33 Jahre Game Boy – Meilensteine der Videospielgeschichte

Der kleine Schalter an der Oberseite schiebt sich auf “On” und auf dem Bildschirm passiert…nichts. Also noch mal das Spielmodul rausnehmen und vorsichtig in das Gerät und die Spielkassette pusten. Laut Aufschrift ist das eigentlich verboten, aber diesen Kniff kennt doch nun wirklich jeder. Wieder klickt der Schalter auf “On”. Jetzt leuchtet der grünliche Bildschirm endlich auf und eine 8-Bit-Melodie ertönt. Das Spiel mit dem berühmten Game Boy kann beginnen.

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Der Game Boy ist aus heutiger Sicht ein technologischer Dinosaurier. Mit lediglich 300 Gramm, inklusive Batterien, wiegt er zwar nicht ganz so viel. Doch sein popkulturelles Gewicht stieß eine Revolution auf dem Spielemarkt an, deren Spuren sich auch heute noch in Nintendo-Produkten finden. Eine Reise durch die Geschichte des Urvaters des mobilen Gamings.

Technische Unterlegenheit wird zur Überlegenheit

Im Jahr 1989 erobert der Game Boy erst Japan und anschließend die USA im Sturm. Im Frühjahr 1990 kommt er auch in Europa auf den Markt. Ein Grund für den Ansturm ist sicherlich der erschwingliche Preis. In Deutschland kostet der Game Boy zum Release 169 D-Mark und ist damit weitaus günstiger als die direkten Konkurrenten Sega Game Gear (299 DM) und Atari Lynx (399 DM).

Statt High-Tech setzt Nintendo damals auf niedrigere technische Standards, um den Verkaufspreis zu senken und den Game Boy so möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.

Der kleine, graue Kasten lässt sich über vier Knöpfe und ein Steuerkreuz bedienen. Der Bildschirm kann lediglich vier verschiedene Graustufen mit einer Auflösung von 160 mal 144 Pixeln anzeigen.  Wird es dunkel, muss eine andere Lichtquelle herhalten, denn eine eigene Hintergrundbeleuchtung hat das Handheld nicht. Im Inneren rechnet eine 8-Bit-CPU vor sich her.

Jedoch sorgen die niedrigeren technischen Standards dafür, dass der Game Boy mit einem Satz Batterien knapp zehn Stunden länger durchhält als die Konkurrenz. Ein wichtiger Faktor für die Kund:innen, den die Konkurrenz damals gnadenlos unterschätzt.

Auch wenn Atari und Sega mit ihren Handhelds Farbdisplays, schnellere Prozessoren und eine Hintergrundbeleuchtung liefern, gehen Lynx und Game Gear an der Kasse gegen den Game Boy unter. Bis heute verkaufte Nintendo den Game Boy über 118 Millionen Mal. Damit ist er nach der PlayStation 2 und dem Nintendo DS das am dritthäufigsten verkaufte Gaming-Gerät aller Zeiten.

Aber selbstverständlich war es nicht nur der Preis und die Effizienz, die den Hype des Game Boys entfachten. Es sind die Spiele, die die kleine Konsole bis heute ikonisch machen.

Tetris ist überall

Schon 1990 hatte sich Super Mario zu einem der größten Markenzeichen Nintendos gemausert. Mit Super Mario Land lag gleich zu Release des Game Boys ein neues Abenteuer des beliebten Klempners in den Schaufenstern, was dem Handheld sicherlich weiteren Aufschwung gab.

Den größten Coup landete Nintendo jedoch mit einem anderen, weitaus simpleren Spiel. Sowohl in Amerika als auch Europa erschien der Game Boy im Bundle mit Tetris. Das einfache Puzzle-Spiel war plötzlich überall und selbst Menschen, die bis dato mit Gaming wenig am Hut hatten, fingen an, die Bausteine möglichst geschickt zu stapeln. Im Kinderzimmer, in der Schule oder im Elternschlafzimmer – an gefühlt jedem Ort ertönte die ikonische 8-Bit-Melodie von Tetris.

Von Megaman über The Legend of Zelda bis Final Fantasy – über die Jahre erschienen unzählige bahnbrechende Spiele für den Game Boy. Doch nach dem anfänglichen Hype sanken die Verkaufszahlen des Handhelds und gegen Ende der Neunziger sahen viele die Tage des Game Boys gezählt.

Bis plötzlich 151 kleine Monster die Verkäufe erneut zum Explodieren brachten.

Pokémon: Kleine Monster, großer Hype

1996 sind es zunächst die Japaner:innen, die als erstes in Alabastia auf die Jagd gehen dürfen, um alle 151 Pokémon zu fangen. Mit dem Release des ersten Pokémon-Spiels schossen die Verkaufszahlen des Game Boy dort wieder in die Höhe und verdreifachten sich im Vergleich zum Vorjahr.

Trotz des unglaublichen Hypes dauert es zwei Jahre, bis mit der Roten und Blauen Edition Pokémon auch endlich in Amerika ankommt. Europa ist sogar erst im Herbst 1999 dran. Der Effekt bleibt aber der gleiche. Pokémon lässt die Verkäufe der Handheld-Konsole erneut in die Höhe schießen.

Noch heute kann man mit originalen Modulen der roten und blauen Module auf dem Flohmarkt einige Euros verdienen. Bild: mrbalcom / pixabay.com.

Auf den Schulhöfen wird gegeneinander gekämpft oder Pokémon getauscht. Möglich macht es das Link-Kabel, eines der vielen verrückten Gadgets, die im Laufe der Zeit für den Game Boy erschienen sind. Ansteckbare Lampen sorgen dafür, dass man auch nachts noch um Orden in der Arena kämpfen kann. Aufsetzbare Lupen machen das Geschehen auf dem kleinen Bildschirm etwas übersichtlicher.

Das Erbe des Game Boy

Neben den vielen Gadgets entwickelt Nintendo auch fleißig den Game Boy weiter. 1996 erscheint mit der Pocket-Variante ein kompakteres Gerät. Erstmals bringt der Game Boy Color 1998 als indirekter Nachfolger Farbe auf den Bildschirm.

Nach dem Pokémon-Hype dauert es schließlich nicht mehr lange, bis Nintendo mit dem Game Boy Advance 2002 die nächste Generation des mobilen Gamings einläutet. 2004 waren dann auch die Lampen-Gadgets nicht mehr nötig, als mit dem Game Boy Advance SP das erste Nintendo-Handheld mit Beleuchtung erschien.

Mit dem Nachfolger Nintendo DS folgt 2005 dann aber das erfolgreichste Nintendo-Gerät aller Zeiten, das sich über 150 Millionen Mal weltweit verkauft hat. Wer heute unterwegs ist und in die Welten von Super Mario, The Legend of Zelda oder Pokémon eintaucht, spielt wahrscheinlich auf der Nintendo Switch.

Auch heute sind die altbekannten Franchises wie “Super Mario” wichtige Erfolgssäulen für Nintendo. Bild: Nintendo.

Das Erfolgsrezept des Game Boys, das Nintendo an die Spitze des Gaming-Marktes katapultierte, nutzt der Konzern noch heute. Statt High-End-Technologie setzt Nintendo auf kostengünstigere Hardware, um die Konsolen vergleichsweise erschwinglich zu halten. Eine intuitive Bedienung macht Gaming für alle Generationen zugänglich. Kunterbunte Spielwelten und altbekannte Franchises machen den Kauf der Konsole attraktiver.

Noch heute steckt also in jedem Nintendo ein bisschen Game Boy.

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Bild: DtheDelinquent / pixabay.com

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