OJ Borg: “Ich bin kein wirklich guter Host, ich habe nur ein gutes Publikum”

Oliver James Borg “OJ Borg” D’Anastasi ist einer der großen Stage Hosts in Counter-Strike: Global Offensive. eSports.com hat ihn zu den wichtigsten Momenten seiner Karriere, seiner Vorbereitung und über seine Verantwortung bei Events befragt.

OJ Borg tritt seit 2015 bei den wichtigsten CS:GO-Turnieren der ESL als Stage Host auf. Er war Teil mehrerer Intel Extreme Masters und ESL-One-Events, so wie bei der ESL One Cologne 2019. Auch für Call of Duty-Veranstaltungen stand er bereits auf der Bühne. Der Brite arbeitet jedoch nicht ausschließlich im eSports, seine Karriere führt er weiterhin als Radio-und Fernsehmoderator fort. Für BBC moderiert er die Show BeSpoke sowie das Nachtprogramm.

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“Man braucht Selbstvertrauen – und die Bereitschaft der Zuschauer”

eSports.com: Hallo OJ Borg, danke für deine Zeit. Du arbeitest in vielen verschiedenen Feldern, wie wichtig ist dir das? Wie ist es, in so unterschiedlichen Rollen zu arbeiten?

OJ Borg: Es ist super, ich habe im Laufe meiner Karriere so viele verschiedene Sachen ausprobiert. Eine Menge verschiedener Sportarten von Darts bis zu Fußball waren dabei. Für mich ist eSports jetzt eines der besten Dinge, die ich gemacht habe, ich liebe es.

eSports.com: Was meinst du, welcher deiner früheren Jobs hat dich am meisten auf den Job als Stage Host im eSports vorbereitet?

OJ Borg: Stage Hosting kann man nicht wirklich üben. Realistisch gesehen geht man auf die Bühne und ruft halt ein paar Dinge. Es läuft eigentlich auf Selbstvertrauen raus – und auf die Bereitschaft der Zuschauer. Ich höre öfters “du bist echt gut im Stage Hosting”, aber nein, bin ich nicht wirklich, ich habe nur ein gutes Publikum, das sehr viel Lust darauf hat und mitzieht. Ich habe auch mal ein großes Konzert in den UK gehostet, 80.000 Zuschauer waren da, aber sie waren nicht so involviert, da war es schwierig. Ich weiß nicht, welcher Job genau mir geholfen hat, es waren eher allgemeine Life-Skills.

“Meine Rolle: die Spitze des Speers zu sein”

eSports.com: Wie schwer ist es, die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden?

OJ Borg: Ich schreibe nie ein Skript, ich weiß so, was ich sagen werde. Es ist nicht schwer, die richtigen Worte zu finden. Wenn du meine letzten zehn Moderationen nochmal anschaust, siehst du gewisse allgemeine Regelmäßigkeiten. “Willkommen, wie viel Geld, hier sind die Teams”. Das ist nur ein Gerüst an Worten, zu denen ich noch ein bisschen Liebe hinzufüge.

eSports.com: Wie siehst du deine Rolle als Stage Host, denkst du, du trägst eine Verantwortung?

OJ Borg: Oh Gott ja natürlich. Aber nicht nur ich, jede einzelne Person, die an der Übertragung mitarbeitet, fühlt eine Verantwortung. Meine Rolle ist es, die Spitze des Speers zu sein. Ich muss nur so prägnant und richtig wie möglich sein. Die Verantwortung eines anderen wiederum ist es, dafür zu sorgen, dass die Übertragung als Stream gut funktioniert. Die Verantwortung des Casts ist es die Geschehnisse auf den Bildschirmen so zu beschreiben, dass die Leute es verstehen.

“Niemals Emotionalität für einfache Unterhaltung ausnutzen”

eSports.com: In League of Legends gab es das sehr emotionales Interview von Eefje „Sjokz“ Depoortere mit Marcus ”Dyrus” Hill, ähnlich wie dein Interview mit Christopher “GeT_RiGhT” Alesund. Sie beschrieb diesen Moment als einen der Schlüsselmomente ihrer Karriere. Gibt es auch einen solchen Schlüsselmoment für dich und dein Wachstum?

OJ Borg: Wenn du nach meinem Wachstum fragst, dann nein. Wenn es um etwas geht, bei dem ich stolz drauf bin, Teil davon gewesen zu sein, dann vielleicht das Interview mit Peter “dupreeh” Rasmussen auf dem Major in Polen. Das war ein gewaltiger Moment für mich. Es wäre leicht gewesen, ihm einfach immer weiter Fragen zu stellen. Aber ich bin froh, dass ich das nicht getan habe, sondern ihm Zeit gegeben habe zu sagen, was er sagen wollte. Man sollte solche Momente niemals dafür ausnutzen, um leicht billige Unterhaltung zu bekommen. Gib Leuten die Möglichkeit, emotional zu sein, aber man darf es niemals erzwingen.

 

eSports.com: Aber auf solche Momente kann man sich nicht richtig vorbereiten, oder?

OJ Borg: Doch, klar kann man das. Ich wusste, das GeT_RiGhT eventuell zurücktritt und ich wusste, er ist ein emotionaler Mensch. Also wusste ich, was passieren könnte und habe mich darauf vorbereitet. Wenn ich eine bestimmte Frage stelle, kann ich eine bestimmte Antwort anregen. Ich wusste ja auch, was dupreeh beim Major durchmachte und seine Hintergrundgeschichte, also konnte ich mich vorbereiten. Wenn man das nicht hat, hat man nicht genug geplant und würde einfach nur auf die Bühne und Fragen stellen.

“Viele genießen lieber ihren Moment vor der Kamera”

eSports.com: Ich habe von einigen TV-Moderatoren schon gehört, dass sie sich zwar vorbereiten, aber wenn sie ein Take nochmal aufnehmen müssen, wissen sie nicht mehr, was sie gerade gesagt haben. Ist dir das auch schon passiert?

OJ Borg: Kommt darauf an, wie lange der Abschnitt ist. Man weiß nicht immer, was man gerade sagt. Wenn es nur ein kurzer Abschnitt ist und ich soll den neu aufnehmen, dann weiß ich das noch. Aber wenn ich 20 Minuten aufnehme, erinnere ich mich nicht mehr. Ohne Skript muss man aber auch wirklich wissen, was man gerade tut. Am Anfang meiner Karriere habe ich etwas zu “word economy” gelernt. Das bedeutet, wenn man zu einem neuen Teil überleitet, macht man das mit möglichst wenig Worten.

Man sucht nach dem schnellsten, optimalsten Weg zum nächsten Thema. Bei vielen Leuten kann man beobachten, dass sie lieber ihren Moment vor der Kamera genießen, oder schlichtweg nicht geübt darin sind, durch etwas schnell zu leiten. Viele Dinge sollten aber schnell sein. Wenn man umherschwafelt, sind die Zuschauer gelangweilt, es muss schnell und unterhaltsam sein. Ich skripte die Sachen zwar nicht, aber ich weiß noch, was ich in dem Take zuvor gesagt habe.

eSports.com: Vielen Dank für das Interview.

Fotoquelle: ESL
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