Der leise Abgang des Esport-Pioniers: Was macht eigentlich Quake?

Quake war einst Esport-Pionier und Königsdisziplin zugleich. Trotzdem hört man heute fast nichts mehr von dem einst so bedeutsamen Titel. Grund genug für esports.com das Scheinwerferlicht nochmal in Richtung Strafejumping und Raketenwerfer zu richten und zu fragen: Was macht eigentlich Quake? 

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Während sich zum Launch der Closed-Beta durchschnittlich fast eine Million Zuschauer in Streams von Riots neuem Shooter Valorant tummeln, dümpelt Quake Champions mit durchschnittlich cirka 400 Zuschauern irgendwo um Platz 300 der meistgeschauten Spiele auf Twitch und scheint beinahe in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei gäbe es Valorant und den Esport in seiner heutigen Form ohne Quake gar nicht.  

Mit seinem Release 1996 führte Quake so ziemlich alles ein, was Esport heute groß und überhaupt erst möglich macht: Netcode für Lag-freies Online-Multiplayer-Spiel, ein breiter Zugang zu Mods und das erste EsportTurnier überhaupt. Ohne Netcode kein Spielen über das Internet. Ohne Mods kein Counter-Strike oder League of Legends – die die Klammer des Shooters Valorant bilden. Und ohne das legendäre Red-Annihilation-Turnier und die Cyberathlete Professional League (CPL) keine großen Esport-Turniere.  

Quake war der erste große Esport. Der Shooter begeisterte mit seinem simplen Duell-Prinzip und trotzdem exorbitant hohen Skill Ceiling massenhaft Zuschauer und brachte mit Jonathan „Fatal1ty“ Wendel den ersten großen Esport-Star hervor. Wie konnte der einstige Esport-König und Wegbereiter Quake also derart in Vergessenheit geraten? 

 Oldschool 

Quake blieb einfach lange ein Esport-Titel der alten Schule. Aufgrund des hohen Skill Ceilings war die Einstiegshürde zu Quake für Neueinsteiger nur schwer zu nehmen. Wer sich als Quake-Frischling das erste Mal auf einen Duell-Server wagte, für den waren Ergebnisse wie 50 zu -1 keine Seltenheit. Das schreckte ab und stand einem Wachstum der Playerbase im Wege. 

Auf Zuschauerseite konnte Quake den ursprünglichen Twitch-Hype Anfang der 2010er Jahre auch nicht mehr mitnehmen. Wenige Jahre zuvor noch ein Zuschauermagnet bei den Intel Extreme Masters, war es um 2012 schon länger auf dem Absteigenden Ast und wurde von Titeln wie League of Legends oder Starcraft II überschattet. 

Das einzige, regelmäßig stattfindende Quake-Turnier mit Prestige war lange Zeit die jährliche Quakecon – eine Ansammlung von Hardcore-Fans, die außerhalb der Szene leider wenig Beachtung fanden und somit kein frisches Blut heranholte. 

 Frischer Wind 

Mittlerweile hat Quake-Entwickler id Software den Schuss gehört. Mit dem Release von Quake Champions wurde das Gameplay um Helden mit individuellen Fähigkeiten erweitert, ähnlich wie es vorher schon Apex mit Battle Royales oder jetzt eben Valorant mit dem Gameplay von Counter-Strike getan hat. 

Das Geschäftsmodell wurde von einem Premium-Zugang in Quake Live zu käuflich erwerbbaren kosmetischen Gegenständen in Quake Champions umgestellt. Auch hier zog man also mit den meisten populären Multiplayer-Titeln wie CS:GO oder League of Legends gleich. 

Auch die Turnierlandschaft wurde kräftig beackert. Seit dem vergangenen Jahr gibt es die Quake Pro League. Die Liga besteht, ähnlich wie die Overwatch League aus mehreren Stages. Der Großteil dieser Stages wird online ausgetragen, bevor sich die besten Teilnehmer dann auf einem Offline-Event miteinander messen. Zuschauer können also regelmäßig Spiele und Offline-Events genießen. 

 Den Anschluss verloren 

Eigentlich sollte Quake so bereit für die neue Dekade sein., oder? Doch leider kamen die meisten dieser Änderungen wahrscheinlich einige Jahre zu spät. Der Launch von Quake Champions zog nur wenig Aufmerksamkeit auf sich und anfangs war das Spiel zudem von Bugs geplagt. Die wenigen Spieler, die zum Launch einsteigen wollten, wurden teilweise also direkt wieder vergrault. 

Mit zwei Jahren Verzögerung nach dem Launch wurde wohl auch die Quake Pro League zu spät eingeführt und erfährt nur wenig Aufmerksamkeit. Einst konnte Quake noch über seine Playerbase hinaus Zuschauer generieren. Doch im Aufmerksamkeits-Wettbewerb der Esport-Titel hat Quake nun einen schweren Stand und versinkt in der Bedeutungslosigkeit. 

All das ist zu bedauern und das nicht nur in Anbetracht des Wegbereiter-Daseins und der Historie von Quake. Es ist bis heute einer der besten und spannendsten Zuschauerer-Erfahrungen, die man im Esport finden kann. Spektakuläre Moves, die viel Skill benötigen, ausgeführt mit atemberaubender Geschwindigkeit und Präzision, verpackt in einem einfach zu verstehendes Spielprinzip, das trotzdem taktische Tiefe aufweist – das ist Quake. Nur leider bekommt es heute niemand mehr mit. 

Kenn ihr den Klassiker Quake oder spielt ihn sogar selbst? Was haltet ihr von dem Urgestein der Egoshooter? Schreibt uns auf Facebook, Twitter oder Instagram oder diskutiert mit uns auf unserem Discord-Server.

Foto: id Software

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