Weltelite in Rainbow Six: Der unaufhaltsame Aufstieg des korey

Lukas „korey“ Zwingmann gehört zur Elite in Rainbow Six Siege. Der Esport-Profi reist jedes Jahr quer durch die Welt und hat bereits einen großen Erfahrungssschatz. Der Thüringer spricht mit esports.com über die Höhen und Tiefen seiner bisherigen Karriere sowie seinen größten Traum.

Das Dorf Siebleben bei Gotha ist nicht als Esport-Hochburg bekannt. Doch aus dem Ort unweit des sagenumwobenen Thüringer Waldes stammt Lukas „korey“ Zwingmann, der als Esport-Profi in Rainbow Six Siege zur Weltelite gehört. korey hat bereits an der Weltmeisterschaft teilgenommen und reist als Profi rund um den Erdball.

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Angefangen hat alles ganz klein und beschaulich in einer ländlichen Gegend. Erst seit zwei Jahren ist der 20-jährige Thüringer in der Profiszene unterwegs. Doch die Geschichte mit den Videospielen hat schon viel früher angefangen. „In der dritten Klasse habe ich das erste Mal bei einem Klassenkameraden auf einer Nintendo-Konsole gespielt“, sagt korey.

Esport startet mit Dota 2

Zu Weihnachten steht dann die erste eigene Nintendo-Spielkonsole hübsch verpackt unter dem Tannenbaum. Altersgerecht gehört „Pokemon Platin“ zu den ersten Favoriten. „Wenig später habe ich einen Laptop bekommen“, sagt der Esport-Profi. „Seitdem bin ich PC-Spielen treu geblieben. Anfangs habe ich Team Fortress 2 gespielt – ich mochte den Comic-Charakter der Figuren.“

Zwei Jahre später beginnt die Ära Dota 2. Das ist die erste Berührung mit dem Esport. „Ich war fasziniert von dieser Welt und habe die Spieler bewundert, die vor großen Menschenmassen spielen.  Ich war Fan von Natus Vincere“ – eine Organisation, für die der Thüringer einmal selbst spielen wird.

„Ich habe mir das damals schon vorgestellt, wie das sein muss als Profi. Man reist um die Welt, unterhält die Leute und wird von den eigenen Fans gefeiert.“ Schon zu dieser Zeit reift der Wunsch, es ihnen gleichzutun. Doch im Hause Zwingmann herrscht Skepsis vor. Und es gibt klare Regeln, dass nur zwei Stunden pro Tag die Videospiele auf dem Monitor flimmern dürfen.

Lukas verfolgt nebenbei andere Interessen. Ein weiteres Hobby ist das Rettungsschwimmen in Gotha.  Acht Jahre pflügt er mit den Armen das Wasser um und schafft bei einem regionalen Wettbewerb einen dritten Platz. Zudem gibt es eine Menge  Haustiere und eine Hundezucht. Langweilig wird es korey in Siebleben also nie.

Einstieg nicht vielversprechend: “Nach dem Aufstieg wurde ich einfach entlassen“

Stets bleibt die große Leidenschaft Videospiele präsent. „Dota 2 hat mich irgendwann gelangweilt und ich bin darin auch nicht überragend geworden. So bin ich Ende 2016 auf Rainbow Six Siege gestoßen.“

Der Einstieg ist nicht vielversprechend. Zu groß ist der Unterschied zwischen Dota 2 und Siege. „Anfangs war ich grottig schlecht, doch von Season zu Season wurde ich besser.“ korey fällt auf in der Szene und im Juni 2017 bietet sich die erste Gelegenheit, sein Können in einem deutschen Team zu beweisen.

Wegen eines Spielerausfalls pickt MyRevenge den Youngster als Stand-In. Die Erfahrung saugt korey auf: „Ich habe mir viel abgeschaut.“ Das Team ist von korey so überzeugt, dass er fest verpflichtet wird. „Wir haben den Aufstieg in die erste Liga geschafft – zum damaligen Zeitpunkt war das das höchste Niveau in Deutschland.“

Das Rezept für die Entwicklung des Spielers benennt korey mit einer Portion Talent und viel Fleiß. „Ich will immer lernen und ich überzeuge die Teams mit meiner Arbeitsmoral und Einstellung. Frustration bleibt bei Misserfolgen sicherlich nicht aus, aber ich stecke niemals auf.“

Doch korey lernt in seinem ersten Team bereits die negative Seite des jungen Esport-Business kennen. „MyRevenge hat mich in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Die Organisation hat die Preisgelder einbehalten und Versprechen gebrochen. Nach dem Aufstieg wurde ich einfach entlassen.“ Für den jungen Thüringer bedeutet das zugleich einen ernüchternden und lehrreichen Einstieg in das Profigeschäft.

Doch neben den Erfahrungen im Esport warten andere Verpflichtungen – inzwischen stehen die Abiturprüfungen vor der Tür. Lukas lenkt seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schule. Nebenbei startet der Teenager seinen Kanal auf Twitch, auf dem er bis heute Rainbow Six spielt.

Der Reiz von Game of Thrones und der Weltmeisterschaft

Nach dem bestandenen Abitur plant Lukas Zwingmann ein Studium im Potsdamer Stadtteil Babelsberg. Inspiriert von der erfolgreichen Serie „Game of Thrones“ interessiert ihn die Filmbranche. „Durch die Serie habe ich mich intensiv mit Filmanalyse beschäftigt. Ich bin fasziniert davon, wie Stoffe im Kino oder im TV verarbeitet werden.“

Eine Teamspeak-Einladung ändert alles. Das deutsche Team OrgLess bekundet Interesse – korey nimmt an. OrgLess schafft 2018 die Qualifikation für das Six Major in Paris, das in Rainbow Six den Rang einer Weltmeisterschaft genießt. Der junge Spieler ist auf der großen Bühne angekommen. Endlich. Sein Traum – den er als Kind geträumt hat – ist wahr geworden. Der Weg zum Vollzeit-Profi ist vollendet.

Dem Hochgefühl folgen Krisen, die korey unverblümt eingesteht. „In Paris habe ich eine unglaublich peinliche Vorstellung abgeliefert. Wir sind ohne einen Map-Sieg ausgeschieden.“ Zudem gibt es im Elternhaus Stress: Die Karriere im Esport stößt auf Unverständnis und Ablehnung.

Die Konflikte beirren korey dennoch nicht und er bereinigt die missliche Lage. Als Nächstes heuert korey im September 2018 bei Mock-it Esports an. „Bei Mock-it habe ich meine erstes Pro-League-Spiel absolviert. Individuell war das bisher meine beste Saison. Weltweit war ich in der Rangliste der drittbeste Spieler.“ Die Karriere des Deutschen kommt ins Laufen.

Im Mai des darauffolgenden Jahres erfüllt sich ein weiterer Traum mit dem Einstieg bei Natus Vincere. „Ich war unglaublich stolz, für Na`Vi spielen zu dürfen. Mein erstes Headset hatte das Teamlogo.“

Das Leben der Rainbow-Six-Spieler im Esport ist geprägt von vielen Wechseln. Allein korey hat in zwei Jahren acht Wechsel hinter sich gebracht. Bei Na`Vi bleibt korey nur einen Monat. Trotzdem ist er für jede Erfahrung dankbar, entwickelt sich und sein Spiel immer weiter.

Bootcamps in Paris, Kiew und Malaga

Individuelles Training und Bootcamps in Paris, Kiew und Malaga fördern den Skill des Profis. „Die Bootcamps sind teils großartig ausgestattet. Man wird rundum versorgt. In Kiew hatten wir sogar einen eigenen Koch.“

Der Zeitaufwand für koreys Dasein als Esport-Profi ist enorm. Aktuell liegt das Pensum bei zwölf Stunden am Tag – angefangen hatte er als Schüler mit zwei Stunden täglich. Neben dem aktiven Training nimmt sich Lukas Zeit für Videoanalysen. Seine Formel für den Ehrgeiz ist denkbar einfach: „Ich mache, was ich liebe“, sagt korey.

Das Leben als Esport-Profi bringt viele Facetten mit sich. Lukas war in der Schule eher zurückhaltend. Heute spielt er vor 12.000 Menschen. korey wird von Fans verehrt – aber auch angefeindet. „Das Leben in der Öffentlichkeit musste ich lernen. Für mich gelten auch Spielregeln bei Auftritten.“

Eine Schuss Selbstironie gönnt sich korey dennoch regelmäßig: „Trotzdem will ich das alles nicht zu ernst nehmen.“ Das bekommen auch seine Fans zu spüren, die er gerne mal in den sozialen Medien mit Späßen an der Nase herumführt.

In der Szene ist korey mittlerweile ein Star, der zu den weltbesten Spielern gehört. In Rio hat ihn die Bewunderung der Fans das erste Mal überrascht. „Es war anfangs komisch, weil sie zu mir aufgeschaut haben und wirklich schüchtern waren. Aber natürlich freut es mich, wenn ich diese Zuneigung spüre.“ Das korey von Fans anderer Teams ausgebuht wird, gehört für ihn zum Geschäft.

Kindisch und absolut unprofessionell

Nicht akzeptabel findet korey Anflüge von Hass. „Das alles ist ein Lernprozess, den ich durchgemacht habe“, sagt er. Auch in den Teams entdeckt der deutsche Profi teils raue Umgangstöne: „Manche schreien sich sogar während des Spiels an. Ehrlich gesagt, finde ich das kindisch und absolut unprofessionell.“

Auch die Reisen zu den Siege-Events prägen den 20-jährigen Sieblebener. „Dadurch kommen viele Kontakte zustande. Ich erfahre viel von anderen Menschen, das mir sogar für meinen späteren Lebensweg Inspiration verschafft.“

Das neue Jahr brachte wieder eine Veränderung: Im Januar wechselte korey fast mit dem gesamten Team von Giants Gaming zu Rogue. Einzig der Franzose Léo “Alphama” Robine wechselte zu eUnited. Dafür wurde mit Jan “ripz” Hucke ein weiterer deutscher Spieler von Rogue verpflichtet, der neben korey und Maurice “AceeZ” Erkelenz nun den Kern des Lineups bildet.

Die nächsten fünf Jahre will korey weiter als Profi spielen. „Ich sehe noch viel Luft nach oben in meinem Gameplay. Selbst der Sprung in den zwei Jahren war bei mir enorm.“ Nichts weniger als den Titel des Six Major will korey einmal in seiner Karriere erreichen. „Dafür würde ich jeden anderen Sieg hergeben, um das einmal zu erreichen.“

Foto: ESL/Ubisoft
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