DOSB positioniert sich gegen esport

Seit April hat man auf eine Stellungnahme des DOSB bezüglich des eSport gewartet. Nun war es endlich soweit: Unter dem Begriff “eGaming” erkennt man zwar klassische Sportsimulationen an, doch die wirklich großen Titel des eSport erhalten weiterhin keine Zustimmung.

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Frankfurt am Main – Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich zur Thematik rund um die Anerkennung des eSport geäußert. Damit entfachte er massive Diskussionen und erntete Kritik.

“Die Frage, was eSport ist und ob dies dem Sport zuzurechnen ist, der sich unter dem Dach des DOSB organisiert, ist nicht eindeutig zu beantworten”, heißt es in der offiziellen Stellungnahme des DOSB-Präsidiums (Durchschnittsalter 54,5 Jahre).

Differenzierung statt Positionierung

Generell übt sich der DOSB in seinem Statement in der Einführung von Begrifflichkeiten wie “eGaming”, “elektronische Sportartensimulation” und “virtuelle Sportarten”. Damit zerpflückt er den eSport in unterschiedlichste Sparten und versucht, die vom eSport-Bund Deutschland (ESBD) vorgeschlagene Definition “sportwettkampfmäßiges Spielen von Video- bzw. Computerspielen, insbesondere auf Computern und Konsolen, nach festgelegten Regeln” zu umgehen. Schlimmer noch: Man erkennt den eSport nach dieser Definition gar nicht erst an und werde dies ausdrücklich nicht übernehmen.

Das “eGaming”, zu dem laut DOSB nur Sportsimulationen wie FIFA 19 zählen, sei zwar förderungs- und entwicklungsfähig, doch die größten eSport-Titel wie Counter-Strike, League of Legends oder Dota 2 werden dabei völlig außer Acht gelassen. Darüber hinaus wird “eGaming” zwar als kultureller Bestandteil, nicht jedoch als eigenständige Sportart anerkannt.

Auch für Vereine, die bereits über eigene eSport-Abteilungen verfügen und damit jungen Menschen in der schnell wachsenden Branche eine Perspektive bieten, wie zum Beispiel der FC Schalke 04, ist die Stellungnahme ein Schlag ins Gesicht. So sehe der DOSB keine eigenständigen Gaming-Abteilungen in Vereinen und werde diese auch nicht unterstützen. Man wolle sogar Gaming-Aktivitäten in Vereinen entgegenwirken, sofern diese nicht dem DOSB-eigenen Werteverständnis entsprechen.

Empörung und Unverständnis

Nationale Spitzenorganisationen wie Berlin International Gaming haben sich bereits zur Stellungnahme des DOSB geäußert und widersprechen dieser klar und deutlich. Man akzeptiere die versuchte Spaltung der eSport-Gemeinschaft in keinster Weise und betone, dass der eSport nicht auf die Akzeptanz eines veralteten Systems angewiesen sei.

Die wirtschaftlichen Zahlen sprechen abseits dieser Diskussionen eine klare Sprache: Der eSport-Markt erzielte im Jahr 2017 einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar. Dies soll Statistiken der Nielsen Company zufolge bis zum Jahr 2020 um weitere 26 Prozent ansteigen.

Fast 200 Millionen Zuschauer verfolgten allein im Jahr 2018 eSport-Events auf dem gesamten Globus. Spitzenteams aus der NFL, NBA und NHL verfügen über eigene eSport-Teams und treten in eigenen Franchise-Ligen gegeneinander an. Auch weltweit bekannte DAX-Unternehmen wie Mercedes Benz, DHL oder SAP sind längst begeisterte Unterstützer des elektronischen Sports.

Staatsministerin pro eSport

Nicht nur innerhalb der eSport-Gemeinschaft stoßen die Aussagen des DOSB auf Verwunderung. Auch die CSU-Politikerin und derzeitige Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, äußerte sich kritisch über die Stellungnahme: “Wer eSport aus der heutigen Definition des Sports ausklammert, der erfasst nicht, was auf dieser Welt gerade passiert. In einer digitalen Welt muss es auch digitale Wettkämpfe geben”, äußerte sie sich zur Thematik.

Es bleibt also weiterhin offen, wie in Zukunft mit dem eSport in Deutschland verfahren wird und ob es weitere Gespräche mit dem DOSB nun überhaupt geben kann.

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