Wenn dein Gaming-Kumpel plötzlich in den Krieg muss – TV-Moderator berichtet

Die Geschichte beginnt mit einem emotionalen Instagram-Post von logo!- und Live-Nach-Neun-Moderator Tim Schreder (KiKA/ARD): “Seit Jahren zocke ich mit einer Gruppe von Freunden aus den unterschiedlichsten Ländern Spiele wie Dota 2. Einer von ihnen kommt aus Russland. Gestern schickt er mir eine Sprachnachricht. Halb wütend, halb panisch erzählt er mir, dass er wegen der Teilmobilmachung in wenigen Monaten in den Krieg ziehen muss. Dass er nicht sterben wolle.”

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VIDEO: Was der Krieg für die Gaming-Szene in der Ukraine bedeutet



Es geht um einen Gaming-Freund von ihm – der jetzt vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem Verteidigungsministerium im Rahmen der Teilmobilmachung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine eingezogen werden soll. Mehr als 300.000 junge russische Reservisten soll das betreffen.

Die Online-Gaming-Welt ist – besonders in Teamspielen wie Dota 2 und Counter-Strike: Global Offensive – auch sehr osteuropäisch. Die Teilmobilmachung wird also auch viele russische Gamer treffen. Tim Schreder hat ein paar Aussagen seines Dota-Freundes auf Instagram gepostet, die Einblick in die Situation vieler junger Russen geben.

In einer Sprachnachricht seines Mates heißt es: “Ich bin in der zweiten Welle. Lass uns von drei Monaten ausgehen, die ich noch frei bin. Die meisten meiner Freunde gehen schon – das war es für sie.”

Und wie alle jungen Russen, die eingezogen werden, sei der Gamer, in einer Zwickmühle gefangen: “Wenn ich gehen muss, geh ich. […] Ich unterstütze das überhaupt nicht. Ich will nicht für einen dummen Politiker sterben. Niemand in Russland hat etwas gegen die Ukraine – es ist nur unser Präsident. [..] Du kannst aber nicht nein sagen, sonst musst du für 15 Jahre ins Gefängnis. Also entweder gehst du für ein halbes Jahr in den Krieg, versuchst zu überleben – oder du gehst für 15 Jahre ins Gefängnis.”

Und so trifft der Angriffskrieg gegen die Ukraine auch immer mehr Gamer – die eben oft im nun wehrpflichtigen Alter sind. Auch esports.com hat schon über andere Fälle aus der Gaming-Szene berichtet: Ukrainische Spiele-Entwickler wie Alex Molodkin müssen Projekte auf Eis legen und bei ständigem Fliegeralarm arbeiten. Esportler flüchteten vor dem Krieg und fanden in anderen Ländern Unterschlupf.

Auch für den logo!-Moderator Schreder ist die Situation seiner Gaming-Kollegen offensichtlich besorgniserregend, wie er in dem Instagram-Post schreibt: “Ich bleibe allein im Discord zurück – hoffe, dass meinem ukrainischen Freund nichts passiert und frage mich, was ich meinem russischen Freund antworten soll.” Auf Nachfrage erklärte der ARD-Moderator, dass er und sein Mate aus Russland seit knapp sechs Jahren befreundet sind.

Und während er von Gaming-Kollegen aus der Ukraine immer wieder mitkriegt, wie deren Verbindung abbricht, weil die eigene Stadt in Gefahr ist, schickte ihm sein russischer Kumpel die Sprachnachrichten über den Einzug ins Militär.

Gleichzeitig sitzt er in Deutschland vor dem Rechner.

Und so wie dieser Dota-Clique wird es sicherlich noch viel mehr Gamer-Freundschaften da draußen gehen.

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Bildquelle: WDR / Annika Fußwinkel / Dota2 / Instagram
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