Bestandsaufnahme Counter-Strike: Das muss Valve ändern

Counter-Strike prägt seit 20 Jahren die Gaming-Szene und gehört zu den größten eSport-Titeln der Welt. In dieser Zeit entwickelte sich das Spiel stetig weiter, jedoch wurden nicht alle von der Community angesprochenen Probleme gelöst. Wie perfekt ist der König der Ego-Shooter?

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Ein Aufschrei ging im Dezember 2015 durch die Counter-Strike-Szene: Valve veröffentlichte mit dem R8 Revolver nach einer langen Zeit eine neue Waffe. Derartige Updates sind bei Titeln wie PUBG oder Fortnite alltäglich, doch in Counter-Strike: Global Offensive zerstörte dieser kleine Revolver für einige Stunden das gesamte Spiel.

Zu viel Schaden, zu genau, zu günstig: Mit der neuen “Mini-AWP” für 800 US-Dollar schien es, als gehörten Sparrunden der Vergangenheit an. Valve reagierte nur zwei Tage später und schwächte den Revolver enorm – so stark, dass er vollständig an Relevanz verlor und seitdem im Arsenal vermodert.

20 Jahre und trotzdem stets Gesprächsthema

Dieser Vorfall vor über drei Jahren zeigt, wie empfindlich ein guter eSport-Titel im Hinblick auf änderungen und Neuerungen sein kann. Die Entwickler müssen ihre Spiele regelrecht mit Samthandschuhen anfassen. Insbesondere, wenn sie so alt sind wie der Ego-Shooter-Klassiker von Valve.

Dabei könnte man meinen, dass Counter-Strike so weit entwickelt ist wie kaum ein anderes Spiel. In den vergangenen 20 Jahren ist das Franchise in mehreren Versionen auf dem Markt erschienen. Millionen von Spielern verbrachten unzählige Stunden ihres Lebens in Counter-Strike 1.6, Source oder Global Offensive. Bis zum heutigen Tag diskutieren sie auf Social Media-Plattformen, in Foren oder in der Kommentarsektion auf YouTube über die Spielinhalte. Das ist ein Luxus an Feedback, der kaum einem anderen Entwickler vergönnt ist.

Pls Valve fix!

Trotzdem scheint Valve nicht immer auf die eigene Community zu hören. Dinge wie 128 Tick-Server, und damit bessere Server für das Matchmaking-Erlebnis, werden seit Jahren von den Spielern gefordert.
“Das Matchmaking sollte auf jeden Fall 128 Tick ausgestattet werden, damit man auch im MM selbst potenzielle Talente besser entdecken kann, weil es vermutlich mehr Leute spielen würden”, meint Christian “Crisby” Schmitt, Profi von den Unicorns of Love.

Von diesen Servern, geschweige denn von einer Reaktion seitens Valve, ist jedoch weit und breit nichts zu sehen. Die Spielerschaft muss sich mit derartigen Wünschen wohl hinten anstellen und bekommt stattdessen ungefragt neue Spielmodi wie die DangerZone vor die Nase gesetzt. Der Battle Royale-Modus kam Ende 2018 überraschend ins Spiel und ist das beste Beispiel dafür, wieviel Valve, trotz der großen Community in Counter-Strike, immer noch auf eigene Faust handelt.

Problematik Cheater: Vertrauen ins System

Weitere Baustellen in CS:GO sind der Trust Factor und das Matchmaking-System. Für Robin “ScrunK” Röpke von expert eSport hätte das Rangsystem Überarbeitungsbedarf: “Beim Matchmaking wünsche ich mir etwas, das über Global Elite hinausgeht”, sagt der 23-jährige Profi-Spieler, sieht dabei aber auch Probleme: “Dafür müssten sie noch mehr gegen Cheater unternehmen und auch den Trust Factor weiter optimieren, bevor das meiner Meinung nach Sinn machen würde.”

Cheater sind in der eSport-Welt ein leidiges Thema. Neben dem Valve-Anti-Cheat bekämpft der Entwickler dieses Problem mit dem Trust Factor noch fokussierter. Wie genau das System funktioniert, hält Valve weitestgehend geheim. Cheater existieren bis heute dennoch zahlreich.

eSport im Fokus

Dass Valve in der Lage ist, zu kommunizieren, zeigte der Entwickler in den vergangenen Monaten zumindest im Austausch mit der professionellen eSport-Szene. Auf Twitter interagierten die Verantwortlichen immer häufiger mit Spielern und Experten und passten das Gameplay teilweise an ihre Anforderungen an.

Einer der bekanntesten Fälle ist der sogenannte “Crouch Jump”. Dieser erlaubte es Spielern, durch geschicktes Springen über Hindernisse zu spähen, während sie gleichzeitig von der anderen Seite aus nicht zu sehen waren. Beim Krakow Major 2017 nutzte das deutsche Team BIG diesen “Crouch Jump”. Der Veranstalter des Turniers legalisierte den Bug und ein Aufschrei ging durch die Profi-Szene. Valve reagierte nach dem Major und behob diesen Fehler im Spiel.

Viele Möglichkeiten für Profis dank breiter Turnierlandschaft

Generell macht Valve im eSport-Bereich einen besseren Job als für Gelegenheitsspieler. Dies glauben auch Profis wie Crisby: “Die Event-Struktur in CS:GO ist für mich im Vergleich zu League of Legends super. Ich mag die breite Turnierlandschaft, die uns viele Möglichkeiten gibt, uns zu präsentieren oder zu verbessern.”

Vor Kurzem integrierte Valve einen Eventplan in Counter-Strike: Global Offensive. Zuvor hatten lediglich die Major-Turniere im Spiel einen Platz gefunden, nun werden Spieler auch auf nationale Wettbewerbe wie die 99Damage Liga verwiesen.

Wie es im eSport noch besser gehen könnte, zeigt Valve an einer anderen Stelle. Für expert-Spieler Scrunk macht der Entwickler mit seinem anderen großen eSport-Titel, Dota 2, noch mehr richtig: “Ich würde mir von Valve einen Major bzw. Minor Circuit wie bei Dota wünschen, da dort das Ganze wesentlich besser organisiert aussieht und es einfach mehr Turniere von Valve gibt, im Gegensatz zu den zwei CS:GO-Majors, die wir aktuell pro Jahr haben.”

Wetten, dass es besser geht?

Auch die unzähligen Turniere von Wettanbieteren sind für manche ein Problem. Der deutsche Counter-Strike-Kommentator Marvin “Headshinsky” Wild befasst sich täglich mit der Turnierlandschaft und kritisiert solche Events: “Sie überschwemmen den Markt in der Tier 3- bis Tier 4-Szene, wodurch es immer wieder zu Überschneidungen zwischen Wettbewerben kommt. Würde Valve die Major-Qualifikation über Turniere gestalten, die bereits existieren, zum Beispiel die DreamHack Open oder ESL One, würden diese Turniere an Bedeutung gewinnen. Das fände ich ideal.”

Die Spieler und Experten sind gewillt, die Event-Struktur noch mehr in die Hände des Entwicklers zu geben. Das zeigt, dass Valve in der eSport-Szene einiges richtig macht und mit CS:GO und Dota 2 zu Recht zwei der größten kompetitiven Titel stellt.

Auch nach 20 Jahren ist Counter-Strike noch nicht am Ende. Probleme wie Cheating oder 128-Tick-Server scheinen nicht so schnell gelöst zu werden. Trotzdem spielen täglich hundertausende Spieler weiter Counter-Strike. Der Klassiker ist nur sehr schwer aus der eSport-Szene wegzudenken – außer Valve kommt wieder auf eine Idee wie vor wenigen Jahren mit dem R8 Revolver.

Bildquelle: Freaks 4U Gaming

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