Falsche Millionen und Versprechen – Wie ein Teenager den Esport auf den Kopf stellte

Dieser Artikel basiert auf einer Reportage von Jacob Wolf und Kevin Hitt. Der ausführliche englische Artikel ist auf Dot Esports zu lesen. Wir bieten euch hier eine Zusammenfassung der Geschehnisse.

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Ein junger Amerikaner wollte um jeden Preis Teil des professionellen Esports werden. Dabei betrog er Freunde, fälschte Schecks und Dokumente und zog beinahe einige große Organisationen über den Tisch. Joshua Mullins war nur 16 Jahre alt, als er begann, sich als Großinvestor im Esport auszugeben.

2015 traf er durch Minecraft seinen späteren Businesspartner Joey Amoruso. Diesem erzählte er, dass er extrem wohlhabend sei und in ein neues Esport-Team investieren wolle. Amoruso führte damals mit Freunden ein kleines Team namens Volume Gaming. Zusammen mit einem Freund bot er 340.000 US-Dollar für einen Platz in der League of Legends Challenger Series. Dass keiner der Teenager das Geld dazu hatte, verheimlichten sie bis zum Schluss.

Letztendlich scheiterte der Deal nur an Amorusos Partner Kole Money-Melissen, der sich weigerte, den Deal ohne finanzielle Abdeckung abzuschließen. Damit wollten sie sich allerdings nicht zufrieden geben.

Einer der falschen Schecks, die Mullins seinen jungen Kollegen ausgestellt hat. | Bildquelle: Dot Esports
Wie Mullins Teams um ihr Geld bringen wollte

Mit der Hilfe von Mullins “Vermögen” starteten Amoruso und Money-Melissen also neue Versuche. So boten sie Teams Sponsorengelder in Höhe von bis zu 40 Milllionen US-Dollar. Dafür sollten die Teams zuerst eine Sicherheitsrücklage an ein Bankkonto von Mullins senden. Dieses Geld hätten die Teams wahrscheinlich nie wieder gesehen.

Eines der Teams, die von dem Trio kontaktiert wurden, war Rogue. Diese hatten zu der Zeit einen Slot in der teuren Overwatch League. Deren CEO Frank Villarreal erkannte die Absichten hinter den Transaktionen schnell und konnte andere Teambesitzer so vor dem Trio warnen.

Als nächstes versuchten die drei mithilfe eines professionellen Beraters einen League of Legends-Slot von Team Liquid zu ergattern. Auch dieser Deal platzte, nachdem der Berater mit der Zeit misstrauisch wurde und Liquid vorwarnte.

Die Entstehung (k)eines Teams

Einige Monate später rafften sich die drei nach internen Streitigkeiten wieder zusammen. 2017 stellte Riot Games die professionelle LoL-Liga auf ein Franchisemodell um. Einer der Plätze in der Liga kostete damals 13 Millionen US-Dollar, zusätzlich zu den Kosten, die ein Team auf diesem Level mit sich bringt.

Amoruso und Money-Melissen wollten Teil der Liga werden. Mangels anderer Finanzierungsmöglichkeiten wendeten sie sich also wieder an Joshua Mullins. Sie verfassten eine ausführliche Bewerbung an Riot, um Teil der LCS zu werden. Diese wurde allerdings nie abgeschickt.

Trotzdem schafften sie es, ein anderes Amateur-Team mit ins Boot zu holen. Deren CEO, Levi Collins, sollte für 250.000 Dollar im Jahr mit ihnen zusammenarbeiten. So entstand das Team Draco, welches nach außen hin von riesigen Firmen wie Nike und BenQ gesponsert wurde und einen Slot in der LCS bekommen sollte.

Von dieser Außenwerbung war natürlich nichts wahr. Dennoch schaffte es die Organisation, ein Call of Duty-Team und weitere Esportler zu engagieren.

Falsche Sponsoren und ein schöner Schein nach außen. Das war Draco. | Bildquelle: Dot Esports

Der Bluff fiel durch findige Gamer direkt auf. So wurde schnell klar, dass Amoruso und seine Kollegen schon in der Vergangenheit mehrfach als Betrüger aufgefallen waren und dass auch die neue Organisation genauerem Hinschauen nicht standhalten konnte.

Verantwortlich gemacht wurden dafür aber nicht die drei Teenager, sondern Collins. “Ich war nicht so smart, wie ich es hätte sein sollen”, entschuldigte er sich später in einem Livestream. Seine Karriere im Esport war trotzdem beendet.

Das Ende des Trios

Nach diesem gescheiterten Versuch war von Amoruso und Money-Melissen nichts mehr zu hören. Nur Mullins meldete sich 2018 bei dem Berater vom Team Liquid-Deal. Diesem gestand er, dass er einige Schecks und Dokumente gefälscht hatte.

Wie sich herausstellen sollte, waren die Machenschaften im Esport nicht die einzigen  illegalen Aktivitäten von Mullins. So wurde er in insgesamt 43 Fällen von Identitätsdiebstahl bis hin zur Dokumentenfälschung angeklagt. Aktuell wartet er in einem Gefängnis in Georgia auf seinen Prozess.

Amoruso bezeichnet sich heute selbst als Opfer von Mullins. Er selbst habe nie bewusst versucht, andere Teams zu betrügen. Er und sein Partner Money-Melissen sind nicht mehr im Esport aktiv.

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Bildquelle: MicroWiki; ESL
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