G2 kennyS zum Major-Aus: “Wollten endlich einen Erfolg für all unsere harte Arbeit haben”

Für G2 Esports ist das StarLadder Major Berlin nicht ganz rund gelaufen. Obwohl sich die Franzosen für die zweite Phase, die Legends Stage, qualifizieren konnten, reichte es am Ende nicht in die Playoffs. Wir haben mit G2s CS:GO-Urgestein und Meister-AWP-Spieler Kenny “kennyS” Schrub über die Enttäuschung beim Major gesprochen.

Eigentlich war der Einzug in die Champions Stage des Berlin Majors schon fast geritzt. Zwar hatte G2 in der zweiten Runde gegen Astralis deutlich verloren, dafür konnte man sich gegen Na’Vi und MIBR beweisen. Jetzt musste nur noch ein Sieg gegen AVANGAR her.

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“Bei diesem Major war der Druck besonders groß, weil wir unbedingt in die Champions Stage wollten. Wir wollten endlich einen Erfolg für all unsere harte Arbeit haben“, erklärt kennyS die Geisteshaltung seines Teams im Interview mit esports.com. “Wir haben daraus ein großes Ding gemacht und wollten es erzwingen. Das war aber nicht der richtige Weg.”

Der Druck machte sich im Match gegen die Kasachen bemerkbar. Diese hatten zuvor zwar überraschend den Weltranglistenersten Team Liquid bezwungen. Dennoch sah es erst ganz gut für G2 aus. kennyS und seine Mitspieler fegten die Gegner regelrecht von der Map. Der 21-jährige Lucas “Lucky” Chastang war mit 24 Abschüssen der beste Spieler der Partie.

Eine Map fehlte den Franzosen noch, um in der nächsten Runde in der Mercedes-Benz Arena live vor tausenden Zuschauern spielen zu dürfen. Doch es kam alles anders.

Der Durchbruch war fast geschafft

Französische Fans feiern G2 Esports bei den EPL Finals. Foto: Bart Oerbekke, ESL

Ein paar Wochen früher: G2 Esports stand überraschenderweise im Finale der ESL Pro League. Die Liga ist das CS:GO-Äquivalent zur Champions League im Fußball. Nur die weltbesten Teams treten hier gegeneinander an. Es geht dabei um ein saftiges Preisgeld in Höhe von 250.000 Euro für den Sieger und eine Menge Prestige.

Die letzte Ausgabe, die im Juni ihren Höhepunkt fand, wurde im französischen Montpellier ausgetragen. Mit dabei waren auch die Hausherren von G2, damals noch mit einem ganz anderen Mindset wie kennyS rekapituliert: “Wir haben zunächst nichts von der EPL erwartet. Mit der Hilfe des Publikums haben wir schließlich das Finale erreicht.”

Druck war nach seiner Aussage in Montpellier kein Faktor und das lässt sich auch am Endergebnis festmachen. In den Playoffs besiegte G2 den FaZe Clan 2:0 und im Anschluss NRG Esports 2:1. Zwar verfehlten kennyS und Co. die Sensation und mussten sich Team Liquid im Finale geschlagen geben. Dennoch gehöre allein das Erreichen des EPL Finales zu den Höhepunkten vom neuen G2 Esports-Line-up, wie kennyS findet.

Ende 2018 wanderten mit Nathan “NBK-” Schmitt und Dan “apEX” Madesclaire zu den Konkurrenten von Team Vitality ab. Ein herber Schlag für G2 Esports, da die beiden Spieler gemeinsam mit kennyS zu ihren Hochzeiten die ESL Pro League 5 gewannen. Ersetzt wurden die beiden Spieler durch die Youngsters Lucky und Audric “JaCkz” Jug. Der Neuanfang habe auch ihn stark motiviert. “Man kann ihnen ein neues ‘Ich’ zeigen. Das ist super für die Motivation”, so kennyS. Der harte Neuaufbau trug Früchte, der zweite Platz bei der EPL war ein voller Erfolg. G2 hatte sich zwischenzeitlich in die Top 8 der Welt gespielt, solch eine Platzierung sollte aber auch bei einem Major umgesetzt werden.

Zu viel gewollt?

Zurück in die Gegenwart: Dieses Mal sollte das Ziel beim Major in Berlin erreicht werden. Und fast sah es so aus, als wäre dieses im Spiel gegen AVANGAR erreicht. Doch die Kasachen holten sich die beiden letzten Maps des Best-of-Threes, die Enttäuschung war groß.

Mit einem Stand von zwei Siegen zu zwei Niederlagen hatte G2 nur noch eine Chance auf die Champions Stage. Ein dritter Sieg würde die Teilnahme an der Hauptrunde bedeuten, eine dritte Niederlage das Aus. Was G2 gegen AVANGAR nicht geschafft hatte, sollte jetzt gegen die australischen Renegades klappen.

Jedoch zeigten die Franzosen auch hier Nerven. Zwar konnten sie vor allem dank kennyS und François “AmaNEK” Delaunay den 1:1-Ausgleich nach Maps dingfest machen. Auf Inferno ging G2 dann aber nach dem Seitenwechsel die Luft aus, der Traum von den besten Acht war geplatzt. Ob dies an der mangelnden Erfahrung der Neuzugänge lag? Immerhin ist kennyS einer der erfahrensten Spieler der Szene.

Nein, der Druck habe gleichermaßen auf alle Spieler gewirkt. Trotz dem Plus an Erfahrung, haben auch sein Langzeitteamkollege Richard “shox” Papillon und er sich stark unter Druck gesetzt gefühlt. “Wir haben jedes Major gespielt, aber es fühlt sich immer noch anders als andere Turniere an.”

Kein Zurück

kennyS mit G2 beim Berlin Major. Foto: Igor Bezborodov, StarLadder

Zurück nach der Zeit mit NBK- und apEX sehne kennyS sich derweil nicht. Seine alten Bekannten seien sehr zufrieden bei Vitality und er selber finde im Aufbau von G2 seine Erfüllung. Nachdem Major sei jetzt nun wieder Training angesagt. Das heißt an Schwächen arbeiten, Fehler ausmerzen und Stärken ausbauen. Gerade letzteres haben sie etwas schleifen lassen, so der 24-Jährige.

G2 Esports bereitet sich nun auf die nächsten Turniere in New York und Malmö vor. Dort werde man weiter versuchen, sich wieder an die Weltspitze zu spielen. Kampfbereit verkündet er: “Wir werden sicherstellen, dass die nächsten Turniere Freude statt der Trauer, die wir gerade fühlen, bringen werden.”

Während er noch in Berlin beim G2 Esports-Hauptquartier ist, möchte er jedoch nicht vor Ort in die Arena, um sich die Spiele anzuschauen. Noch sitze der Schmerz zu tief: “Es fühlt sich an, als wird man nochmal aus dem Major geworfen.”

Alles zum StarLadder Berlin Major erfahrt ihr in unserem MegaThread

Bildquelle: Helena Kristiansson, ESL
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