LoL-Rolle in der Kritik: Waren die AD-Carry-Buffs wirkungslos?

Die AD-Carry-Rolle in League of Legends sorgt momentan bei einigen Spielern für Frustration. Teile der LoL-Community und mehrere LoL-Profis finden die zur Rolle passenden Champions trotz kürzlicher Buffs zu schwach.

Als AD-Carry (ADC) hat man es in League of Legends nicht immer leicht. Auf der Position finden sich meist die Champions mit den niedrigsten Defensivwerten wieder, die zudem in der Frühphase des Spiels nur wenig ausrichten können. Viele ADC-Spieler beschweren sich seit etwa einem halben Jahr über den Zustand der Rolle und Publisher Riot Games reagierte am vergangenen Mittwoch mit Buffs für viele Bot-Lane-Champions.

Anzeige

In der Community wurden die Anpassungen zum Teil allerdings kritisiert. Waren die Buffs am Ende sogar wirkungslos?

Sneaky, Deft und Co.: Erfahrene Profis äußern Bedenken

Zahlreiche Reddit-Posts und Twitter-Kommentare beschäftigten sich in den vergangenen Tagen und Wochen mit der Thematik. Auch bei den Profis sorgt der Zustand der ADC-Rolle mitunter für Frustration. So sprach der Südkoreaner Kim “Deft” Hyuk-kyu, der als einer der besten AD-Carrys aller Zeiten gilt, vor etwas mehr als zwei Wochen in einem Reddit-AMA über sein Spielerlebnis: “Die Bot-Lane ist zu einem Jagdgrund für andere Spieler geworden.”

Das Problem ist, dass AD-Carrys leicht zu töten sind und im frühen Spiel zu wenig Einflussmöglichkeiten haben. Der Ex-Profi und Streamer Michael “Imaqtpie” Santana fasste es vor knapp zwei Wochen in seinem Stream folgendermaßen zusammen: “Ich arbeite hier buchstäblich meine Nine-to-five-Schicht ab, während die anderen Party machen und einfach Spaß haben.”

Natürlich ist der Vergleich wohl eher ironischer Natur, dennoch beschreibt sie das Spielerlebnis als AD-Carry in vielen Fällen ganz gut: Zu Beginn des Spiels muss man sich zurückhalten und farmen, um in späteren Phasen an seine Items zu kommen und für sein Team mit hohen Schadenswerten zum Carry zu werden. Der Weg ins sogenannte Late-Game ist allerdings oft ein steiniger, weil AD-Carrys zu Beginn ein leichtes Ziel abgeben.

Dem wirkte Riot Games in Patch 10.11 mit Buffs für die meisten ADC-Champions entgegen: Die Lebenspunkte vieler dieser Champions wurden erhöht und den Items, die sich aus dem Zeal bauen lassen, wurde ein höherer Lauftempo-Bonus hinzugefügt.

Dennoch beklagte sich am Sonntag der US-amerikanische AD-Carry-Veteran und Ex-Profi von Cloud9, Zachary “Sneaky” Scuderi, in einem YouTube-Video darüber, dass die Buffs die Probleme nicht wirklich behoben hätten. Am Ende des Videos analysiert er eine Szene, in der er als Jhin gegen Kassadin kämpft und, obwohl er diesem im Hinblick auf Gold und Items meilenweit voraus ist, das Duell nur sehr knapp für sich entscheidet.

“Wenn die Voraussetzungen andersherum gewesen wären, wisst ihr, wie tot ich dann wäre? Wie eindeutig der Kampf gelaufen wäre? Ich hätte an ihm vielleicht fünf Schadenspunkte verursacht und er hätte mich sofort getötet.”

Welche Maßnahmen könnten helfen?

Sicher, im Hinblick auf die statistische Siegesrate vieler ADC-Champions waren Riots Anpassungen durchaus erfolgreich. Doch es geht auch um das Spielgefühl, das man auf der Bot-Lane hat.

Dass insgesamt zu viel Schaden im Spiel sein könnte, ist eine Kritik, die vor allem auf Plattformen wie Reddit immer wieder aufkommt. Zu viele Champions sind in der Lage, Gegner in kürzester Zeit aus dem Spiel zu nehmen. Ursprünglich war diese Fähigkeit den Assassinen vorbehalten, ist aber längst nicht mehr an diese Klasse gebunden.

Eine generelle Schadenssenkung könnte League of Legends also für viele Spieler angenehmer machen, würde aber natürlich auch längere Matches bedeuten. Das stellt Riot Games vor eine schwere Wahl, denn natürlich soll vor allem der LoL-Esport für Zuschauer temporeich und unterhaltsam bleiben.

Ein weiterer möglicher Ansatz wäre es, den AD-Carrys etwas von dem Schaden wegzunehmen, der sie im späten Spiel so stark macht. Im Gegenzug könnte man ihre Werte für die frühe Spielphase weiter hochschrauben und ihnen so mehr Möglichkeiten geben. Allerdings würde das vermutlich dazu führen, dass wir wieder mehr Magier und Tanks auf der Bot-Lane sehen, statt klassischen AD-Carrys wie Caitlyn, Ashe oder Jhin. Die Late-Game-Stärke ist eben der Hauptgrund für viele ADC-Picks.

Das Balancing gestaltet sich für Riot Games also schwer. Jede Maßnahme hat Konsequenzen für das gesamte Spiel und ist mit Bedacht zu treffen. Sollten die Beschwerden der Spieler anhalten, müsste der LoL-Entwickler wohl erneut reagieren. Doch Vorsicht vor schwerwiegenden Entscheidungen ist definitiv geboten.

Bildquelle: Riot Games

 

*Die hier aufgeführten Angebote sind mit sogenannten Affiliate-Links versehen. Mit einem Kauf über einen dieser Links unterstützt ihr uns, da esports.com ohne Auswirkung auf die Höhe des Preises vom Anbieter eine kleine Provision erhält.