Wetten und Glücksspiel im Esport: FaZe-Clan-CEO Banks beichtet

Von vielen Hardcore-Fans geliebt, von Außenstehenden sind sie eher verpönt: Wettanbieter machen nicht nur im klassischen Sport ein großes Geschäft, sondern heizen auch dem Esport-Markt gehörig ein. Doch ist es für Teams und selbst für Turnierveranstalter notwendig, von Geldern dieser Partner abhängig zu sein?

Bei Sportevents gehören Wetten zum Alltag. Was zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Pferdewetten sprichwörtlich als Vorreiter galt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten neben dem klassischen Sport zum zusätzlichen Nervenkitzel mit Gewinnchancen auf Geld etabliert. So ist es ebenfalls im Esport, wo der Ausgang eines Spiels unberechenbar bleibt.

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Allerdings kommt aufgrund der Verfügbarkeit der Skins – besonders in dem Shooter Counter-Strike: Global Offensive – ein zusätzlicher Markt im Gaming und Esport ins Spiel. Denn die kosmetischen Items werden nach dem Zufallsprinzip vergeben, mit geringen Chancen auf Hochwertiges.

FaZe-Teilhaber Banks gibt zu: Wir haben unser CS:GO-Team durch Einnahmen einer Gambling-Seite gekauft

Wetten und Glücksspiele können süchtig machen, was mehrfache Studien belegt haben. Gerade bei Minderjährigen, die zu den Hauptkonsumenten von Esport zählen, kann früher Kontakt zu Wetten und Gambling negative Folgen wie Spielsucht haben. Auf der anderen Seite geraten Esport-Teams durch lukrative Partnerschaften mit Wettanbietern in die Zwickmühle.

Befeuert wird diese moralische Frage von der neuesten Enthüllung des FaZe-Clan-Teilhabers Richard „Banks“ Bengston. Er hat am Montag zugegeben, vor vier Jahren eine Gambling-Seite für Skins in Counter-Strike: Global Offensive betrieben zu haben. Damals standen Vorwürfe im Raum, die FaZe Clan-Gründer Nordan ‘Rain’ Shat und Banks hätten die Gambling-Seite “CS:GO Wild” betrieben.

Banks erklärte im Podcast BADNWZ die Bedeutung der Marktanbieter für Skins in CS:GO. „Einige Skins werden für teilweise 10.000 US-Dollar gekauft. Es war eine Grauzone, weil es um Gambling mit Skins ging. Diese haben eigentlich keinen Wert laut der Regierung.“ Allerdings habe der heute 28-Jährige mit ungenannten Geschäftspartnern auf der karibischen Insel Antigua eine Lizenz für den Betrieb dieser Seite erhalten.

Zwar können zufällig generierte Skins im offiziellen Steam Shop via Lootboxen für 1,50€ gekauft werden, die Chance auf eine wertvolle Waffe ist allerdings gering. Deswegen steigen Marktplätze und Gambling-Seiten in der Popularität der Nutzer, weil sie suggerieren, man hätte dort bessere Chancen auf wertvolle Items.

Die Realität sieht anders aus, wie ein Fall aus dem Jahr 2016 beweist: Die YouTuber Trevor ‘TmarTn’ Martin und Thomas ‘ProSyndicate’ Cassell nutzten das Vertrauen ihrer Fans auf Gewinne aus. In Livestreams zeigten die US-Amerikaner, wie sie auf einer Glücksspielseite hohe Gewinne erspielten. Was niemand wusste, die Seite gehörte ihnen selbst und sie konnten ihr Glück selbst steuern.

Bis zu 200.000 US-Dollar pro Tag

Auf Antigua war laut Banks das Betreiben der Gambling-Website legal, weshalb die Lizenz dort beantragt wurde. „Meine Motivation dahinter war, dass wir von den Einnahmen ein CS:GO-Team kaufen können“, gab Banks zu und sagte: „Wir haben jeden Tag 200.000 Dollar eingenommen.“

Die Seite wurde nach ein paar Monaten geschlossen, nachdem genug Einnahmen für den Einstieg in das CS:GO-Team in die Kasse gespült wurden. „Wir wussten, dass wir nicht mehr in diesem Spiel (CS:GO, Anm. d. Red.) zum Zug kommen, wenn wir nicht in naher Zukunft eine Million Dollar bereit haben, um in ein Team zu investieren. Später hätte uns das vier oder fünf Millionen gekostet“, so Banks. Laut seiner Aussage würden auch heute noch Organisationen mit dieser Methode Geld verdienen.

Das CS:GO-Team von FaZe Clan besteht aus Weltklassespielern.

Dank der Gelder der legal fraglichen Gambling-Seite verpflichtete FaZe Clan im Januar 2016 das damalige CS:GO-Spitzenteam von G2.Kinguin. Aus dem ursprünglichen Start-Lineup von vor vier Jahren ist mittlerweile nur noch der Norweger Håvard “rain” Nygaard übrig. Auch heute gehört FaZe Clan zu den besten zehn Teams der Welt, welches in der Szene aufgrund der Fülle an internationalen Stars gerne als das “Real Madrid” des Counter-Strike bezeichnet wird. Aufgrund der Enthüllungen von CEO Banks hat die Entstehungsgeschichte dieses Teams nun einen faden Beigeschmack bekommen.

Omnipräsente Partner mit dazugehörender Werbung

Wettanbieter und Gambling-Seiten sowie Marktplätze für Skins sind seit Jahren ein fester Bestandteil der CS:GO-Szene. Zusätzlich gibt es Trading-Seiten wie beispielsweise CS Money oder die deutsche Plattform Skinbaron, die externe Marktplätze zum Verkauf von Skins anbieten. Vierstellige Summen für ein begehrtes Messer sind dabei keine Seltenheit. Dementsprechend sind Plattformen für Skin-Gamblings populärer geworden, bei denen man angeblich mit Glück ein wertvolles virtuelles Item gewonnen werden kann.

Szene-Seiten und Content-Creator auf Youtube setzen in CS:GO auch auf Werbung der Wett- und Gambling-Branche. Auch professionelle Teams sind Partnerschaften eingegangen. Das dänische Spitzenteam Astralis hat die Seiten CS Money und Unibet als Partner, die Organisation Fnatic setzt derweil auf Rivalry – ebenfalls ein Wettanbieter.

US-amerikanische Organisation wie Team Liquid und Cloud9 haben keine Vereinbarungen mit Wettanbietern, dafür allerdings auch finanzstarke Global Player als Partner wie SAP, Honda, BMW, Red Bull und Microsoft hinter sich. Darüber hinaus sind Sportwetten in den USA in manchen Bundesstaaten gänzlich verboten. Das macht die Zusammenarbeit zwischen Teams und Anbietern schwerer als in Europa. Der Veranstalter Blast Premier, der seinen Sitz in den USA und Europa hat, setzt ebenfalls auf betway und CS Money.

Einfluss von Gambling auf Minderjährige

Es gibt nicht nur schwarz und weiß in Bezug auf Wetten und Gambling. Es ist eine Grauzone – rechtlich und moralisch. Einerseits decken die Werbeeinnahmen die Ausgaben der Profiteams. Auf der anderen Seite führen die Angebote zu Spielsucht und Betrugsfällen wie im Fall der Youtuber TmarTn und ProSyndicate. Nutzer, die exzessiv auf Esport-Matches wetten, sind nicht nur spielsuchtgefährdet, einige von ihnen verfassen bei Misserfolgen sogar Morddrohungen an Spieler und Verantwortliche.

Laut Studien von The Gamer sind Minderjährige in Großbritannien aufgrund von Lootboxen zunehmend in Kontakt mit Gambling gekommen. Von 2016 bis 2018 stieg die Quote unter den Minderjährigen von 0,4 Prozent auf 1,7 Prozent an. Das liegt auch am wachsenden Markt. Vergangene Woche berichtete Publisher EA, dass mit Online-Verkäufen von Kartenpacks in FIFA und Apex Legends über 2,2 Milliarden US-Dollar innerhalb eines Jahres eingenommen wurden.

Während die zufälligen Lootboxen aufgrund von unbestimmten Zufälligkeiten immer wieder im Fokus des vorsätzlichen Betrugs stehen, ist es bei legalen Wettanbietern anders. Dennoch lassen sich auch Profis zu Wett-Manipulationen verlocken.

Einer der Tiefpunkte in der Esport-Geschichte war der Wettskandal um das amerikanische CS:GO-Team iBUYPOWER im Jahr 2014. Vier von fünf Spielern hatten auf einer Betting-Seite gegen sich selbst gewettet und haben das Spiel gegen das Team netcode guys absichtlich verloren. Nachdem der Wettbetrug festgestellt wurde, sind alle vier betroffenen Spieler gesperrt worden und das Team wurde aufgelöst. Ob die Aussagen von FaZe-Teilhaber Banks bezüglich der damaligen Gambling-Seite ebenfalls rechtliche Konsequenzen haben werden, steht bislang nicht fest.

Sollten Organisationen und Veranstalter auf Wett- und Gambling-Seiten verzichten oder geht es nicht anders? Sagt uns eure Meinung auf Social Media oder auf unserem Discord!

Bildquelle: Banks/Twitter, Blast Pro Series
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