Moritz Neumeier zwischen Comedy und Counter-Strike – “Ich kann nicht aufhören”

Moritz Neumeier ist Comedian, hatte zuletzt eine TV-Sendung bei ZDFneo (“Homies”) und ist leidenschaftlicher Counter-Strike-Fan. Wie er sein Lieblings-Team fand, was seine Frau zum Hobby sagt und warum er keine Witze über CS:GO macht, erzählt er esports.com im Interview.

esports.com: Hey Moritz, in einem Podcast aus dem Jahr 2017 hast du kurz erzählt, dass du mal wieder eine Counter-Strike-Übertragung gesehen hast. Du hast gesagt, du warst ein wenig angefixt, auch wenn du überhaupt nichts verstanden hast. War das der Start einer neuen Passion?

Anzeige

Moritz Neumeier: Ja, auf jeden Fall. Ich hab früher Counter-Strike gespielt. Ich lag einmal wach im Hotel und wollte mal gucken, ob es, keine Ahnung, neue Aufnahmen von Dust 2 gibt.

Dann hab ich sofort gemerkt: Moment, es gibt einen neuen Counter-Strike-Teil? Und einige Maps wie Mirage oder so hab ich noch nie gesehen. Und irgendwie war ich von da an angefixt. Und jetzt guck ich das zu viel! Ich glaube, das Hobby ist etwas überbordend geworden. (lacht)

Was heißt denn „zu viel“ gucken?

Wenn ich auf Tour war, hab ich eigentlich nichts anderes gemacht, außer Counter-Strike zu hören oder zu gucken. Zuhause ist ein es ein bisschen kompliziert, weil ich immer erst dann anfange zu gucken, wenn meine Frau ins Bett geht.

Und dann guck ich bis morgens um Zwei und steh um Sechs mit dem ersten Kind auf – das ist nicht gut. Aber ich kann auch nicht aufhören damit.

Wie kommt es, dass du dann schaust und nicht selber spielst? Oder spielst du auch noch selber?

Selten. Ich hab die Zeit einfach so gut wie nie. Also ich merke, wenn ich so einmal im Monat einen Abend für mich hab, dann kann ich spielen. Aber ich merke auch, um in irgendeiner Weise wieder gut zu werden, müsste ich halt mehr spielen.

Daher denk ich meistens: Ein Abend macht Spaß, aber ab dem zweiten hab ich Bock zu gewinnen und weiß, ich müsste trainieren und mehr spielen. Das ist mit drei Kindern nicht machbar. Und gucken kann ich mal eben zehn Minuten, dann unterbrechen und dann nochmal eine halbe Stunde. Aber ein Matchmaking zu unterbrechen, geht einfach nicht.

Was war das letzte Spiel, das du gesehen hast?

Das war gestern NiP gegen Vitality im Blast-Halbfinale.

Wenn man sich aber deinen Comedy-Podcast anhört, ist Fnatic dein Team. Wie kam es dazu?

Ich glaube, das erste Video, das ich gesehen hab, war das Finale 2015 in Köln gegen Envy. Dieses großartige Comeback von Fnatic. Und irgendwie war dann klar: Die sind ja mega geil. Dann hab ich angefangen, die Livespiele zu gucken und gemerkt: Ja, die waren auch mal gut.

Aber das war der Moment, wo Fnatic einfach unbeschreiblich schlecht war und kurz bevor olofmeister ausgestiegen ist. Irgendwie war von Anfang an klar, das ist meine Mannschaft. Und obwohl die, seitdem ich Fan bin, immer scheiße waren, kann ich ja mein Fantum nicht ändern und einfach wechseln. Ich weiß nicht wieso. Ich hab das Spiel gesehen und gewusst: Die sind es.

Wie waren die Reaktionen, als du mit dem ersten Fnatic-Merch nach Hause kamst?

Ich sag mal so: Meine Frau findet das gewaltig albern. (lacht) Sie fühlt sich auch ein bisschen im Stich gelassen. Weil ich bis dato Fantum immer schwachsinnig fand. Ich hab es nicht verstanden und fand es bescheuert. Ich bin weder mit Fußball noch mit Sport aufgewachsen. Deswegen fand ich es immer merkwürdig, wenn Leute Fan von etwas sind und Sachen gucken, was deren Stimmung beeinflusst. Das war bei meiner Frau genauso.

Jetzt ist es für sie immer noch so, aber ICH bin Fan. Und ich glaub, das nervt sie so ein bisschen. Abgesehen davon kann sie absolut nichts mit PC-Spielen und erst recht nicht mit Counter-Strike anfangen. Sie findet es albern, aber bemüht sich, mich nicht auszulachen und zu verarschen, wenn ich darauf bestehe, diese Spiele anzugucken.

Was ist denn dann dein Argument, wenn du deine CS-Leidenschaft rechtfertigen willst?

Ich rechtfertige das gar nicht. Ich merke für mich, dass das eine enorme Entspannung ist. Zum einen deswegen, weil es wenige Sachen gibt, bei denen ich wirklich den Kopf ausstellen kann. Bei Serien hab ich direkt diese Schere im Kopf: Ich sehe die Dramaturgie, wie würde ich das machen. Das ist halt nah an meiner Kunstform.

Counter-Strike ist einfach weg davon. Wenn ich Counter-Strike gucke, denke ich an absolut nichts anderes. Und zweitens hilft es mir dabei, die Anspannung, die ich sowieso hab, einfach rauszulassen. Es ist ein Ventil für Aggression und Spannung. Und in der Zeit, in der Fnatic mal was gewinnt, ist dann auch ein großes Euphorie-Gefühl da. Und das reicht für mich. Das sieht sie ein. Aber sie hat auch Bock mich damit zu verarschen.

Das klingt so, als ob es schon die ein oder andere absurde Situation gegeben hätte.

Ich hab mal versucht, ihr ein bisschen davon zu erklären und zu erklären, warum ich das gut finde. Und dann hab ich gemerkt, Hopfen und Malz ist völlig verloren. Wenn Fnatic dann mal im Finale steht, dann möchte ich die Spiele auch live angucken. Da die ja meist um 17:00 Uhr starten, bekommt sie halt mit, wie ich mitfieber.

Da gibt’s oft die Situation, dass ich vorm Fernseher sitze, sie sitzt daneben am Laptop mit Kopfhörern und bekommt halt mit wie ich da auch mit Kopfhörern wie ein Klischee-Fußballfan hocke, der zwischendrin aufsteht und seine Mannschaft anbrüllt. Und ich glaube, das sieht von außen ziemlich bescheuert aus.

Das Szenario klingt auf jeden Fall lustig. Du hast angesprochen, dass Sport und Fußball zum Beispiel nicht so ganz deins sind. Hast du für dich eine Erklärung wie du irgendwie diesen Bezug zu einem Wettbewerb gefunden hast?

Hätte ich Fußball gespielt, wäre ich sicherlich auch Fan geworden. Ich hab Judo gemacht, da gibt’s nun kein Fantum. Ich hasse körperliche Betätigung. Aber ich hatte immer so eine Affinität für Computer und Spiele, was sich aber auf zwei, drei Spiele eingepegelt hat. Und am meisten war es Counter-Strike.

Und da war es naheliegend: Wenn ich nicht spielen kann, dann gucke ich zumindest die Spiele. Und ich glaube, die meisten die Counter-Strike gucken, ohne dabei Fan zu sein, denken nur: Oh, die ballern sich da ab. Die sehen dann nicht diese fantastische taktische Komponente und die Feinheiten, die man nur weiß und kennt, wenn man sich damit beschäftigt. Wenn du eben weißt welche Teams gerade gut sind und welche Spieler in den Teams gut sind. Ich kann nicht nachvollziehen, wie jemand nicht davon begeistert ist. (lacht)

Das ist eine klare Haltung (lacht). Im Podcast „Talk ohne Gast“ (N-JOY/FRITZ) hast du erzählt, dass du vorhattest zur ESL One nach Köln zu fahren. Das fällt wegen der Pandemie flach.

Ja, aber Tickets behalten die Gültigkeit. Das ist ganz geil!

Aber wäre es dein erstes Event gewesen?

Ne, mein erstes Event war die DreamHack Stockholm. Das eine Jahr, wo es nicht in Malmö war, da bin ich hingeflogen. Letztes Jahr war ich auch auf der ESL One Cologne. Und eigentlich wollte ich noch nach Osnabrück.

Ah, zur Esport Factory? Da gab’s ja ein paar Turniere.

Genau, da waren wir leider gerade im Urlaub. Ich mag einige Teams und aus irgendeinem Zufall waren sämtliche Teams aus der Tier-2-Szene da, die ich sehen wollte. Aber es hat nicht gepasst. Die ESL One wäre jetzt das dritte Event gewesen, aber das fällt flach. Was soll’s.

Dann hast du ja schon ein wenig Live-CS-Erfahrung. Wie nimmst du die Energie wahr, ist das für dich vergleichbar damit, wenn andere vom Fußball erzählen?

Es ist eine komplett andere Atmosphäre. Wenn man da drin sitzt und mitten in der Atmophäre bist, ist das ein Unterschied. Ich hab niemand in meinem Umfeld, mit dem ich über Counter-Strike reden kann. Ein Freund hat versucht sich da ein bisschen für zu interessieren. Hat er auch nicht hinbekommen. Ich hab niemanden, mit dem ich diese Passion teilen kann. Und in Köln hast du halt 14.000 Leute, mit denen du das teilen kannst.

Du weißt, die Leute finden einen nicht sofort bekloppt, wenn man darüber redet. Und du redest endlich mit Leuten, mit denen du auf einem bestimmten Level über die Teams, die Taktiken und die eben gesehenen Spiele reden kannst. Das ist vor allem ein Riesending, da du einfach Gleichgesinnte treffen kannst.

Das Einzige, was mich in Köln nervt, ist, wie wenig Spiele die gezeigt haben. Bei der DreamHack waren es vier Best-of-Threes am Freitag, Samstag und am Sonntag. Und in Köln waren es zwei am Tag. Das war ein bisschen ernüchternd.

Ich versteh, dass es für die Teams scheiße war, dass die alle in Stockholm zwei Spiele machen mussten. Aber für das Publikum war es um einiges geiler.

Du bist Comedian, wann hören wir denn das erste Bit zur Counter-Strike-Welt?

Mein Agent und ich haben das einmal kurz überlegt. Aber ich habe gemerkt, ich finde wenig Witze darüber. Ich hab es probiert, mir welche auszudenken. Aber irgendwie fällt mir dazu nichts ein, was gut genug ist. Aber da muss ich noch drüber nachdenken.

Ist die Szene zu wenig lustig?

Ich weiß nicht. Es ist ja sehr szeneintern. Sobald der Rahmen dann zu eng ist, fällt mir weniger dazu ein. Das hab ich gemerkt. Was ich überlegt habe: Ich wollte immer mal anfangen, eine Art Podcast zu machen. Aber irgendwie fehlte mir dafür bisher der Elan für. Das ist aber das nächste, was ich machen wollen würde.

Ich hab einen Patreon-Account, wo ich einfach alles machen kann, was ich will. Das siehst so gut wie niemand und ist eine Art Testplattform. Und das nächste was ich da starten werde, ist ein Counter-Strike-Podcast.

Hast du noch eine Nachricht an die Leute da draußen, die dich vielleicht eher über YouTube oder Facebook kennen, aber noch nicht von deiner Leidenschaft wissen?

Also falls Leute mich kennen und Counter-Strike gucken und Interesse haben, sich darüber zu unterhalten: Schreibt mir auf jeden Fall. Ich hab auch schon einmal innerhalb meiner Fangemeinde gefragt, ob es Leute gibt und hatte auch ein Ticket letztes Jahr für Köln über. Es hat sich aber absolut niemand gemeldet (lacht). Außer zwei Leute, die keine Zeit hatten.

Ich hab auch Thomas Schmidt (Stand-Up Comedian aus Köln, Anm. d. Red.) in Köln getroffen. Der war auch da. Wir könnten aber nicht zusammen gucken, er hatte die billigen Plätze, da er sich ein paar Tage vorher erst entschieden, sich das angucken zu wollen.

Ach, und einen Aufnahmeleiter vom MDR hab ich auch getroffen, der meinen Post gesehen hatte und der hatte den Kontakt zu Thomas. Da haben wir uns kurz auf ein Bier getroffen. Dann bin ich aber wieder runter in den Premiumbereich und die sind hoch.

Ja, aber die billigen Plätze bei der ESL One sind ja die teuren Plätze bei sonstigen Events.

Ja, die saßen halt ganz oben und ich saß dritte Reihe unten. War ein bisschen scheiße für den Hals, aber ich fand es ganz geil, möglichst nahe dran zu sein.

Danke für deine Zeit, Moritz.

Neben seiner Leidenschaft CS:GO ist der 32-Jöhrige Stand-Up-Comedian (u.a. “Lustig!”, “Schund und Asche” mit Till Reiners), TV-Host (u.a. Homies im ZDF) und Podcaster (“Talk ohne Gast” bei N-JOY/FRITZ)

Wie geht ihr in eurem Umfeld mit eurem Hobby um? Schreibt es uns auf Facebook, Twitter oder Instagram. Oder diskutiert auf unserem Discord mit uns!

Habt ihr technisches Feedback zur Seite? Schreibt es uns direkt!

Bildquelle: Moritz Neumeier Webseite/ ESL-Helena Kristiansson/ ESL
*Die hier aufgeführten Angebote sind mit sogenannten Affiliate-Links versehen. Mit einem Kauf über einen dieser Links unterstützt ihr uns, da esports.com ohne Auswirkung auf die Höhe des Preises vom Anbieter eine kleine Provision erhält.