Die Zukunft des Esports: Franchise-Ligen übernehmen den Markt

Franchise-Ligen auf dem Vormarsch: Auch im Jahr 2020 setzt sich der Trend fort, dass Turnierveranstalter verstärkt auf Exklusivrechte und Franchise-Systeme setzen. Die Neueinsteiger in das System sind die ESL Pro League und die Flashpoint-Liga.

In den vergangenen Jahren entwickelten sich die Franchise Ligen von League of Legends und Overwatch zum regelrechten Erfolgsmodel für die teilnehmenden Teams. Inzwischen hat Blizzard das Liga-System von Overwatch auch für Call-of-Duty angepasst und die Slots laut ESPN für 25 Millionen US-Dollar verkauft.

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Das Franchise-Prinzip ist inzwischen auch in Counter-Strike angekommen. Nachdem BLAST bereits im vergangenen Jahr die Vorreiterrolle übernommen hatte, ziehen ESL und Flashpoint jetzt nach. Sowohl die ESL Pro League, als auch die Flashpoint-Liga, die in Kooperation mit Faceit ausgetragen wird, haben Franchise-Elemente in die Ligen eingebaut um Teams längerfristig zu binden.

Flashpoint und ESL im Kampf um Exklusivität

Flashpoint hat sich für die neue Liga zehn Partnerteams gesichert, die laut Dexerto jeweils zwei Millionen US-Dollar für einen Platz in der Liga bezahlt haben. Allein für den Global Quallifier, über den sich zwei Teams für Flashpoint qualifizieren könne, werden Preisgelder in Höhe von 100.000 US-Dollar ausgeschüttet, zu den Teilnehmern gehört unter anderem das deutsche Team BIG.

Die eigentliche FLASHPOINT-Liga startet im März. Als Partner sicherte sich FLASHPOINT unter anderem die Teams MIBR, Cloud9 und Dignitas. Allerdings ist das Talent-Lineup der Flashpoint-Liga beeindruckender als der teilnehmenden Teams. Neben dem Creative Director Dunkin “Thorin” Shields sicherte sich Falshpoint unter anderem auch die Kommentatoren Auguste “Semmler” Massonnat, Anders Blume, Jason “Moses” O’Toole und den ehemaligen Overwatch-Kommentator Christopher “MonteChristo” Mykles.

Die ESL Pro League geht hingegen den eher weniger traditionellen Franchise-Weg und verlangt vorab keine Teilnahmegebühr von den Teams. Stattdessen hat die ESL Partnerschaften mit 13 Teams geschlossen, die beide Parteien in die Pflicht nimmt. Nach dem Exklusivitäts-Verbot von Valve in einem Blog-Post im September 2019 sind die strikten Teilnahmeverbote an Events anderer Veranstalter aus dem sogenannten Louvre Agreement zwar gestrichen worden, dennoch besteht für die Partner-Teams weiterhin eine Pflicht an einer bestimmten Anzahlt an Events der ESL Pro Tour teilzunehmen.

Unbeteiligt aber mittendrin: BLAST Premier mit Vorreiterrolle

Während die ESL und Flashpoint ihren Kampf um Exklusivrechte und die besten Teams ausgetragen haben, konnte BLAST bereits im vergangenen Jahr die Vorreiterrolle im Franchising in Counter-Strike übernehmen. In den vergangenen drei Wochen feierte BLAST in London den Start der BLAST Premier Spring Season, einem Ligaformat an das BLAST insgesamt zwölf Teams vertraglich binden konnte.

Im vergangenen Jahr geriert BLAST daher ins Kreuzfeuer der Community durch Exklusiv-Deals mit Teams wie Astralis, Liquid und Na’Vi. Durch die Verträge mit BLAST fehlten die Topteams bei einigen der größten internationalen Events der ESL und DreamHack. Vergleicht man das Geschehen aus heutiger Sicht, war BLAST-Veranstalter RFRSH schlichtweg der Konkurrenz einen Schritt voraus.

Franchise-Liga ohne den Publisher: Wann schreitet Valve ein?

Der große Unterschied zwischen den etablierten Franchise-System von Riot Games und Activision bleibt die Abwesenheit von Valve als Kooperationspartner einer der CS-Ligen. Valve fährt diese Strategie ebenfalls bei seinem E-Sport-Titel Dota2. Im Gegensatz dazu werden die Franchise-Ligen in League of Legends sowie Overwatch und Call of Duty von ihren Publishern Riot und Activision organisiert.

Doch Valve nimmt Einfluss: Nachdem die ESL in einem Vertragsentwurf strenge Exklusivrechte von ihren Partner-Teams verlangte, schritt Valve ein und kritisierte diese Herangehensweise öffentlich auf dem Blog von Counter-Strike: Global Offensive.

Klar ist, dass nach den Franchise-Ligen in League of Legends und bei Activion nun auch in anderen Esport-Titeln wie Counter-Strike mehr Wert auf Franchising gelegt wird.  Grund dafür ist die bessere Planbarkeit von Einnahmen für Teams und Veranstalter. Denn die ESL hat laut Gameswirtschaft in den vergangenen Jahren mit roten Zahlen zu kämpfen gehabt. Durch das Abschließen von Verträgen mit dem Veranstalter bekommen Mannschaften wie im Fall der Louvre-Vereinbarung, Garantien für Werbeeinnahmen und Preisgelder. Der Veranstalter kann sich wiederum auf die Teilnahme bestimmter Teams verlassen und mit ihnen entsprechend werben.

Grafik: ESL Helena Kristiansson

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