Der Fall gla1ve – zermürbender Stress im Esport

Nach fast vier Jahren in der Startaufstellung von Astralis ist Lukas “gla1ve” Rossander wegen der andauernden psychischen Belastung auf die Ersatz-Position gerutscht, um sich erholen zu können. Wie groß sind die Risiken durch Stress im Esport?

Ein CS-Profi hat genug: Der dänische Astralis-Starspieler gla1ve hat am Dienstag eine dreimonatige Pause angekündigt. Für ihn springt Ersatzspieler Jakob “JUGi” Hansen ein, den Astralis erst in der vergangenen Woche verpflichtet hatte. Astralis hat zudem ab 1. Juli mit Patrick “es3tag” Hansen einen weiteren Spieler unter Vertrag genommen. Damit will das dänische Topteam die wachsenden Belastungen seiner Spieler kompensieren. Denn bereits Nicolai “dev1ce” Reedtz kämpfte in der Vergangenheit mit gesundheitlichen Problemen.

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Die Überbelastung von CS-Profis gerät seit Längerem in die Diskussion. Der Aufsehen erregenden Auszeit des Ingame-Leader von Astralis folgte ein Statement des Verbandes professioneller Counter-Strike-Spieler (CSPPA). Der Däne ist kein Einzelfall. Bereits im März gab es einen ähnlichen Fall, als Vitalitys Ansager Alex “ALEX” McMeekin aufgrund der hohen Reise-Belastung seinen Ausstieg verkündete. Immer mehr Profis leiden laut CSPPPA unter Schlafstörungen, Depressionen, Angstzuständen oder unter Drogensucht.  Um in Zukunft eine gesündere Atmosphäre für Spieler zu garantieren, appelliert der Verband an alle Firmen und Stakeholder die Bedingungen zu verbessern.

Bereits jetzt bietet die CSPPA eine umfangreiche Studie zur psychischen Gesundheit der Mitglieder, die in Zusammenarbeit mit zwei Universitäten entstand. Außerdem gibt es eine Hotline, die Spieler im Fall von psychischen Problemen nutzen können und auch Kontakt zu Ärzten knüpfen können.

Im traditionellen Sport haben Untersuchungen ergeben, dass Spieler unter Stress leiden. Dass E-Sportler ebenso unter Druck stehen, war keine Überraschung. Eine Studie der englischen Universität Chichester belegte bereits im vergangenen Jahr, dass E-Sportler unter dem gleichen Stress wie Fußball- und Rugbyspieler stehen. Der Stress-Ausfall des Topspielers gla1ve rückt das Problem erneut ins Rampenlicht.

Auch die ESL hat das Thema auf dem Radar, Rob Black von der ESL erklärte: “Als Branche wissen wir seit Langem, dass Stressfaktoren bei Top-Spielern die Leistung beeinträchtigen können.”

Der Vitality-Spieler ALEX gab im März bekannt, dass ihn die vielen Reisen und das ständige unterwegs sein zu schaffen machen. Durch die ständige Belastung der vergangenen Jahre als CS-Profi zog er sich daraufhin zurück.

Zwar werden seit der COVID-19-Pandemie alle Spiele online ausgetragen, dafür ist allerdings die Anzahl der Spiele deutlich angestiegen. Beispielsweise spielte das französische Team Heretics am 14. Mai insgesamt drei Best-of-One- sowie ein Best-of-Three-Match. Das bedeutete eine Dauerbelastung von über acht Stunden Counter-Strike im Wettkampf-Modus, ohne dass dabei Training und Warmup einberechnet sind.

Neben den vielen Spielen und den Reisen lastet auch Druck aus anderen Richtungen auf den Spielern. Im Jahr 2015 berichteten Profis wie Chad „SpunJ“ Burchill und Mathieu „Maniac“ Quiquerez über den hohen Druck, der von der Community ausgehe. Im Mittelpunkt standen damals vor allem Wetten, die teilweise Todesdrohungen gegenüber den CS-Profis auslösten.

Eines der prominentesten Beispiel war 2018 ein Content Manager des CIS-Teams AVANGAR, der nach einer verlorenen Wette mit einem Einsatz in Höhe von 300 US-Dollar dem dänischen Profi Kristian “k0nfig” Wienecke den Tod wünschte.

Die Belastung der Counter-Strike Profis bleibt allgegenwärtig. Weiter wird fleißig auf Spiele gewettet und damit sind Erwartungen an die Spieler genüpft. Die zahlreichen Wettkämpfe nötigen den CS-Profis ein Fülle an Spielen und hohe Konzentration ab. Auch die strapaziösen Reisen zu Events werden nach der Pandemie wieder auf der Tagesordnung stehen.

Astralis’ Weg mit mehr als fünf Stammspielern könnte in Zukunft einen richtigen Weg aufzeigen. Für gla1ve eröffnete das bereits die Möglichkeit, sich eine Zeit lang zurückziehen zu können. Die Anstrengungen des Profizirkus können so unter den Spielern aufgeteilt werden. Allerdings hat das dänische Topteam finanziell bessere Möglichkeiten als viele andere. Deshalb ist die Forderung der Spielergewerkschaft nach besseren Bedinungen für alle Spieler ein wünschenswerter Schritt aus Sicht der Profis.

Wie seht ihr die psychischen Belastungen von E-Sport-Profis? Schreibt es uns auf Facebook, Instagram oder Twitter!

Foto: Astralis

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