FIFA 22 – Wie sich EA Sports elegant von Pay2Win und Glücksspiel distanziert

Als was ist EA Sports für den Modus FIFA Ultimate Team nicht schon gerügt und beschimpft worden: Von einer Glücksspielfabrik bis hin zum Pay2Win-Esport ist alles dabei, was das Kritikerherz ausschütten möchte. Die Unzufriedenheit bleibt auch dieses Jahr, doch entgegen zahlreicher Beschwerden und Klagen bewegt sich der Publisher nun zwischen der Abseitslinie – und zieht sich gekonnt aus der Schusslinie.

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Video: Rekordsummen bei EA dank FUT – Glückspiel bei Fifa

“Wer ein Pack in Ultimate Team kauft, der weiß, was er bekommt”, sagte EA Sports-Vizepräsident Daryl Holt schon vor drei Jahren. Dieser Satz wird dem Publisher jedoch zurecht immer wieder spottend von der FIFA-Community um die Ohren gehauen. Die Pack-Wahrscheinlichkeiten auf Weltklassespieler liegen deutlich unter einem Prozent, während zahlreiche unbrauchbare Karten oft für erhebliche Münzverluste sorgen. Einzelne Spieler:innen wurden laut eigenen Aussagen glücksspielsüchtig und haben Hunderte bis Tausende von Euro in die Sportsimulation gesteckt, ohne einen Topspieler wie Messi oder Ronaldo zu bekommen. Diese Fälle befeuerten die Glücksspiel-Kritik an dem FIFA-Franchise. Doch mit ein paar Maßnahmen hat EA Sports in diesem Jahr etwas gegengesteuert.

Vorschaupacks und Reduzierung der Walkout-Animationen

Das Vorschaupack ist eines der neuesten Features, die den direkten Vorwurf auf ein simuliertes Glücksspiel regulieren. Dieses Vorschaupack wurde bereits zum Ende von FIFA 21 in FUT eingeführt. Somit können sich Spieler:innen bereits vor dem Öffnen das neue Pack anschauen und entscheiden, ob sie den Inhalt annehmen. Clever, oder? Wenn es nicht gewollt ist, läuft das Vorschaupack nach 24 Stunden aus und ein neues mit anderen Inhalten erscheint.

Ändert das etwas an fairen Bedingungen? Vielleicht auf dem Papier für Sponsoren, Broadcaster und als Argument gegen weitere Gerichtsverhandlungen – doch für die eigentliche Zielgruppe nur bedingt. Vor allem wenn mehrere Packs auf einmal geöffnet werden wollen, ist die Funktion quasi nutzlos. Doch auf dem Papier reduziert EA einen Glücksspielfaktor – und das reicht dem Milliardenunternehmen. Ganz nach dem Motto: Jeder weiß, was er bekommt.

Einem weiteren visuellen Kritikpunkt ist EA Sports ausgesetzt, wenn es um die Walkout-Animationen der vergangenen Jahre geht. Diese wurden mit einem Einarmigen Banditen verglichen, weil das Prinzip im Grunde das gleiche war. Erst nach drei Hinweisen wussten die Spieler:innen, welche Karte es sein wird – also gibt’s einen Hauptgewinn oder eine Niete? Zunächst wurde die Nation gezeigt, daraufhin folgte die Position und dann der Verein.

Auch hier hat EA simpel wie clever reagiert und hat dieses Dreierlei an Spannung in FIFA 22 einfach entfernt. Nun läuft der Walkout direkt ins Spiel und gibt sich schnell zu zeigen, ohne große Umschweife. Einerseits gibt es deswegen weniger Nervenkitzel. Doch die Etappen des Walkouts, die dem Ablauf eines Spielautomaten glichen, sind somit verschwunden. Well played, EA.

Ikonen-Limits und günstigere Marktpreise

Gute Teams sind zu teuer. Ohne Millionen von Münzen gewinnt man kein Turnier. EA Sports macht Pay2Win. Diese Vorwürfe sind seit Jahren zuhauf auf Community-Seiten und in sozialen Netzwerken über FIFA Ultimate Team verfasst worden. Und diese sind berechtigt – auch in FIFA 22. Dafür hat EA Sports aber auch zumindest eine Teilantwort.

Im November gab EA Sports bekannt, dass die kommenden Online Qualifier der FIFA 22 Global Series ein Limit an Spitzenspielern wie Icon-Karten besitzen. Denn den Teilnehmer:innen ist es nur noch erlaubt, maximal eine dieser Legenden im Team zu haben. Außerdem dürfen nur drei andere Karten einen Gesamtwert von 90 oder höher vorweisen. Das ist gut für den Wettbewerb, damit eben nicht nur die selben Teams mit dem Brasilianer Ronaldo und seinen Ikonen-Kollegen den Wettbewerb dominieren. Diese sind natürlich auch die teuersten Karten in FUT und kosten Millionen von Münzen.

Somit reduziert EA indirekt den Kostenpunkt für diese Karten, was es so wirken lässt, als ob diese Topteams gar nicht mal so teuer wären. Gerade weil in der Global Series erhöhtes Medieninteresse besteht und über die Teamzusammenstellung berichtet wird, erwecken diese Squads den Eindruck, für jedermann erschwinglich zu sein. Also wäre der vorgeworfene Pay2Win-Faktor doch plötzlich ausgehebelt…Schön wär’s!

Pay2Win bleibt ein Problem

Einen Haken hat die Geschichte: Obwohl sich die Elite in der Global Series mit einem Ikonen- und Wertungs-Limit beschäftigen muss, gelten diese Regelungen für die breite Masse eben nicht. Wer überhaupt erst die Chance haben kann, in den Online Qualifiers mitzuspielen, muss sich wie jeder andere auch über die Division Rivals mit herausragenden Ergebnissen als Teil der Elite dafür empfehlen. Und gibt es dort ein Ikonen-Limit? Nein! Also warum macht ihr das nicht gleich dort, wo es die meisten Leute betrifft?

EA Sports ist mit diesen Karten-Einschränkungen einen Schritt weiter, um sich vom Pay2Win-Faktor zu entfernen. Doch nur, wenn dies auch für die Division Rivals eingeführt wird, können wir anfangen, über einen fairen Wettkampf zu diskutieren. Denn solange weiterhin die Road-to-Glory-Veteranen gegen Echtgeld-Zahler einen Wettbewerbsnachteil haben, ist FIFA vom Esport so weit entfernt, wie Paris Saint-Germain vom Financial Fair Play.

Ein Vorteil hingegen sind immerhin die grundsätzlich niedrigen Kartenpreise. Viele spielstarke Inform und Promo-Karten sind entweder günstig auf dem Markt für überschaubare Münzmengen zu erwerben oder per Squad Building Challenge freizuschalten. Wenn sich selbst darüber die Leute beschweren, dass Karten “nichts mehr wert” seien, weil sie damit keine “Stonks”-Gefühle mehr bekommen, ist das tatsächlich ein großer Pluspunkt für die Inhalte des Publishers.

Fazit: Bitte noch ein bisschen mehr

EA Sports reagiert auf Kritik in einem gewissen Maß und versucht mit optischen Veränderungen und Ingame-Anpassungen, sich des virtuellen Glücksspiel-Vorwurfs zu entledigen. Das ist teilweise sogar gelungen. Nur eben die Spitze bleibt teuer. Milliardeneinnahmen pro Jahr bleiben für FUT, sodass das Unternehmen vielleicht in der Zukunft einen weiteren Schritt auf die Community zugehen wird. Wenn ihr das Karten-Limit direkt für die Division Rivals einführen würdet und dann auch noch die Server stabil laufen, könnten die kritischen Stimmen immer mehr verstummen.

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Bildquelle: EA Sports

 

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