Kommentar – Fehlende Gaming-Förderung? Schiebt es nicht auf Corona!

Einmal zurückgespult! Wir schreiben den 07. Februar 2018. In den Koalitionsverhandlungen der Groko wird nach ewigen Debatten endlich beschlossen, die deutsche Gaming-Branche zu fördern. Ein Meilenstein in der deutschen Esport-Geschichte! Ein kleines Aufatmen für alle, die jahrelang für eine Anerkennung und Förderung von Gaming und Esport in Deutschland gekämpft haben. Ich persönlich hatte damit gerechnet, dass dieses “Gaming-Neuland” wohl nicht mehr in die Köpfe einiger unserer eher konservativen Politiker gelangen würde.

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“Das ist ein massiver Schritt nach vorne für den Esport in Deutschland. Mit dem Verhandlungsergebnis bekennen sich die Verhandlungspartner umfassend zum Esport als Teil der deutschen Sportgesellschaft und stellen lokale Förderung sowie internationale Beteiligung in Aussicht,”  freute sich der damalige Präsident des ESBD (eSport-Bund Deutschland) Hans Jagnow.

Die Freude ist inzwischen verflogen. Wir schreiben drei Jahre später den 12. Februar 2021 und ich sehe nichts.

Konkret sollte eigentlich der Entwicklungs-Standort Deutschland gestärkt werden, indem ein Förder-Modell zum Einsatz kommt, das für angemessene Wettbewerbs-Bedingungen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sorgt. Doch anstelle einer Stärkung wurde bekannt gegeben, dass in dieser Legislaturperiode keine weiteren Maßnahmen zur Förderung des Esports vorgenommen werden sollen. Danke, liebe Regierung!

Natürlich gibt es in Zeiten einer Pandemie weitgehend größere Probleme, die staatliche Geldspritzen benötigen. Doch nach all diesen Jahren hätte man auch einfach mal damit anfangen können, die Frage der Gemeinnützigkeit in das kleine Hirn des DOSB (Deutsche Olympische Sportbund) einzumeißeln. Diese haben immer noch nicht verstanden, um was es im Esport wirklich geht. Der Leistung eines Spielers! Nicht, welche Spiele gespielt werden.

Eine einfache Gesetzesänderung in der Abgabenordnung würde auch helfen, um ehrenamtliches Engagement für Esport-Organisationen zu erlauben.

Doch nichts dergleichen passiert! Vier Jahre hatte der Bund Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Förderungen auf den Weg zu bringen. Jetzt wegen Corona einen Rückzieher zu machen, ist fragwürdig.

Esportler sind keine “kleine, dicke Nerds”

Alte Klischees sind von gestern. Zwar sitzen Esportler bis zu 12 Stunden vor dem Computer, doch das bekommt man auch in einem normalen Bürojob hin. Um ein guter Esportler zu sein, muss man körperlich, wie auch geistig fit sein. Cola trinken, Chips fressen und daddeln? Das machen bekanntlich viele Menschen nach der Arbeit, hat jedoch nichts mit dem Alltag eines Profis zu tun. Dazu kann ich euch wärmstens das Interview mit Prof. Froböse (Sporthochschule Köln) aus dem ARD-Morgenmagazin von 2018 empfehlen.

Fazit

Eine Anerkennung oder Förderung wird es meinem Gefühl nach auch in den nächsten Monaten/Jahren nicht geben. Dafür müssten einige Menschen, die in der Vergangenheit leben, von ihrem Amt zurücktreten. Letztendlich finde ich, ist das auch egal geworden.

Während die Regierung immer wieder in den gleichen Diskussionen festzustecken scheint, hat sich die Gaming-Branche in Deutschland weiterentwickelt. Ob mit oder ohne staatlicher Hilfe ist sie zu einem ernstzunehmenden internationalen Geschäftsmodell herangewachsen.

Die Förderung wäre natürlich durchaus sinnvoll gewesen, um die Gemeinnützigkeit und das Risiko für angehende Esportler und Gaming-Start-Ups zu verringern. Wenn der Staat helfen wollen würde, hätte er es schon längst gemacht. Und das nicht in Form von einer Merkel-Gamescom-Eröffnung.

Doch ich bin zuversichtlich, dass auch hier irgendwann innovative Lösungen gefunden werden können. Denn der Esport ist der Fußball der Zukunft.

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Bild: Instagram (@bundeskanzlerin)

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