedem das Gefühl geben, es sei machbar. Und auch an die Esport-Organisationen hat sie eine Bitte: “Gebt den Mädels eine Chance! Es gibt Leute, die dafür kämpfen, dass Mädels überhaupt vorspielen dürfen, weil die da manchmal gar nicht reinkommen.”

Lunarie hat trotz der vielen Probleme gefallen an der Branche gefunden und setzt sich zusammen mit Amazon University Esports Germany für mehr Frauen in der Szene ein. Den bestehenden Stereotypen widersetzt sich die 21-Jährige und setzt zusammen mit ihrer Caster-Kollegin ein Zeichen für angehende Mitstreiterinnen im Esport.

Amazon University Esports Germany freut sich über Bewerbungen als Caster:innen und natürlich auch Spieler:innen, um mehr Diversität in die Branche zu bringen.


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Bildquelle: BIG Clan | Lunarie
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