“Exakt dasselbe wie im Simulator” – Moritz Löhner über den Sprung vom Sim Racer zum Motorsportler

Moritz Löhner hat schon viel erreicht. Mit 23 Jahren ist er bereits mehrfacher ADAC GT Masters Esports Champion, Porsche Esports Carrera Cup Gesamtsieger und darf sich DTM Esports Champion nennen. Seine Karriere geht steil bergauf – doch der professionelle Sim Racer will mehr.

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Seit rund einem Jahr drückt er nicht mehr nur im Simulator aufs Gaspedal, sondern auch im echten Cockpit. Sein Ziel: So erfolgreich wie möglich sein – in beiden Bereichen. Doch kann das überhaupt funktionieren?


Die DTM Esports Championship findet auch 2022 statt. Den Start in die Saison könnt ihr am 10. März ab 19 Uhr hier verfolgen


Racing-Leidenschaft seit der Kindheit

Bereits seit seiner Kindheit ist Löhner ein Fan von schnellen Autos, schaut die DTM und Formel 1. Zusammen mit seinem Opa und seinem Vater besucht er seit er fünf ist jährlich den Norisring, den Stadtkurs in Nürnberg. Durch seinen technikbegeisterten Vater lernt er auch Sim Racing kennen. “Am PC hatte mein Vater damals schon Lenkrad und Pedale”, erzählt der 23-Jährige. “Nach den echten Rennen bin ich dann immer zum Simulator gegangen und wollte die Rennen nachfahren.”

Mit 7 Jahren bekommt Löhner ein eigenes Racing-Setup, fährt regelmäßig in einer Community. Über die Rennsimulation RaceRoom Racing Experience kommt er schließlich zum professionellen Sim Racing, denn der Publisher des Spiels veranstaltet unter anderem auch Events mit der DTM. An diesen nimmt auch Löhner teil, fährt regelmäßig in die Top 10. “So bin ich dann irgendwie reingerutscht”, erzählt er.

 

Vom Spaß zum Ernst

Was als Spaß beginnt, wird für den Münchner aber mit der Zeit zur Berufung. Der Wettbewerb fasziniert ihn immer mehr, wird für ihn zum Lebensinhalt. “Dieser kompetitive Gedanke ist mittlerweile das, was mich wirklich antreibt”, erklärt Löhner, der seinen Alltag schon vor Jahren an diesen Gedanken angepasst hat. Nach der Arbeit mache er vielleicht noch kurz Sport, esse was, aber der Rest des Abends gehöre dem Sim Racing, dem Training – und das jeden Tag ohne Pause.

Diese Denkweise hat er inzwischen auch auf andere Sportarten übertragen. Während der Corona-Pandemie hat Löhner mit Schach angefangen, aber auch hier blieb es nicht nur beim Reinschnuppern. “Ich fange das dann an, weil es mir irgendwie Spaß macht, aber im Endeffekt will ich es dann soweit treiben, dass ich richtig gut darin bin und viele Leute schlagen kann”, sagt Löhner.

“Ich bin mehr oder weniger voll der Wettbewerbsmensch. Aber vielleicht muss ich das auch sein, sonst wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.”

Moritz Löhner DTM TrophyMoritz Löhner DTM Trophy
Moritz Löhner hat den Sprung vom Sim Racer zum Motorsportler geschafft.

Der Wettbewerbsgedanke trägt den Bayer auch beim echten Motorsport. 2018 nahm er zum ersten Mal an einem Bootcamp teil, über das man eine Testfahrt gewinnen konnte. Die Teilnahme war allerdings nicht von Erfolg gekrönt: “Im ersten Jahr – natürlich völlig ohne Vorbereitung – habe ich völlig versagt”, gibt Löhner selbstkritisch zu. Doch bereits im darauffolgende Jahr nahm er erneut an dem Bootcamp teil: “Da war ich dann der Beste in dem Bootcamp, weil ich mich halt drauf vorbereitet habe.” Die Testfahrt absolvierte er auf dem Salzburgring – die erste Erfahrung im echten Rennwagen.

 

Der Sprung zum Motorsportler

Zwei Jahre später nahm der Motorsport dann noch mehr Fahrt in Löhners Leben auf. Durch den Gewinn der DTM Esports Championship 2020 schnappte er sich eine weitere erfolgreiche Testfahrt und durfte seine Rennlizenz absolvieren. Die ersten Rennstall-Angebote folgten prompt, doch scheiterten an den hohen Kosten für den jungen Fahrer. Wenige Tage vor Saisonbeginn 2021 wollte ihn dann FK Performance verpflichten – ein Angebot, das Löhner nicht ablehnen konnte. Seitdem ist er Teil der DTM Trophy.

Schwer gefallen sei ihm der Wechsel nicht. “Im Grunde ist da gar kein so großer Unterschied”, erklärt Löhner. Zwar habe er sich vor seinem ersten Mal auf der realen Rennstrecke viele Gedanken darüber gemacht und es gebe auch ein paar physikalische Unterschiede, der Sprung sei aber letztendlich nicht so groß gewesen. “Du setzt dich in dieses echte Auto und es ist exakt dasselbe, was du jahrelang jeden Tag am Simulator machst”, so der Sim Racer. Wenn man fit sei, würde man auch die G-Kräfte nicht wirklich bemerken.

Dass Sim Racing inzwischen eine der realistischsten Esport-Arten der Welt ist, kommt dem 23-Jährigen im echten Cockpit zugute. Die Doppelbelastung verlangt ihm trotzdem einiges ab. “Du musst mehr oder weniger alles von deinem Leben dafür geben, dass du im Sim Racing vorne mit dabei bist. Das ist echt heftig”, erzählt Löhner. Auch im echten Motorsport sei das so: “Du musst sehr viel Sport treiben, dass du wirklich fit bist, damit du nicht mehr im Auto sitzt und denkst, das ist gerade anstrengend. Den Gedanken darfst du nicht haben.”

 

Sim Racing oder Motorsport?

Trotz der Anstrengungen kann sich Löhner ein Leben ohne virtuellen und realen Motorsport nicht mehr vorstellen: “Dieses eine Rennen, das du dann fährst, worauf du dich zwei Wochen vorbereitest und du da dann eine gute Performance ablieferst – das gibt mir so ein geiles Gefühl. Dieser Wettbewerb treibt mich einfach voll voran […].”

Würden seine beiden Leidenschaften aber kollidieren, setzt der DTM Esports Champion klare Prioritäten: “Ich würde Sim Racing niemals aufgeben fürs echte Racing. […] Wenn ich am Sonntag abreise von einem echten Rennen, würde ich am Montag wieder in meinem Simulator sitzen”, so Löhner. Sim Racing sei sein Job, damit verdiene er sein Geld. Deshalb müsse er dem Esport immer den Vorzug geben. Verzichten will er auf die reale Rennstrecke dann aber doch nicht mehr: “Aber im besten Falle, würde ich gerne beides weiter betreiben.”


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Bildquelle: DTM
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