Frauen im Esport – Können sie mit ihren männlichen Kollegen mithalten?

Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr spielt Aurora Lyngdal Counter-Strike. Heute spielt sie bei einer der führenden Esport Organisationen. Doch aus der CS:GO Community bekommen sie und ihr Team nicht nur Zuspruch, auf TikTok hagelt es negative Kommentare – und das nur wegen ihres Geschlechts.


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Ein neues Female Team, ein neues Ziel für Hater

Am 7. September 2022 hat Astralis sein neues Team vorgestellt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation wurde ein reines Frauenteam verpflichtet.

@astralis #Astralis #ESLImpact #csgo ♬ original sound – astralis


Insgesamt waren die Rückmeldungen Aurora und ihrem Team gegenüber laut der CS:GO-Spielerin sehr positiv, doch vor allem auf TikTok gab es auch viele sexistische Kommentare zum neuen Astralis-Team.

Wie geht man mit Hass um?

Früher hätten Aurora solche Kommentare verunsichert und traurig gemacht, doch viele Jahre Gaming haben sie abgehärtet. Egal ob Hass auf ihr Aussehen, sie als Person oder Todesdrohungen ihrer Familie gegenüber – die 26-Jährige hat gelernt damit umzugehen.

Sie kennen mich nicht, sie kennen mein Team nicht, sie wissen nicht wie wir arbeiten oder was wir tun, es spielt also keine Rolle!

Auch für Anfänger hat sie Tipps, um mit Hass und negativen Kommentaren besser klar zu kommen.

Es ist super schwer, wenn man mitten in einem Shitstorm steckt. Aber wie alle Stürme, gehen sie vorbei. Es wird also besser werden. Am Ende wird es das. Und wenn man Freunde oder Teammates hat, die man als Familie bezeichnen kann, ist es das alles wert. Am Ende lernt man Menschen aus der ganzen Welt kennen und sieht Orte, die man wahrscheinlich nie sehen würde, wenn man diesen Weg nicht gegangen wäre.

Diese Einstellung hat sie heute zur Profi-Esportlerin gemacht.

Woher kommt der Hass auf Frauen?

Hass im Netz ist ein Thema, das alle betrifft, die Online unterwegs sind. Im Schutze der Anonymität sind Beleidigungen oft schnell geschrieben. Doch während die meisten Gamer nicht mehr als ein oberflächliches “Arschloch” zu hören bekommen, werden Frauen in Gamechats und in Kommentarspalten schnell mal auf ihr Geschlecht reduziert und geschlechtsspezifisch beleidigt.

Aurora vermutet dahinter ein strukturelles Problem.

Weißt du, als die Computer und die Computerspiele aufkamen, war das eher so ein Jungs Ding. Mehr Männer sind auf den Zug aufgesprungen. Es war so, Barbie war für Mädchen, Computer waren für Jungs

Laut der CS:GO-Spielerin könnte die fehlende Akzeptanz von Frauen in Videospielen auch mit fehlenden weiblichen Figuren im Spiel zusammenhängen. Mit der VALORANT-Community hat sie beispielsweise positivere Erfahrungen gemacht und führt das auch auf die vielen weiblichen Agents im Spiel zurück.

In Counter-Strike gab es lange Jahre keine weibliche Repräsentation. Allerdings scheint die Gaming-Community allgemein in den vergangenen Jahren immer diverser zu werden und auch in CS:GO gibt es heute weibliche Skins.

Auch wir Frauen lieben es zu spielen, aber es braucht Zeit, um eine ganze Generation zu ändern.

Dass Frauen genauso viel Interesse an Gaming haben wie Männer, legt auch eine Statistik von Bitkom Research nahe. 54% aller befragten Frauen spielten Video oder Computerspiele, bei den Männern waren es genauso viele. Trotzdem sind Frauen im Esport viel weniger vertreten. Sie spielen auch seltener kompetitive Spiele.

 

Sind Frauen schlechtere Gamer?

Die Zahl der Gamerinnen ist in den letzten Jahren immer weiter angestiegen, doch vor allem bei Kindern gibt es noch eine große Differenz zwischen den Geschlechtern.

In einer Studie zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten von Kindern im Alter zwischen 6 und 13 Jahren, nannten 31% aller befragten Jungen Digitale Spiele als Lieblingsbeschäftigung. Bei den Mädchen waren es lediglich 9%. Jungen kommen also immer noch früher in Berührung mit Videospielen und fangen auch schon früher an kompetitiv zu spielen. Wenn Frauen mit dem Spielen anfangen, sind Männer im selben Alter oftmals schon viel erfahrener, was den Einstieg für die Frauen nicht gerade einfacher macht.

Auch Aurora sieht vor allem im Profi-Bereich noch einen starken Qualitätsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Spielern, was ihrer Meinung nach einfach am Fehlen von weiblichen Spielerinnen im kompetitiven Bereich liegt.

Es ändert sich, es wird besser, aber natürlich braucht alles seine Zeit. Ich denke also, dass Frauen in einigen Jahren genauso gut sein werden wie Männer. Aber es braucht Frauen, die erstmal spielen, und es braucht eine Menge Übung, um dorthin zu gelangen.

Laut Aurora gibt es bereits viele Spielerinnen, die auf dem selben Level wie ihre männlichen Kollegen spielen, die aber nicht die Chance bekommen, ihr Potenzial zu entfalten.

Mixed Teams oder Female Teams?

Aurora spielt in ihrer Freizeit viel mit Männern und trainiert mit ihrem Team auch gegen männliche Teams oder spielt auf Lans gegen sie. Als Profi war sie bisher allerdings nur in Female Teams.

Es ist einfacher, wenn sich Frauen mit Frauen unterhalten. Wenn ich sage, dass ich heute sehr starke Menstruationsschmerzen habe, werden sie es verstehen, weil sie das Gefühl kennen.

Ihre Teammates sind für sie fast so etwas wie Schwestern. Eine Familie, mit der sie sowohl positive als auch negative Erfahrungen teilt. Allerdings weiß sie auch, dass es sich bei ihr nur um eine persönliche Präferenz handelt und sie nicht für alle weiblichen Spielerinnen spricht.

Die Valorant-Uniliga-Spielerin Hati von Bielefeld eSports hat auch schon in einem Female Team gespielt. Bevorzugt aber im Gegensatz zu Aurora Mixed Teams.

Die behandeln mich halt genauso wie deren Teammates… Ist alles ganz entspannt. Ich fühl mich wohl.

Sie mag ihre Teammates und das kameradschaftliche Miteinander. Weibliche Bezugspersonen fehlen ihr dabei nicht, da ihre Mitspieler auch ihre Partnerinnen dabei haben.

 

Sind Female Teams wichtig für die Gaming Community?

Ja es gibt eine Skill Gap zwischen der männlichen und weiblichen Esport-Szene. Doch um genau die zu schließen, braucht es laut Aurora Female Teams.

ich denke, es ist wichtig, den Leuten zu zeigen, dass es eine Szene gibt, und auch, um den Frauen etwas zu bieten, um das sie kämpfen können. Denn, wie ich schon sagte, wir sind noch nicht auf dem höchsten Niveau, aber das kann sich leicht ändern.

Female Teams und Ligen können Vorbilder bieten und Frauen den Einstieg ins kompetitive Spielen ermöglichen.

Ob Female Teams letztendlich die Lücke zwischen Männern und Frauen im Esport überwinden können, muss sich aber noch zeigen.


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Bildquelle:  Instagram/auroralyngdal, Astralis, statista
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