25 Jahre Tomb Raider – Wie Lara Croft die Gaming-Welt auf den Kopf stellte

Als am 25. Oktober 1996 der erste Teil von “Tomb Raider” auf dem Markt erschien, ahnte wahrscheinlich noch niemand, wie dieses Spiel die Gaming-Welt beeinflussen sollte. Denn das Action Adventure hatte nicht nur bahnbrechende Gameplay-Elemente und eine spannende Story im Gepäck, sondern auch einen Videospielcharakter, dessen Popularität auch nach einem Vierteljahrhundert noch immer seinesgleichen sucht: Lara Croft!

 

Erfolgsfaktor Lara Croft

Absolut jede:r kennt Lara Croft. Ihr Auftreten in Tomb Raider machte sie sozusagen über Nacht berühmt, obwohl sie “nur” ein fiktiver, steuerbarer Charakter war. Aber ihr Auftreten, inklusive der HÖCHST realistischen Figur, und ihr Abenteuer lockten so viele Gamer:innen vor den Bildschirm, dass nicht nur die Zukunft von Entwickler Core Design gesichert war, sondern auch eines der größten Gaming-Franchises der Welt entstand.

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“Lara hat das Spiel definitiv groß gemacht”, sagt Meagan Marie, Community und Social Media Director von Crystal Dynamics und einer der größten Tomb Raider-Fans der Welt: “Ich glaube, dass Lara manchmal überstrahlt, wie großartig das Spiel eigentlich war.”

Damit dürfte sie recht haben. Heute würden Grafik, Gameplay und Steuerung zwar niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken, für die damalige Zeit entwickelte das gerade mal sechsköpfige Team von Core Design mit Tomb Raider aber schon ein bahnbrechendes Game. “Ich kann mich daran erinnern als ich das erste Mal Tomb Raider 1 gespielt habe und einfach nur rumgelaufen und geschwommen bin und dachte: „Das ist das realistischste und schönste Spiel, das ich jemals in meinem Leben gesehen habe“. Ich war so beeindruckt davon”, erzählt Meagan von ihren ersten Eindrücken.

Ohne Lara wäre es aber wohl bei diesen Eindrücken geblieben, denn sie war der wohl größte Erfolgsfaktor des Spiels. Dabei wäre es beinahe nicht zu ihrem Durchbruch gekommen.

 

Vom Mann zum Sexsymbol

Ursprünglich hatte Core Design ein gänzlich anderes Konzept für die Hauptfigur im Sinn. Geplant war eigentlich ein männlicher Charakter, der an Indiana Jones erinnerte. Da die Ähnlichkeit mit den Filmen aber doch zu groß war, entschied man sich dazu, eine Frau als Spielfigur zu entwickeln. Ein kluger Schachzug, meint auch Meagan:

Ohne Lara wäre es immer noch dieses geniale Spiel gewesen, aber ich denke nicht, dass es so erfolgreich und ein Popkultur-Phänomen geworden wäre.

Eigentlich sollte die Hauptfigur einen südamerikanischen Hintergrund haben und Laura Cruz heißen. Die Verantwortlichen fürchteten aber, dass der englischsprachige Markt dafür nicht zugänglich sei, also wurde Laura zu einer typischen Britin mit adeligem Hintergrund und natürlich einer elitären Ausbildung in Oxford. Da der Name nun nicht mehr zum Charakter passte, schnappten sich die Entwickler ein Telefonbuch und wurden schließlich bei Lara Croft fündig.

Dass Lara so populär wurde, hängt sicherlich auch mit ihrem ikonischen und nahezu perfekten Look zusammen. Die Entwickler wollten ihre Hauptfigur so weiblich wie möglich gestalten: Schlank, trainiert, große Brüste, volle Lippen und lange Haare.

Da die grafischen Möglichkeiten damals begrenzt waren, Lara bestand aus gerade mal 250 Polygonen, führten die körperlichen Merkmale schnell zu den überdimensionalen Proportionen. Das ganze dann noch in einen Turnanzug und kurze Shorts gepackt – und fertig ist das erste digitale Sexsymbol!

Vom Busenwunder zur nahbaren Schatzjägerin

Ihr Aussehen bescherte Lara eine Menge Aufmerksamkeit. Je mehr Spiele veröffentlicht wurden, desto häufiger berichteten die Medien über sie. Bands wie “Die Ärzte” ließen sie in ihren Musikvideos auftreten, Filme mit Angelina Jolie in der Hauptrolle erschienen. Lara sprengte die Grenzen des Gamings, sie war einfach überall. Bis heute hält sie den Guiness World Record mit dem meisten Magazincovern eines Videospielcharakters.

Doch für die Fans war Lara mehr als nur ein Sexsymbol. Vor allem ihre Persönlichkeit beeindruckte die Spieler:innen. “Sie war so ein bisschen wie ein Superheld. Sie war intelligent, schlagfertig, körperlich stark, offensichtlich sehr hübsch und unabhängig”, erklärt Meagan die Faszination der Fans. Rund um das Millenium sorgte Lara dann auch, zusammen mit anderen weiblichen Stars wie den Spice Girls, für einen Push der Frauenpower-Bewegung.

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“[…] sie hat so viele dazu inspiriert, ins Fitnessstudio zu gehen und Gewichte zu stemmen, Abenteuer zu suchen, rauszugehen, zu wandern und all diese Dinge”, sagt Meagan. Nach und nach festigte Lara so ihren Status als Videospiel-Ikone. Auch äußerlich entwickelte sie sich stetig weiter – und das nicht nur dank der modernen Grafikoptionen, sondern auch, weil sich das Gesellschaftsbild wandelte. Je mehr Tomb Raider-Spiele erschienen, desto natürlicher wurde Laras Äußeres.

Der größte Bruch kam 2013 mit dem Reboot der Serie. Lara war nun keine taffe Schatzjägerin mehr, die alles und jeden mit coolen Moves aus dem Weg räumte, sondern eine noch etwas unsichere junge Frau. Die Entwickler wollten den Fans einen neuen Einblick in das Leben ihrer Ikone geben, ließen sie ihre Entwicklung zum Kickass-Charakter innerhalb drei neuer Spiele miterleben. Das Reboot war also mit einem hohen Risiko verbunden, aber Core Design legte großen Wert darauf, Lara nicht zu verfälschen. Die Persönlichkeit blieb im Kern die gleiche, es war nur eine frühere Version.

Vor allem, dass der Charakter in den Vordergrund gestellt und die Verletzlichkeit der jungen Hauptfigur gezeigt wurde, kam bei den Fans gut an. Es waren die ersten Teile, die den Erfolg der ersten beiden Tomb Raider-Spiele wiederholen konnten. Ein Risiko, das sich also gelohnt hat, findet auch Meagan:

Es gibt viele Elemente bei der Reboot-Lara von 2013, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Und das tolle daran ist, dass sie immer weitermacht. Sie setzt einen Fuß vor den anderen und gibt nicht auf. So viele Tomb Raider-Fans haben das adaptiert, um durch harte Zeiten zu kommen.

Die Fans lieben Lara also nach wie vor – und können weitere Spiele sicher nicht erwarten. Was die Zukunft für die Videospielikone bringt, ist aber noch unklar. Die Verantwortlichen äußerten sich bisher nur kryptisch zu möglichen Fortsetzungen. Auch Meagan hält sich bedeckt, erklärt aber, dass man an einer neuen Zeitebene der Spiele arbeite. Man wolle die besten Versionen von Lara zusammenbringen und in der Zeit voranschreiten. Ein neues Spiel wird aber wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

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Bildquelle: flickr.com/photos/tombraiderofficialflickr