Wenn Esport in Deutschland als Sport anerkannt wäre

Eine größere Bühne, Förderung und größere Investitionen. Das sind Vorteile, die anerkannte Sportarten in Deutschland genießen. Was würde der Status für den Esport bedeuten?

Während in der Ukraine ein offizieller Esport-Verband mit einem Haushalt von 100 Millionen für die nächsten fünf Jahre den Ausbau des Sports plant, scheitert Deutschland noch an Formalia, Haarspalterei und politischem Unwillen Ewiggestriger.

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Dabei könnte es so einfach sein: In Südkorea, wo Esport schon lange ein etablierter Sport ist, gibt es mit der Korean e-Sports Association einen offiziellen Verwaltungsapparat, der sich um politische Vertretung und wirtschaftliche Möglichkeiten kümmert. So ist der Verband beispielsweise Mitglied des koreanischen Olympiakomitees, ein wichtiger Faktor in der öffentlichen Wahrnehmung des Sports.

Die Situation in Deutschland

Hierzulande gibt es mehrere Interessenverbände wie den Esport-Bund Deutschland e.V. (ESBD) und den Verband der deutschen Games-Branche game, die sich in der Politik für den Esport einsetzen.

So wäre beispielsweise eine Anerkennung von Esport als offizielle Sportart vonseiten des Deutschen olympischen Sportbundes (DOSB) und des Gesetzgebers essenziell, um der riesigen Wachstumsbranche eben dieses auch in Deutschland zu ermöglichen.

Gerade als “Internetentwicklungsland”, wie die Bundesrepublik im Volksmund gerne bezeichnet wird, wäre ein solcher Schritt ein wichtiges Zeichen. Gerade deshalb, weil die Bundesregierung im Koalitionsvertrag von 2018 bereits die geplante Förderung des Esport niedergeschrieben hat.

Die Anerkennung als Sport und Aufnahme im DOSB hätte diverse Vorteile: So könnten Vereine, in denen Esport betrieben wird, als gemeinnützig anerkannt werden. Das würde beispielsweise eine nachhaltige Förderung von Nachwuchstalenten auch in kleinen Vereinen ermöglichen.

So würden kleine Vereine von staatlicher Förderung profitieren, steuerlich entlastet werden und könnten anerkannte Ehrenämter bereit stellen.

Als Teil des DOSB hätte Esport einen Platz als mögliche Disziplin bei den olympischen Spielen. Damit würde der Sport einem noch breiteren Publikum vor Augen geführt. Das eröffnet Teams und Spielern beispielsweise bessere Sponsorings.

Die Räder drehen sich langsam

Leider stehen gerade beim DOSB die Chancen schlecht, dass der Esport in den nächsten Jahren in seiner Gesamtheit anerkannt wird. Laut einem Gutachten des Verbands seien viele Spiele, wie etwa der Taktikshooter CS:GO, nicht mit seinen ethischen Richtlinien vereinbar.

Das klingt zunächst nach einem berechtigten Einwand, schließlich sollen auch Kinder und Jugendliche an Sportarten teilhaben können. Dieser hält jedoch nicht wirklich stand, wenn in der Vergangenheit olympische Disziplinen wie Boxen, Karate und Fechten scheinbar problemlos aufgenommen werden konnten.

Daher stammt auch der Versuch des DOSB, Spiele in “Sportartensimulationen” und “eGaming” zu unterteilen. Dieser Versuch wird vom ESBD-Präsidenten Hans Jagnow allerdings verurteilt, da Esport in seiner Gesamtheit anzuerkennen sei.

Auch der viel rezitierte “geringe körperliche Einsatz” beim Esport ist kein sonderlich starker Punkt, der den Esport lange zurück halten kann. So wurden mehrfach Herzfrequenzen ähnlich wie bei etablierten Sportarten nachgewiesen, immer mehr professionelle Organisationen legen außerdem großen Wert auf die körperliche Fitness ihrer Spieler. Noch dazu zählen auch Schach, Schießen und Bogenschießen als anerkannte Sportarten.

Es ist allerdings nicht so, als würde sich gar nichts tun. So bekommen seit März diesen Jahres beispielsweise Esportler ein gesondertes Visum als Athleten. Auch diverse Landesregierungen setzen sich für die Förderung des Esport ein. Dadurch sind auch erste Vereinsgründungen möglich.

Dass Esport in Deutschland noch einige Hürden zu bewältigen hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ein langsames Umdenken ist selbst in der Politik angekommen. Vielleicht schaffen wir es doch noch, mitzuziehen, bevor wir auch in dieser zukunftsweisenden Branche Lichtjahre hinterher hängen.

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Bildquelle: DOSB; Ella Don (Unsplash.com)
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