Pro eSport: DOSB-Gutachten steht in der Kritik

Das vom DOSB erstellte Gutachten zur rechtlichen Anerkennung des eSports hat hohe Wellen geschlagen. Betroffene Organisationen meldeten sich zu Wort, genauso wie Politiker.

Am Dienstag wurde bekannt, dass der DOSB ein Rechtsgutachten über die Beurteilung des eSports erstellt hatte. In diesem wurde unter anderem geschrieben, dass der eSport aus rechtlicher Sicht kein Sport sei. Zudem wurde in dem Gutachten die Meinung vertreten, dass Videospiele die Menschenwürde missachten würden.

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Der FC Schalke 04, dessen LEC-Team in den Playoffs der höchsten europäischen League-of-Legends-Liga spielt, hat sich gegenüber dem Gutachten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) geäußert. „Es ist bedauerlich, dass viele Sportverbände in Deutschland nach wie vor mit diesem Gedanken fremdeln und sich an eine wenig zeitgemäße Auffassung des Sport-Begriffs klammern“, sagt der ehemalige Profifußballer Tim Reichert, derzeit Chief Gaming Officer beim FC Schalke 04, in einem Statement der eSport-Abteilung.

Reichert fügt hinzu: „Die Position des DOSB wird sich in keiner Weise auf unser Engagement auswirken.“ Für den S04 sei die Sichtweise der jungen Generation entscheidend, für die Gaming nicht nur Kultur sondern auch Sport ist.

Auch Politiker wie Tiemo Wölken, Mitglied des europäischen Parlaments stellen sich gegen den DOSB. „Die Gemeinnützigkeit muss für esport her, damit Vereine weitermachen können“, so Wölken auf Twitter.

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, hat sich klar positioniert. „Es überrascht wenig, dass ein vom DOSB in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten dieses Urteil fällt. Ein anderes Rechtsgutachten würde sicherlich zu einem anderen Schluss kommen“, sagte Bär im Gespräch mit t3n.de. Bär fügt hinzu: „Dass die traditionellen Verbände die Realität verleugnen, ist ein natürlicher Abwehrmechanismus neuen Entwicklungen gegenüber, vor allem wenn sie erfolgreich sind und damit als bedrohlich wahrgenommen werden.“

DOSB habe Angst vor eSport

Das Institut für Ludologie an der design akademie berlin reagierte derweil auf das Rechtsgutachten des DOSB mit einer Pressemitteilung, in welcher pro eSport als Einordnung in den Sport argumentiert wurde. „Im Grunde sagt das Rechtsgutachten nichts Neues. Der DOSB lehnt eSports ab, versucht dies nun aber anhand kruder Verengungen auf bestimmte Definitionsmerkmale hinsichtlich des Sportbegriffs auf rechtliche Beine zu stellen“, sagt Timo Schöber, Pressesprecher des Instituts für Ludologie.

Der DOSB habe laut seiner Meinung Angst davor, dass der eSport an die „Fördertöpfe des klassischen Sports gelangen möchte.“ Schöber liegt dem DOSB nahe: „eSport ist Sport – und dazu gehört auch eine Förderung von Breitensportlern und die Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit von vielen Menschen, die sich im eSport engagieren.“

Prof. Dr. Jens Junge, Direktor des Instituts für Ludologie vertritt ebenfalls einen klaren Standpunkt: “Es bleibt zu hoffen, dass die aktuellen deutschen Akteure zeitnah Einsicht zeigen und sie sich an internationalen Standards orientieren, sich nicht allein auf alte Rechtsauffassungen berufen, sondern sport- und spielwissenschaftliche Sichtweisen nachvollziehen.“

Die Techniker Krankenkasse (TK) bekennt sich ebenfalls klar zum eSport als Sport und kritisiert die Vorgehensweise des DOSB. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, argumentiert: „Ich bedauere die Entscheidung des DOSB. Körperliche Anforderungen wie Koordination und Reaktion sind im E-Sport genauso Voraussetzung wie z.B. bei Darts oder Schießen. Und das sind anerkannte Sportarten.“

 

Bildquelle: gamescom
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