Folgen des Bug-Skandals – CS:GO-Coaches feuern gegen Ermittler: “Wie gefesselt im schlimmsten Gefängnis”

Die Bannwelle für Coaches hat vor zwei Jahren die internationale CS:GO-Profiszene erschüttert. An der Aufklärung der Fälle war und ist die Esports Integrity Commission (ESIC) maßgeblich beteiligt, infolgedessen 37 Coaches gesperrt wurden. Allerdings rücken zahlreiche Erfahrungen betroffener Coaches die Vorgehensweise der ESIC in ein neues Licht.

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Video: Die größten Skandale der CS:GO-Szene

 



 

Prominente Coaches wurden seit September 2020 der illegalen Bug-Nutzung in professionellen CS:GO-Matches überführt. Dazu gehörten unter anderem der damalige Heroic-Coach Nicolai “HUNDEN” Petersen und der Brasilianer Ricardo “dead” Sinigaglia von MIBR. Knapp zwei Jahre nach den ersten Ermittlungen brechen andere Verantwortliche wie Sergey “LMBT” Bezhanov ihr Schweigen. Der ehemalige forZe-Coach ist der einzige der 37 Betroffenen, dessen Sperre aufgehoben und er deswegen sofort wieder freigesprochen wurde.

“Die Untersuchung startete erst, nachdem ich gebannt wurde”, sagte LMBT vorwurfsvoll im Interview mit Dexerto-Journalist Luís Mira. Laut LMBT habe die ESIC den ursprünglichen Bann ausgesprochen, weil “sie zu wenig Beweise hatten.” Für LMBT und mehrere Experten ist das ein klares Versagen der ESIC-Ermittlungen. “Wenn ihr keine Beweise habt, dann macht es richtig, Schritt für Schritt”, meckert LMBT weiter.

Der Ukrainer hatte am 5. September Beweise für seine Unschuld an die Ermittler geliefert. ESIC-Commissioner Ian Smith reagierte auf die Nachricht mit: “Du wirst von mir hören, falls es ein Problem gibt.” Doch ohne das Eingehen auf seine Beweise folgte drei Wochen später nur eine simple Nachricht der ESIC mit dem sofortigen Bann. Ein verketteter Fehler in mehreren Instanzen.

Wenn ihr es nicht ordentlich macht, braucht ihr es überhaupt nicht erst tun

In diesem Dexerto-Bericht von Luís Maria, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, wurden die Methoden der ESIC von mehreren Coaches sowie dem CS:GO-Experten Richard Lewis kritisch hinterfragt. Schließlich hat die ESIC aufgrund der Aussagen von LMBT zuerst gehandelt, bevor es tatsächlich spruchreif war und somit an Glaubwürdigkeit sowie Seriosität verloren. Zudem haben Fälle wie der von Luis “peacemaker” Tadeu dazu geführt, dass sich die Coaches vermehrt Anwälte nehmen und sich rechtlich mit Erfolg gegen die Sperre verteidigen. Zwar macht das deren Kenntnis zu dem Bug nicht ungeschehen, doch die Konsequenzen für vermeintliche Nutzung wurden drastisch minimiert.

Die Fehler der ESIC hat Richard Lewis bereits im Juni an den Pranger gestellt: “Wenn ihr es nicht ordentlich macht, braucht ihr es überhaupt nicht erst tun.” Zudem stellt der renommierte Esport-Journalist die Autorität der ESIC für zukünftige Fälle infrage: “Falls der nächste Matchfixing-Report passieren sollte, würde es niemand interessieren. ‘Es ist die ESIC, sie sind inkompetent’.”

Wegen Ermittlungen: Coach ToH1o hatte Selbstmordgedanken

Für die betroffenen Cheater wirkte es, als würde sich die ESIC überhaupt nicht für deren Ansichtsweise interessieren. Das sagte unter anderem der Bulgare Anton “ToH1o” Georgiev, der für zehn Monate aufgrund der Bug-Nutzung seiner Zeit bei Windigo und ex-Outlaws gesperrt wurde.

Obwohl er mit der ESIC Kontakt aufnehmen wollte und Nachrichten schrieb, musste er Monate auf seine Chance warten. “Es war so, wie gefesselt im schlimmsten Gefängnis zu sein”, beschrieb ToH1o seine Erfahrungen während seiner Sperre. Ihm ging es dadurch psychisch schlecht, wurde aber von seiner Freundin aufgemuntert. “Wenn ich alleine gelebt hätte, hätte ich mich vielleicht umgebracht”, beschrieb ToH1o seinen damaligen Zustand.

ToH1o reichte im November 2020 Berufung ein. Er musste aber bis Mai 2021 warten, bis sich ein Berufungsgremium mitsamt Anwalt seiner annahm. Nachdem der gesperrte Coach zahlreiche Beweise für seine Unschuld vorlegte, folgte im Juni sein persönlicher Befreiungsschlag: der Freispruch.

Zahlreiche weitere Betroffene wie der ehemalige mousesports-Coach Allan “Rejin” Petersen sprachen ebenfalls über die Härte der Ermittlungen. Insgesamt schien es kaum Gehör der ESIC für die überführten Verantwortlichen gegeben zu haben, noch auf deren Nachrichten eingegangen zu sein. Die kritisierte Kommission stand während der Artikelverfassung laut Dexerto nicht für eine rechtzeitige Stellungnahme bereit.

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Bildquelle: ESIC, DreamHack, Strafe Esports, Valve – Montage
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