“Deutsche Spieler sind zu schnell zufrieden”- Coach Kapio und CEO Lucas von VALORANT-Meister CGN Esports im Interview

Das VALORANT-Team der Esport-Organisation CGN Esports konnte im März Split 1 der VALORANT Challengers DACH: Evolution – die höchste offizielle Liga im deutschsprachigen Raum – gewinnen. Damit öffnet sich für die Kölner Orga die Tür zu internationalen Wettbewerben.

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Im aktuellen Roster befinden sich Benjamin “BennY” Domgörgen, Luca “azury” Sammer, Dragan “elllement” Milanović, Rene “Shazeon” Cappel und Krzysztof “starki” Lewandrowski. Gecoacht wird CGN Esports von der Counter-Strike 1.6-Legende Navid “Kapio” Javadi

In einem exklusiven Interview haben uns Kapio und CEO Lucas Studt unter anderem verraten, was das Team an die Spitze brachte, ob deutsche Spieler überhaupt international mithalten können und was sich an den Strukturen noch ändern muss, damit ein nachhaltiger Esport entsteht.



Vom Hörsaal auf das DACH-Siegertreppchen

Im Releasejahr von VALORANT 2020 wurde auch CGN Esports gegründet. Die Grundsteine dafür wurden im Hörsaal einer Kölner Hochschule gelegt, als Lucas Studt von seinem Gründerkollegen Marcel Branscheidt beim Zocken erwischt wurde.

Wenige Jahre später steht die Organisation mit ihrem VALORANT-Team an der Spitze der DACH-Region. Schon in den letzten Jahren konnten sie einen Hauch des Erfolgs spüren. Beim VCT Qualifier in 2022 schaffte CGN Esports es bis in die Top 8, schied dann aber gegen Team Liquid aus.

Jetzt können sie sich aber das beste VALORANT-Team der DACH-Region nennen. In einem 3-0 Finale gegen Unicorns of Love erspielten sie sich den Sieg und auch die Qualifikation für die EMEA Challengers: Ascension.

In diesem Turnier treten ab Juli die besten Teams der regionalen Ligen der EMEA-Region gegeneinander an und kämpfen um einen Zweijahres-Spot in der VCT EMEA, der höchsten VALORANT-Liga. Und diese Qualifikation hat CGN Esports klar vor Augen.

Damit das aber gelingt, müsse das Team das Momentum des Siegs mitnehmen und sich weiterentwickeln. “Für uns ist es klar, dass wir auf sportlicher Ebene auf jeden Fall noch nicht da angekommen sind, wo wir hinkommen wollen”, so Lucas Studt.

“Ich möchte mich mit den Besten der Welt messen, ich will auf großen Bühnen stehen, die Atmosphäre genießen, den Wettkampf genießen – und deswegen müssen wir uns weiterentwickeln” – Navid “Kapio” Javadi

Mit einzigartiger Philosophie zum Erfolg

CGN Esports hatte zu Beginn der Regionalliga ein paar Startprobleme, erzählt Lucas Studt. Doch die “Learnings und harte Arbeit” hätten sich ausgezahlt und der Sieg sei deshalb verdient gewesen.

Doch was genau hat das Team in den Playoffs plötzlich von der namhaften Konkurrenz wie MOUZ oder Unicorns of Love abgehoben?

“Unser Spielsystem und unsere Philosophie sind im deutschen und auch internationalen Raum einzigartig”, so Kapio. Shazeon und elllement traten der Organisation zwar erst im Januar bei, hätten dies aber sofort verinnerlicht. Das hätte die beiden zum perfekten Match gemacht.

Laut Kapio könne das Team ihr “Spiel von heute auf morgen komplett ändern”. Und das würde CGN Esports so unvorhersehbar für die anderen machen.

“Wir spielen keine Meta, wir spielen das, woran wir glauben” – Navid “Kapio” Javadi

Standardentscheidungen, wie in anderen Sportarten, gäbe es laut Kapio bei CGN Esports nicht: “Wir schauen auch: ‘Was passt zu uns?’ und nicht ‘Was ist im Durchschnitt gut?’ ”

Außerdem sollen seine Spielern nicht auf den Coach angewiesen sein, sondern eigene Entscheidungen treffen können. Andere Teams hätten schon verlauten lassen, dass es “keinen Spaß mache, gegen CGN Esports zu spielen”. Musik in den Ohren von Kapio.

“Im Laufe der Saison sind wir durch Höhen und Tiefen gegangen.”, so Kapio. Doch das Team habe nicht an seinem Können gezweifelt und einen kühlen Kopf bewahrt. So gelang ihnen schlussendlich der Sieg.

Der Traum vom deutschen Champion

Ursprünglich wollte CGN Esports laut Kapio mit einem vollständig deutschen Roster antreten. Ein solches Team zusammenzustellen sei allerdings eine große Herausforderung. Geld, Zeitpunkt und Synergie müssten dafür stimmen.

Deswegen habe sich CGN Esports für einen Kompromiss entschieden und neben den drei deutschen Spielern auch starki aus Polen und elllement aus Serbien mit ins Boot geholt.

Trotzdem sei es immer noch ein Traum von Kapio, irgendwann mit einem rein deutschen Team einen Titel zu gewinnen. Die Fähigkeiten dafür seien vorhanden, aber oft würde es bei deutschen Spielern an der Mentalität scheitern: “Deutsche Spieler sind zu schnell zufrieden […]. Spielerisch ist viel möglich.”

Die größte Entwicklung im Esport

Einer der ausschlaggebenden Punkte für CGN Esports, in VALORANT einzusteigen, sei der große Erfolg von Riot Games mit League of Legends gewesen. “Es ist ein nachhaltiges Ökosystem aufgebaut worden, was viele Leute begeistert”, so Lucas Studt.

Und die letzten zwei Jahre hätten gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. Denn VALORANT sei momentan der sich am schnellsten entwickelnde Esport.

Auch sei VALORANT mit seinem comicartigen Stil und harmloseren Setting – im Gegensatz zu anderen Shootern wie Counter-Strike – nicht so negativ besetzt. So sieht das Lucas Studt. Und auch das Potenzial, sich mit den Spielinhalten, aber auch mit allem Drumherum, zu identifizieren, sei bei VALORANT viel größer.

Riot hindert Nachwuchsförderung

Dadurch, dass VALORANT ein so junger Titel sei, gäbe es laut Lucas Studt aber noch nicht ausreichend Strukturen. Und vor allem bei der Nachwuchsförderung würde es noch haken.

In dem Bereich könne sich Riot von anderen Titeln eine Scheibe abschneiden, findet Kapio: “In Counter-Strike wird auf Academy Teams sehr großen Wert gelegt. […] Und da muss die VALORANT-Szene noch ein bisschen aufholen.”

Als eine der ersten deutschen Organisationen hat CGN Esports ein Academy Team aufgebaut, aus dem sogar ihr aktueller Spieler Shazeon stammt. Die CGN Youngstars dürfen seit Anfang 2023 aber nicht mehr antreten, da Riot neue Regularien für Academy Teams in ihren Ligen eingeführt hat.

Laut Kapio hätten sie ihr Academy Team aber nur pausiert und würden auf eine Änderung hoffen: “Das ist irgendwie auch die Verantwortung, die wir als Org übernehmen sollten, für den deutschen Nachwuchs ein bisschen was zu tun.”

Diese Entscheidung von Riot habe CGN Esports nicht nachvollziehen können, da die Förderung von Nachwuchs zum richtigen Zeitpunkt wichtig sei, erklärt Lucas Studt. Auch die Anerkennung des Esports als Sport in Deutschland wäre für einen internationalen Erfolg von deutschen Spielern grundlegend.

Esport zum Anfassen

Auf der höchsten Ebene würde Riot laut Kapio “fantastische und gut produzierte Events” auf die Beine stellen, in den Ligen darunter gäbe es aber noch Verbesserungspotenzial.

Weitere qualitative Turnierserien würden dafür sorgen, dass “die Competition hoch bleibt und sich die Teams ganz oben nicht ausruhen können”.

Laut Lucas Studt will CGN Esports in Zukunft auch in weitere Titel einsteigen und die Community ausbauen: “Wir wollen nicht nur den Esports, wie man ihn über Corona kennengelernt hat, nur auf der digitalen Ebene ausleben, sondern wir wollen auch Esports zum Anfassen bieten.”

Wenn ihr noch wissen wollt, ob Kapio und Lucas Studt Counter-Strike 2 für eine Gefahr für VALORANT halten und was Kapio an VALORANT gereizt hat, schaut euch die eFernsehen-Folge 4 oder den Beitrag direkt hier an:




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Bildquelle: Freaks 4U Gaming GmbH, CGN Esports, Lucas Studt / LinkedIn (Bildmontage)

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