Olympischer Scherbenhaufen – Warum die Olympic Esports Series ein Griff ins Klo ist

Olympia und Esport? Vor einigen Jahren wurde dies noch als mögliche Zukunft für die Szene ins Auge gefasst. Schließlich wäre olympische Anerkennung der erste große Schritt in Richtung Mainstream. Die neu angekündigte Olympic Esports Series des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist jedoch stattdessen eine Enttäuschung und ein Rückschritt.

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Der Traum von Olympia

Die olympischen Spiele sind zurecht ein Sehnsuchtsort für viele Sportler, der sie immer wieder zu Höchstleistungen im Wettbewerb antreibt. Vor allem für kleinere Sportarten bot Olympia immer wieder eine Bühne, auf der sie sich der Gesellschaft präsentieren konnten und die ihnen anstehende Anerkennung verdienten.

Ein Traumszenario, welches auch für den Esport immer wieder verfolgt wurde. Schließlich würde eine olympische Anerkennung den Profis endlich die gesellschaftliche Stellung als Hochleistungssportler bringen, die ihnen häufig (vor allem in Deutschland) noch vorenthalten wird.

Daraus wird jedoch so schnell erstmal nichts, dafür hat die (wieder einmal) stiefmütterliche Art des IOC gesorgt.

Statt Esport nur Pay-2-Win

Die Ankündigung mit Hochkarätern wie Tic Tac Bow, Tennis: Clash oder WBSC eBASEBALL: POWER PROS als Teil der neun Spiele in der Turnierserie sorgt verständlicherweise für Spott aus der Szene. Kein Zeichen von etablierten Größen wie etwa League of Legends, CS:GO, Dota 2, VALORANT oder anderen Spielen mit historisch gewachsenen Szenen und Turnieren.

Doch statt bloß weltfremd zu Sportsimulationen statt zu tatsächlich großen Esport-Titeln zu greifen, ist die Olympic Esports Series leider noch schlimmer.

Fairer Wettbewerb und der Gedanke, dass der oder die Beste gewinnt, ist die zentrale Säule der olympischen Idee. Ein Kernwert, der auch den Esport antreibt. Die Auswahl der Spiele zeigt jedoch eine absurde Ignoranz, wenn nicht sogar Absicht.

Tic Tac Bow, Tennis: Clash sind alles Spiele, in denen nicht die Leistung zählt, sondern der Geldbeutel. Über Lootboxen und andere Mikrotransaktionen lassen sich einfach Vorteile im Spiel erkaufen.

Tic Tac Bow ist als Spiel tatsächlich gerade einmal wenige Wochen alt und bekommt nun eine olympische Aufwertung, die tatsächlich historisch gewachsenen Esport-Titeln vorenthalten bleibt.

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Die Olympic Esports Series wirkt in der Gesamtbetrachtung einfach nur noch wie ein Publicity-Stunt, in der das IOC versucht etwas vom Glanz des tatsächlichen Esports abzugreifen, ohne auch nur irgendwie mit der Szene vertraut zu sein.

Bei einer solchen Spiele-Auswahl ist die Vermutung, dass die ganze Aktion bloß Marketing für einige der inkludierten Mobile Games darstellt und sich das IOC für so eine schäbige Sache gegen Geld hergegeben hat, gar nicht mal so abwegig.

Zu einem solchen Olympischen Komitee kann man nur sagen: Nein, Danke!

Anerkennung geht auch ohne Olympia

Wir brauchen Olympia auch gar nicht so sehr, wie Olympia unsere Szene braucht.

Während die Olympischen Spiele bei jungen Leuten immer mehr an Bedeutung verlieren, wächst der Esport weiter. Auch gegen den Widerstand von Konservativen, wie etwa dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der immer wieder Stimmung macht gegen unsere Szene.

Auch ohne Anerkennung eines Olympischen Komitees sind die großen Turniere der Esport-Welt Größen für sich. Immer wieder stellen Turniere wie die LoL Worlds, Dota 2s The International oder CS:GOs Major Rekorde auf und locken neue Fans und Sponsoren in den Esport.

Wer braucht da schon fünf olympische Ringe, die ihren eigenen Moralvorstellungen nicht mehr gerecht werden?


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Bildquelle: IOC/Montage

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