Chefstrobel: Marco Reus zu sehen macht fast sprachlos

Fortnite Kapitel 2 Season 2 steht an. Nach einer langen Pause von Updates warten Spieler gespannt auf das neue Mega-Update. Wir haben mit Streamer Domenic “Chefstrobel” Strobel über die kommende Season, seinen Alltag als Streamer, dem Fortnite-Turnier mit Marco Reus und dem Multimillionen-Deal von Tyler “Ninja” Blevins geredet.

eSports.com: Hallo Chefstrobel, zuerst zu deinem Streamer-Lifestyle. Wie sieht ein typischer Alltag von dir aus? 

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Chefstrobel: Es gibt zwei Versionen, da ich ja noch Student bin. Ich studiere Wirtschafts- und Werbe-Psychologie. Während des Uni-Alltags gehe ich meistens um 16 Uhr nach Hause und fange dann direkt an zu streamen. Meist geht das bis 20 Uhr. Danach schneide ich noch Videos für YouTube.

Während der vorlesungsfreien Zeit streame ich meistens zwei Mal täglich. Vormittags schneide ich erst Videos, anschließend streame ich bis zum Mittag und später noch einmal von spätabends bis nachts.

eSports.com: Wie lange hat es gedauert, bis du dich als Streamer etablieren konntest? 

Chefstrobel: Das hat drei bis vier Monate gedauert. Ich war, bevor ich gestreamt habe, wegen eines Clash Royale-Turniers in Paris und habe dort Maximilian “Trymacs” Stemmler kennengelernt. Man hatte mich im Twitch-Stream des Turniers oft gesehen, da ich auch einer der besten deutschen Spieler dort war. Viele Zuschauer hatten sich gefragt, wer ich bin. Dann kam von Trymacs der Vorschlag, ich solle es doch einmal selbst versuchen. 

Man sollte nicht einfach andere Leute kopieren

eSports.com: Wie lange hast du dein Equipment zusammengestellt?

Chefstrobel: Der Anfang war recht sporadisch, als ich Clash Royale gestreamt habe. Das Equipment bestand aus einem Headset, einem Billigrechner und irgendeinem Layout von Google. Als immer mehr Zuschauer dazukamen, wurde mir Geld für ein neues Mikrofon donatet. Dann kam irgendwann eine Webcam und es hat sich alles langsam hochgepusht. Nach drei Monaten bin ich dann Twitch-Partner geworden.

Wenn du Zuschauer hast, die dich wirklich supporten wollen, dann hilft das am Anfang extrem.  Aber das dauert schon ein paar Monate, bis man alles zusammen hat.

eSports.com: Was ist die Erfolgsformel, um ein erfolgreicher Streamer zu werden? 

Chefstrobel: Eine Erfolgsformel gibt es natürlich nicht, sonst würden Leute gezielt Seminare dafür anbieten. Obwohl: Manche machen das sogar – was ich aber schwachsinnig finde.

Wenn du eine super coole Eigenschaft hast und was Neues gestaltest und kreierst, dann kann man schnell erfolgreich werden. Und heutzutage geht das schneller denn je.  Sowas wie Dr. DisRespect beispielsweise, das gibt es auf dem deutschen Markt noch nicht. Man muss versuchen, selber etwas aufzubauen und nicht einfach andere Leute kopieren.

eSports.com: Kann man sich durch Streaming schnell finanzieren? 

Chefstrobel: Das ist extrem unterschiedlich. Ein Großteil der Einnahmen kommt oft von Sponsoren und Product Placements. Gamescom oder allgemein entsprechende Messen sind sehr profitabel. Bei Twitch sollte man schon mindestens ein halbes Jahr damit einrechnen, damit man genügen Zuschauer und Subs hat, um davon leben zu können.

“Das macht einen fast sprachlos”

eSports.com: Was war dein Highlight als Streamer im vergangenen Jahr?

Chefstrobel: Die Mashup Competition war auf jeden Fall ein Highlight. Ich hatte früher den Traum, Fußballer zu werden und dann die Profis wie Marco Reus in echt zu sehen und mit ihnen zocken oder sie zu coachen. Das macht einen fast sprachlos.

Die IFA war ein weiteres Highlight, da es etwas Neues war. Es ging nicht nur ums Gaming, sondern auch um technische Neuerungen. Wir hatten für Sony einen Controller vorgestellt, mit dem man am Handy zocken kann.

Eine lustige Geschichte dazu: Ich habe ein Tattoo am Arm und weil die Firma aus Japan stammt, musste ich das verdecken. Tattoos haben dort keinen so guten Stellenwert und die IFA-Show wurde auch nach Japan übertragen, weswegen ich mir davor extra noch einen Longsleeve kaufen musste.

eSports.com: Der Streamer Ninja ist angeblich für 20 bis 30 Millionen US-Dollar zu Mixer gewechselt. Findest du seine Entscheidung gut? 

Chefstrobel: Wenn du auf dem Level bist, was willst du noch auf Twitch erreichen? Ich kann seine Entscheidung schon verstehen. Es gibt sicher auch deutsche Streamer, die den Deal angenommen hätten. MontanaBlack zum Beispiel hatte zwischendurch weltweit die meisten Subs, aber selbst er meinte, er würde gehen, wenn das Angebot stimmt.

Im Fußball ist das auch so. Warum wechselt man von Real Madrid zu Manchester United? Wenn man alles erreicht hat, geht es ja nur noch ums Geld.

“Seit Oktober stagniert das Spiel”

eSports.com: Nun zu Fortnite. Was erwartest du von der kommenden Season 2?

Chefstrobel: Ich hoffe, dass es mehr neue Items gibt und natürlich mehr Rotations-Möglichkeiten. Shadownates oder Impulsgranaten – Items, mit denen man sich wieder mehr bewegen kann.

Es sollten auch mehr Turniere kommen.  Angeblich wird es wieder Trio-Wettkämpfe geben. Die Map sollte sich auch wieder ändern – seit Oktober stagniert das Spiel.

Manche Items sollten jedoch auch rausgenommen oder angepasst werden. Die Fische sind beispielsweise zu stark, man bekommt zu viel Leben von ihnen.

eSports.com: Erhältst du als Influencer Informationen im Voraus?

Chefstrobel: Ab und zu ist das der Fall. Epic Games behält Informationen manchmal für sich. Wenn wir Events abgehalten haben, wurden wir mehrfach vorher eingeweiht. Vor Turnieren hat man auch ab und zu Bescheid gegeben, aber manchmal wurden alle auch ins kalte Wasser geworfen. 

eSports.com: Wird die neue Chaos-Engine die Spielweise verändern?  

Chefstrobel: Die herabfallenden Trümmer könnten theoretisch Damage verursachen, aber ich glaube, die Engine wird nur für visuelle Zwecke eingesetzt.

eSports.com: Gibt es alte Waffen, die du gerne wieder zurück hättest? 

Chefstrobel: Die Heavy Sniper, auch wenn viele Spieler davon genervt waren. Man konnte damit richtig viel Schaden verursachen und Wände mit einem Schuss zerstören

Manche Pros schätzen die Arbeit hinter Turnieren nicht

eSports.com: Wie ist die Entwicklung in der Fortnite-Community? Vor allem in Deutschland.

Chefstrobel: Manchmal ist die Community richtig cool, aber es gibt noch viele junge Spieler, die sehr schnell eingeschnappt sind oder sich zu viel einbilden. Die Community ist allgemein noch etwas jünger als in anderen Titeln wie Counter-Strike.

Bei dem Turnier, das der Streamer Amar letztens organisiert hat, gab es beispielsweise Probleme mit Mayhem. Das ist ein Programm, das Kills und deine Platzierung trackt. Das ist manchmal etwas verbugt. Amar hatte über Wochen ein Turnier aufgebaut, das von Sponsoren begleitet wurde. Und dann fordern manche Spieler, er solle das Turnier wegen den Problemen mit Mayhem abbrechen und an einem anderen Tag wiederholen. Das geht natürlich nicht, der Sponsor zahlt für Tag X, das Studio ist für Tag X gemietet. Das kann man nicht verschieben und manche der Spieler sehen einfach nicht die Arbeit dahinter.

Gegen Ende haben manche Spieler das Passwort für die Server weitergegeben und es kamen fremde Leute ins Spiel. Es ist nervig und respektlos zu sehen, wie manche „Pros“ die Arbeit nicht wertschätzen.

eSports.com: Was glaubst du, wie lange Fortnite noch deine Nummer eins sein wird?

Chefstrobel: Epic sollte natürlich wieder mehr Content liefern und mehr Abwechslung ins Spiel bringen. Aber es macht extrem viel Spaß, auf Turnieren zu spielen und sich mit anderen zu messen. Deswegen hoffe ich, dass Epic weiter dran bleibt und mehr Updates bringt, denn das hält das Spiel am Leben. Wir mussten lange warten auf die neue Season, jetzt bin ich gespannt, was sie Neues für die Community bringt.

eSports.com: Chefstrobel, vielen Dank für das Interview.

Zur Person: Chefstrobel zählt mit über 220.000 Followern auf Twitch zu den größten Fortnite-Streamern Deutschlands. Den Anfang seiner Esports-und auch Streamer-Karriere machte er als semi-professioneller Clash-Royale-Spieler. Zwar fokussierte er sich stark auf das Battle Royale Fortnite und Clash Royale. Inzwischen streamt er eine Bandbreite von Videospielen wie beispielsweise FIFA 20, Teamfight Tactics, Minecraft oder Clash of Clans.

Mehr von Chefstrobel: Twitch, YouTube, Instagram, Twitter

Bild: Freaks 4U Gaming
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