“Nicht schlechter als BIG oder Spandau” – LoL-Profi Lamabear von Hertha BSC im Interview

Hertha BSC ist auf dem Vormarsch in League of Legends. Nach den Berliner Organisationen BIG und Eintracht Spandau könnte der Traditionsverein der dritte  Vertreter aus der Hauptstadt werden, der in der Prime League aktiv ist. Hertha-Profi Leon “Lamabear” Krüger, oder auch kurz Lama, spricht im Interview über die Aufstiegsmöglichkeiten und die Rivalität der Berliner Teams.

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Video: Mikyx im Interview über die Playoffs und sein Team Excel



Lama ist der erfahrenste Spieler des LoL-Teams von Hertha BSC, für das er seit Januar aktiv ist. Seit mehr als sieben Jahren spielt er in dem MOBA unter professionellen Wettkampfbedingungen und hat gemeinsam mit seinen Teamkollegen den ersten Platz der Regular Season in der Prime League Division 2 erreicht. Nach 17 Siegen bei nur einer Niederlage im Spring Split gilt Hertha als Favorit in den Playoffs, die für die Berliner am Montag beginnen.

Glückwunsch zum erfolgreichen Start mit Hertha BSC im LoL-Esport. Hast du mit dieser Leistung und den starken Ergebnissen gerechnet?

Lama: Für uns war es tatsächlich schnell klar, dass wir eine recht dominante Saison spielen werden. Wir besitzen einen guten Mix aus Veteranen und Rookies, allesamt sehr gute Spieler. Unsere eigene Zielsetzung war von Beginn an hoch, auch von unserem Projektleiter: Alles andere als mindestens 16 Siege in 18 Spielen während der regulären Saison wäre eine Enttäuschung. Dadurch hatten wir zwar etwas Druck zum Start. Doch durch unser Selbstbewusstsein und dem Vertrauen in unsere Stärken haben wir unser Spiel machen können – und das recht erfolgreich.

Wie stark schätzt du eure Fähigkeiten im Vergleich zur Konkurrenz ein?

Es gibt Teams, die mit uns konkurrieren können. Dazu gehört auf jeden Fall NoNeedOrga (NNO). Dieser Gegner kann gerade in einem Best of Five Match sehr nervig werden, weil der Spielstil schwer vorhersehbar ist.

Auf der anderen Seite haben wir gegen 70 Prozent der Teams gespielt, die stark ausbaufähig waren beziehungsweise nicht gut gespielt haben. Sowohl spielerisch als auch im Draft gab es nicht Vieles, was uns hätte gefährlich werden können. Wir sind mit unserer Strategie selbst sehr gut durchgekommen und wurden selten bestraft. Wir konnten uns mehr erlauben als andere Teams.

Gerade mit den Drafts waren wir sehr zufrieden. Einige Teams konnten nicht schnell genug erkennen, wie stark wir mit einigen Champion-Kombinationen waren. Nach fünf bis sechs Matches wurde erst realisiert, dass gewisse Champs gebannt werden müssten. Die aggressive Kombination mit Lee Sin und Leona war sehr gut für uns im Early Game. Dazu kam Karma als Flex Pick. Und ansonsten haben wir uns oft gut anpassen können mit speziellen Rollen.

Du gehörst trotz deiner erst 23 Jahre mittlerweile zu den erfahreneren Spielern. Wie vermittelst du dein Wissen an die jüngeren Teamkollegen?

Durch mein individuelles Verständnis und die Erfahrung kann ich gut einschätzen, was gut und was schlecht ist. Ich gebe immer gerne meinen Senf dazu, selbst wenn wir gut gespielt haben. Natürlich will ich Dinge finden, die man besser machen könnte, um uns als Team und auch die einzelnen Spieler weiterzuentwickeln.

Wie viel Zeit hast du bereits in League of Legends gesteckt und wie oft trainiert ihr wöchentlich?

Die genauen Spielstunden zu nennen, ist schwierig. Das müssen unendlich viele sein, was schwierig einzuschätzen ist. Vor allem mit den Trainingszeiten außerhalb des eigenen Accounts sind das kaum nachzählbar, aber die Intensität ist definitiv hoch.

Bei uns startet in der Regel das Teamtraining um 14 Uhr. Ein Spiel mit Analyse dauert ungefähr eine Stunde. Meistens sind wir bis 18.30 Uhr fertig mit dem Training. Eine zusätzlich feste individuelle Trainingsvorgabe gibt es bei uns nicht wie bei manch anderen Organisationen. Von anderen Teams gab es schon Anforderungen wie: Spiele 30 Solo Queue Matches pro Woche. Diese Pflicht haben wir nicht, doch wir trainieren trotzdem regelmäßig auch im Solo.

Wie bereitet ihr euch auf die Playoffs vor?

Wir werden uns erst einmal taktisch mit dem Gegner auseinandersetzen und überlegen, was wir auf der roten und blauen Seite Picken und Bannen sowie einschätzen, was die Gegner gegen uns bannen können. Ansonsten analysieren wir das Gameplay des Gegners von deren Streams und bereiten uns anschließend auf unser eigenes Spiel vor.

Rivalität zwischen Hertha, BIG und Spandau: Es wird ein enger Kampf zwischen allen drei Teams

Ihr seid neben BIG und Eintracht Spandau der dritte namhafte Berliner Klub in LoL. Sehen wir bald einen Dreikampf in der höchsten Division der Prime League?

Ich hoffe es sehr und bin sehr positiv gestimmt. Davon gehe ich aus, dass wir in die Prime League aufsteigen. Ich sehe uns an der Spitze.

BIG sah in diesem Split nicht wirklich gut aus. Gegen Eintracht Spandau hatten wir Trainingsspiele, kurz bevor das Prime-League-Finale anstand. Die liefen recht positiv für uns. Dadurch haben wir einen guten Eindruck bekommen, wo wir derzeit stehen. Deswegen bin ich auch recht zuversichtlich, auch wenn es natürlich zum jetzigen Stand noch ein weiter Weg ist.

Aber auf dem aktuellen Level wird das ein enger Kampf zwischen allen drei Teams. Das wird eine interessante Geschichte werden – vorausgesetzt wir steigen in die Prime League Division 1 auf. Wir sind nicht schlechter als BIG oder Spandau. Für uns wird einiges drin sein.

Rechnest du mit möglichen Fan-Eskalationen zwischen den Teams?

(Lacht). Auf jeden Fall kann das schon lustig werden bei LAN-Turnieren. Mit den drei Klubs können sicherlich coole Events veranstaltet werden.

Was ist für dich das beste und das schlechteste Merkmal an der derzeitigen LoL-Season?

Ich fange mal beim Negativen an: Die Solo Queue Ladder ist ein Problem von der Funktion her. Es gibt Möglichkeiten, wie der Account beeinflusst werden kann. Einige können dadurch zu viele Punkte bei Siegen gewinnen und zu wenige Punkte bei Niederlagen verlieren. Deswegen ist das Level in diesem Jahr nicht so gut, wie es sein könnte.

Was ich hingegen loben kann, ist der große Champion-Pool. Es gibt so viele Möglichkeiten, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab und das ist sehr gut. Klar ist aber auch, dass LoL typischerweise ab und zu ein Krampf ist – normal für uns natürlich, was aber den Spaß nicht lindert.

Welche sind deine aktuellen Lieblings-Champions?

Meine Top 3 sind Lee Sin, Viego und Hecarim. Hecarim scheint nach dem neuen Patch zwar unspielbar zu sein, aber dafür wird es dann wieder andere Optionen geben. Einen Champion, den ich gerne spielen würde, wäre Warwick. Aber dem fehlt noch viel. Falls er mehr AOE in sein Kit bekommen sollte, wäre er eine Möglichkeit. Jetzt ist er jedoch noch eine Trockenpflaume. Ein Upgrade würde guttun.

Welche Ziele hast du persönlich und mit dem Team für dieses Jahr?

Mein großes Ziel ist es, mit Hertha den Sprung in die Prime League zu schaffen. Das Projekt ist top. Jeder von uns arbeitet darauf hin. Das ist das Ziel von jedem hier.

Wie schätzt du die Entwicklung im LoL-Esport ein?

Die Entwicklung ist extrem geil. Gerade durch berühmte Persönlichkeiten rückt das professionelle League of Legends immer mehr in den Vordergrund. In Spanien hat Fußballprofi Piqué sein eigenes Team, der FC Barcelona ist ja selbst dabei. Und so machen es auch viele andere Vereine, wodurch die Menschen immer mehr auf League of Legends aufmerksam werden. Jeder profitiert von dieser Förderung. Spieler sind motivierter, Sponsoren bekommen auch immer mehr Interesse. Es geht in die richtige Richtung.

Vielen Dank für das Interview.

 

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Bildquelle: Hertha BSC
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