NBA2K: Was der deutschen Szene fehlt

Nach dem aus deutscher Sicht enttäuschenden NBA2K-League-Draft vom Sonntag, muss sich die Szene einmal mehr die Frage gefallen lassen: Quo vadis, NBA2K in Deutschland?

Auf der einen Seite gibt es die positive Nachricht, dass immerhin vier Spieler der Bayern Ballers beim offiziellen Draft der NBA2K-League zur Auswahl standen. Doch nach dem Draft machte sich Ernüchterung in der Szene breit: Kein Deutscher wird nächste Saison in der höchsten NBA2K-Spielklasse spielen. Wir suchen nach Gründen, bei Spielern, Organisatoren und dem System.

Anzeige
Der Draft: Ein Abriss aus deutscher Sicht

Die vier Bayernspieler – Kadir “KadoTheProblem” Yüksel, “DOGANIII”, Jannis “JLB_2k” Neumann und Marcel “MGoCrzy” Stohl – hatten den Draft der NBA2K-League mit Spannung verfolgt. Denn sie waren nominiert und hatten die Chance in den USA viel Geld mit dem Videospiel NBA2K20 zu verdienen. 

Das System entspricht dem der “echten NBA”. Nacheinander wählen die Esport-Abteilungen der NBA-Teams Spieler aus dem Draft, die in der folgenden Saison für sie als Teil der fünfköpfigen Mannschaft auflaufen.

Der Draft ist vor allem für die ausgewählten Spieler sehr lukrativ: Die NBA bezahlt eine Wohnung, Versicherungen, Rentenbeiträge, den Umzug, sowie die Verpflegung an Spieltagen. Darauf kommt ein Gehalt von mindestens $30.000 über sechs Monate, mit der Möglichkeit dieses bei guten Ergebnissen deutlich aufzustocken.

Das klingt fast schon zu schön um wahr zu sein und das war es dann auch. Denn nicht ein einziger Deutscher wurde von den NBA Teams ausgewählt. Im NBA-Esport wird im Fünf-gegen-Fünf gespielt.

Die Reaktionen der Bayernspieler

Jannis Neumann ist bisher der einzige Deutsche, der schon mal in der NBA2K-League gespielt hat. 2018 wurde er von den Dallas Mavericks für eine Saison verpflichtet, dieses Jahr ging er genauso wie alle Europäer leer aus.

 

Trotz MVP-Titel beim European Invitational 2019 schaffte es auch Marcel Stohl nicht die us-amerikanischen Teams von sich zu überzeugen. Gerade bei ihm sitzt die Enttäuschung tief wie er auf Twitter verriet. Auch DOGANIII sprach vorab schon mit der Esportabteilung der Miami Heat, wie er auf Anfrage verriet. Trotz regem Kontakt kam es aber nicht zum Draft.

 

Swen Müller ist Coach von den Ballers und erzählt wie die Spieler den Draft wahrgenommen haben: “Wir haben ihn gemeinsam als Team im Hotel in Oldenburg im Rahmen des EWE Baskets Cup geschaut.”

Dass es am Ende nicht geklappt hat, hat für Müller einen einfachen Grund: “Es hat nicht geklappt und war keine Frage von Skill-Unterschied, sondern schlicht und einfach eine Frage der Organisation der 2k League Teams, denn sie beginnen am 01.03.2020 und gedraftete Europäer brauchten vier bis sechs Wochen allein für das Visa in die USA und da kann man dann die Teammanager verstehen das sie sich da eher auf dem eigenem Markt bedienen.” Ein zu später Einstieg ins Training wenn es überhaupt zum Draft kommt – eine Fehlplanung, die die Europäer klar ins Abseits setzt.

Quo Vadis NBA2K Deutschland?

Stellt sich die Frage, wie die deutsche Szene damit umgeht. Denn ein Ligensystem wie in den USA gibt es nicht. Allgemein mangelt es am allerwichtigsten, was eine (E)Sport-Szene braucht: Competition.

Gründe dafür sind vielfältig wie der Coach der Ballers für esports.com festhielt: “Wir besitzen eine kleine, aber sehr eingeschworene Community, die im europäischen Raum leider nicht die Unterstützung des Publisher bekommt, die es benötigt, um die ganz großen Reichweiten zu bekommen.” Dennoch präsentiere sich die 2K-Szene in den letzten Jahren gut.

“Es muss verlässliche Strukturen geben”

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Timo Kersten, verantwortlich beim BBL-Tream der EWE Baskets für die Esportsparte: “Wir brauchen eine Liga mit einem großen Partner im Rücken. Es muss klare und verlässliche Strukturen geben. Damit einhergehend wäre eine Plattform unumgänlich, auf der zentral und verlässlich Übertragungen stattfinden, man sich über Teams informieren und vor allem verfolgen kann, was überhaupt in der Szene passiert, ohne großen Aufwand treiben zu müssen.”

All das gibt es noch nicht. Die BBL als nationaler Basketballverband geht noch nicht ins Risiko und die Vereine müssen viel selber auf die Beine stellen. “Herzblut” ist einer der Begriffe, der häufig in Gesprächen fällt. Bei den Baskets sind zum Beispiel alle Gamer Hobbygamer und arbeiten nebenher. Erst will man “regional” wachsen.

Eigene Events wie der EWE Baskets eCup 2020 Ende Februar sind aktuell eine wichtige Plattform. Dort gewannen die Bayern Ballers ungefährdet. Dazu mit der German Basketball League (GBL) eine deutsche Liga in Eigenregie. Und international zum Beispiel die ProAM European Tour Cups. Den letzten gewannen ebenfalls die Ballers. Als Preis gab es 200 Euro. 

Mit Blick in die USA gab es im Sommer in London ein Scoutingevent, doch wie ernst nehmen es die NBA2K-League-Teams, wenn selbst der MVP Marcel “MGoCrzy” Stohl im Draft außen vor bleibt?

All das ist offensichtlich zu wenig Schaufenster für einen kleinen Nischensport, der zwar wächst, aber noch viel Struktur und starke Partner braucht – gerade in Deutschland.

Bildquellen: NBA2K, EWE Baskets eSports, Bayern Ballers
*Die hier aufgeführten Angebote sind mit sogenannten Affiliate-Links versehen. Mit einem Kauf über einen dieser Links unterstützt ihr uns, da esports.com ohne Auswirkung auf die Höhe des Preises vom Anbieter eine kleine Provision erhält.