Wüsten-Winterspiele – Umstrittener Saudi-Deal war Riot Games zu heiß

Die asiatischen Winterspiele im Jahr 2029 werden in Saudi-Arabien stattfinden. Austragungsort: Die Stadt NEOM, die erst noch fertig gebaut werden muss – inklusive Winterlandschaft mitten in der Wüste. Doch auch Esport-Fans wird der Name “NEOM” definitiv etwas sagen.

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Im Jahr 2020 wurde ein Sponsoring-Deal mit dem Stadt-Projekt und der europäischen League-of-Legends-Königsklasse LEC kommuniziert. Nach Bekanntwerden gab es einen massiven Backlash für die Management-Entscheidung. In Saudi-Arabien ist Homosexualität immer noch eine Straftat – und gerade LoL-Entwickler Riot Games setzt sich sonst sehr stark für Diversität und LGBTQ-Rechte ein. Zudem zierten Regenbogenfarben (u.a. Zeichen der LGBTQ-Szene) zum Zeitpunkt der Kommunikation das Logo der Liga.


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“Der Esport braucht Sponsoren […] – aber nicht auf Kosten von Menschenleben und Freiheit”

Der Shitstorm zog sich nicht nur durch die Posts von Fans, auch bekannte LoL-Gesichter wie Froskurinn sprachen sich gegen den Deal aus. Mark Yetter, einer der großen League-of-Legends-Gameplaydesigner, schrieb auf Twitter:

“Der Esport braucht Sponsoren, um zu wachsen, aber nicht auf Kosten von Menschenleben und Freiheit.”

Nach nur einem Tag wurde das Sponsoring seitens der LEC wieder beendet. Damit hörte Riot Games wohl auch auf die Stimmen der Community, die sich kritisch über das Projekt und die Situation in Saudi-Arabien äußerte. Neben fehlenden Rechten für zum Beispiel Homosexuelle, ist auch die Vertreibung tausender indigener Menschen durch die Königsfamilie für den Stadtbau einer der Kritikpunkte gewesen.

 

Gegenwind auch im klassischen Sport

Auch nach der gestrigen Ankündigung der Winterspiele im Wüstenland durch das asiatische Olympia-Komitee gab es in der Sportwelt Gegenwind für die Entscheidung. Während in der Esport-Szene “14 Stunden Aufschrei” (Spiegel.de) zu einer Umentscheidung führten, scheint das Event im Jahr 2029 nicht in Gefahr.

NEOM ist ein rund 500 Milliarden schwerer Stadtentwurf, der als Prestigeprojekt der saudischen Regierung gebaut werden soll. Geplant ist eine Fläche von 26.500 Quadratkilometern, was größer als Mecklenburg-Vorpommern wäre. Saudi-Arabien will mit dem Projekt NEOM in Konkurrenz zur Großstädten wie Doha oder Dubai treten.

Das Berggebiet Trojena soll Spielort für die 47 Disziplinen der Winterspiele werden. Dort fällt aber in der Regel kein Schnee, sodass es dafür künstlichen Ersatz braucht. Trojena war der einzige Bewerber als Austragungsort.

 

Sportwashing für das eigene Ansehen

In der Vergangenheit holte Saudi-Arabien bereits mehrere große Sportevents ins Land – wie zum Beispiel die Formel 1. Auch dort gab es Gegenwind. Autokratische Staaten wie Saudi-Arabien, Katar oder auch Bahrain nutzen sportliche Großevents, um das eigene Ansehen des Landes – trotz der teils menschenrechtsverachtenden Situation – zu erhöhen.

Ein saudi-arabischer Staatsfond übernahm zudem den weltweiten größten Esport-Turnierveranstalter ESL Anfang des Jahres.

League of Legends ist auch frisch Teil der Asian Games, dem Sommerableger der Winterspiele. Erstmals soll 2023 im Rahmen des Events neben den klassischen Sportarten auch gezockt werden. Ob der NEOM-Deal auch Auswirkungen auf zukünftige Veranstaltungen und die Zusammenarbeit zwischen Riot Games und dem asiatischen Olympia-Komitee hat, bleibt abzuwarten.


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Bildquelle: NEOM / LoL Esport
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