Trotz Koalitionsvertrag: SPD ist gegen eSport-Förderung

Am Mittwoch fand eine Anhörung zum Thema eSport im Sportausschuss des Bundestages statt. Das Fazit der SPD: eSport entspreche “bis auf wenige Ausnahmen nicht den Anforderungen einer Sportart”.

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Die regierende Partei gab anlässlich der besagten Anhörung, an der Vertreter aus Politik, Sport und eSport teilnahmen, eine Pressemitteilung zu dem Thema aus. In dieser stellt sich ihr sportpolitischer Sprecher, Detlev Pilger, auf die Seite des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und spricht eSport zum größten Teil die Förderungswürdigkeit ab. Kurios: Noch im November 2018 hatte Pilger an den DOSB apelliert und mehr Akzeptanz für den eSport gefordert.

Mit ihrem Statement stellen sich die Sozialdemokraten auch gegen den aktuellen Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU, in dem es heißt: “Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.”

Ausnahme für FIFA, NBA 2K und Co.

Trotzdem will die SPD, ähnlich wie der DOSB, eine Ausnahme für Sportsimulationen wie FIFA, NBA 2K, Madden und Co. machen. Diese Spiele würden dem Statement zufolge “Sportarten in einer Simulation nachstellen, ohne die sportprägenden Werte von Fairplay, Toleranz und Miteinander in Spielen mit gewalttätigen Inhalten zu gefährden”.

Die SPD will die Förderung von FIFA und Co. in Vereinen unterstützen, weil die Sportsimulationen dazu beitragen würden, junge Menschen für die traditionellen Sportarten zu gewinnen. Schließlich würden bereits zu viele Kinder und Jugendliche “unter Übergewicht leiden”.

Die Förderung von Sportsimulationen im Sport-Kontext soll aus SPD-Sicht also hauptsächlich als Mittel zum Zweck für die Sportvereine dienen, um die Jugend für traditionelle Sportarten zu begeistern und neue Mitglieder anzuwerben.

eSport-Hits wie LoL und CS:GO als “Gewaltspiele” abgestempelt

Vor einer sachlichen Diskussion über die Förderung etablierter eSport-Titel wie League of Legends, Counter-Strike: Global Offensive und Dota 2, die im Gegensatz zu den meisten Sportsimulationen jährlich Millionen von Zuschauern begeistern und gigantische Ligen und Turniere zu bieten haben, verschließt sich die SPD nach der Anhörung.

Indem die Partei LoL und Co. unter dem Begriff “Gewaltspiele” zusammenfasst, schiebt sie diese eSport-Disziplinen beiseite und lehnt deren Förderung “grundsätzlich ab”.

Der eSport-Bund Deutschland (ESBD) zeigte sich empört über das SPD-Fazit der Anhörung: “Die Position der SPD ist für uns ein klarer Bruch der Zusagen des Koalitionsvertrags, ein Vertrauensbruch gegenüber den Menschen, die darauf vertraut haben”, erklärte ESBD-Präsident Hans Jagnow.

Die Anerkennung von eSport als Sportart steht in Deutschland also weiter vor großen Hindernissen. Die Erfüllung des Koalitionsvertrages scheint, zumindest in diesem Punkt, in weite Ferne gerückt zu sein.

Bildquelle: Riot Games

 

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