LEC und Prime League als Vorreiter: So gut geht Esports-Talentförderung

Im Profisport gehört Talentförderung zu den wichtigsten Aspekten einer erfolgreichen Zukunftsplanung. In League of Legends ist das nicht anders. Die LEC-Teams und ihre Academy-Ableger in der deutschsprachigen Prime League machen der gesamten Esports-Welt vor, wie gut Nachwuchsentwicklung funktionieren kann.

In der jüngeren Vergangenheit hat League-of-Legends-Publisher Riot Games die Struktur des europäischen LoL-Esports umgekrempelt. Es war ein Vorgang, von dem vor allem die talentierten Nachwuchsspieler und jene Organisationen, die sie fördern wollen, profitiert haben.

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In nationalen Ligen wie der Prime League für Deutschland, Österreich und die Schweiz werden junge Spieler an der Seite von Veteranen aufgebaut. Dort feilen sie an ihren Fähigkeiten. Wenn alles nach Plan läuft, geht es für diese Talente irgendwann in die LEC, also die höchste europäische LoL-Spielklasse, wo Top-Teams wie G2 Esports spielen.

Starke Rookies überzeugen: Europas Talentschmiede

In der LEC kamen allein im laufenden Spring Split bislang zehn europäische Rookies zum Einsatz, zwei weitere Spieler hatten vor diesem Split nur einen beziehungsweise zwei Einsätze in der LEC absolviert. All diese Rookies wurden zuvor in nationalen Ligen in Europa gefördert.

Insgesamt sind unter den 54 aktuellen LEC-Profis ganze 21 in diesem oder im vergangenen Jahr aus einer nationalen europäischen Liga in die LEC aufgerückt. Diese starke Bilanz zeigt, dass Talentförderung die Basis für nahezu alle europäischen Top-Teams darstellt.

Prime-League-Moderator und LoL-Experte Jona “JustJohnny” Schmitt ist ein Verfechter dieser Vorgehensweise. Im Interview mit esports.com erklärt er: “Die LEC und auch die EU LCS davor hat immer gut gemacht, dass wir unglaublich viele Rookies hatten, die auf einem unglaublich hohen Niveau waren. Darum beneidet uns die ganze Welt, außer vielleicht die LCK.”

Am stärksten haben sich im laufenden Spring Split bisher die Rookies von Misfits Gaming und von den MAD Lions präsentiert. Bei den Löwen kamen alle LEC-Neulinge vor der Saison von Teams aus dem deutschsprachigen Raum.

Der 21-jährige Deutsche Norman “Kaiser” Kaiser ist einer von vielen LEC-Profis, die von der Talentförderung profitiert haben

Vor allem Matyáš “Carzzy” Orság (im Artikelbild) schlägt sich bisher sehr gut. Der Tscheche gewann im September 2019 mit dem deutschen Team BIG die European Masters, an denen zweimal im Jahr die besten Teams der nationalen Ligen teilnehmen. Die Organisationen in der Prime League machen also einiges richtig.

Die zu Jahresbeginn eingeführte Liga ist auf dem Papier wohl die stärkste unter den nationalen Wettbewerben in Europa. Hier spielen die Talente an der Seite von Ex-LEC-Stars wie Petter “Hjarnan” Freyschuss, die ihnen mit ihrer Erfahrung bei der Entwicklung helfen. Wer in der Prime League und bei den internationalen European Masters überzeugen kann, ist ein Kandidat für die LEC.

“Die Prime League ist super für junge Spieler”, zeigt sich Johnny überzeugt. “Gerade weil mittlerweile auch ein paar alte Recken dabei sind. Dieser Mix hilft. Wenn du mit einem Hjarnan oder Freeze in einem Team spielst, kannst du als junger Spieler sehr schnell sehr viel lernen.”

Schalke und Co. nutzen Academy-Teams als Unterstützung

Organisationen wie die MAD Lions, Team Vitality, Misfits Gaming und Rogue haben sich in der jüngeren Vergangenheit bei ihren Academy-Lineups in den nationalen Ligen bedient, um ihr LEC-Team mit Talenten aufzustocken. So handhaben es auch zwei deutsche Organisationen, namentlich SK Gaming und der FC Schalke 04.

Während SK bereits im vergangenen Jahr Toni “Sacre” Sabalić und den Deutschen Janik “Jenax” Bartels aus dem eigenen Academy-Team SK Gaming Prime hochgezogen hat, greift der FC Schalke 04 aktuell auf die Ressourcen seines Academy-Teams zurück, um die eigene LEC-Krise zu bekämpfen.

Die Academy-Teams sieht Johnny vor allem in derartigen Krisen als sinnvoll an: “Die LEC-Organisationen haben in der Vergangenheit ihre Academy-Spieler eigentlich immer nur genutzt, wenn es schlecht lief. Ich glaube, das wird auch so bleiben. Das war bei SK damals so und bei Schalke jetzt auch.”

Mit Rookies gegen die Krise: Schalke-Jungler Lurox ist aus der Prime League in die LEC aufgerückt

Schalke 04 Evolution spielt in der Prime League und gehört dort klar zu den besten Teams. Folgerichtig wurden bisher zwei Talente für ihre Leistungen belohnt: Lukas “Lurox” Thoma und Nihat “Innaxe” Aliev wurden in der LEC eingesetzt, um das schwächelnde Schalker Lineup zu unterstützen. Dafür mussten die etablierten Profis Erberk “Gilius” Demir und Konstantinos-Napoleon “FORG1VEN” Tzortziou weichen.

Die Umstellungen zahlten sich schnell aus: Mit einem sensationellen Sieg über Tabellenführer G2 Esports gelang den Königsblauen ihr erstes Erfolgserlebnis in der laufenden Saison.

Talentförderung ist im europäischen League of Legends also bereits selbstverständlich. Die Einführung der Prime League und die generelle Stärkung der nationalen Ligen unterstreichen diesen Fakt. Davon können sich andere Ligen in LoL und weiteren Esports-Titeln definitiv noch eine Scheibe abschneiden.

Bildquelle: Riot Games
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