10 Jahre alt und Counter-Strike-Esportler? – Ein Interview mit KungFU_AJ

AJ ist 10 Jahre alt und ist angehender Esportler. Zusammen mit seinem Vater Andreas startete er mit Spielen wie Minecraft und Fortnite und dem Streamen. Ihr Twitch-Account hat mittlerweile über 10.800 Follower.

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Nachdem sie immer wieder gefragt wurden, mal CS:GO auszuprobieren, entdeckte AJ ein wahnsinniges Potenzial, um eines Tages professionell zu spielen.

Wir durften die beiden bezüglich Jugendschutz, Streaming und der potenziellen Profi-Karriere von AJ befragen.

AJ du bist gerade aus der Schule gekommen und direkt ins Interview gehüpft. Deshalb gleich mal die erste Frage an dich – Wie fühlt es sich an, so jung Esportler zu sein und wie gehst du mit der Aufmerksamkeit um?

AJ: Also am Anfang hatten wir noch wenige Zuschauer, in unseren Twitch-Streams, aber nach und nach haben wir immer mehr Follower und eben auch Zuschauer bekommen. Man konnte sich also gut daran gewöhnen.

Steht der Esport nicht im Konflikt mit den schulischen Leistungen von AJ?

Andreas: Wie bei jedem Hobby, dem man stark nach geht, kann eine andere Aktivität etwas in den Hintergrund gerückt werden. Dennoch hat AJ in diesem Halbjahreszeugnis einen Einserschnitt. Im Vergleich zu herkömmlichen Sportarten ist der Esport da sehr flexibel (Anm. d. Red: flexibel bzgl. Zeiten).

Wie reagieren deine Mitschüler darauf, dass du dich im Esport versuchst? Spielen sie auch CS:GO oder andere Spiele?

AJ: Also ich glaube, die meisten wissen noch gar nicht, was ich eigentlich so mache. Ich weiß von ein paar wenigen das sie Call of Duty oder Among Us spielen. Bei CS:GO bin ich mir aber nicht so sicher.

Andreas: Man muss dazu sagen, dass wir erst kürzlich aus beruflichen Gründen umgezogen sind und daher noch alles recht frisch hier ist. Bisher haben wir noch nicht viel von den anderen Kids oder Eltern mitbekommen. Jedenfalls haben wir bisher noch keine Spielanfragen von den anderen bekommen.

In Faceit bist du Level 10. Das schaffen wirklich nur die wenigsten Spieler. Wie konntest du so schnell so gut werden?

AJ: Also anfangs habe ich nur das normale In-Game Matchmaking zusammen mit meinem Papa gespielt. Dann sind wir irgendwann auf Faceit umgestiegen und haben hauptsächlich Community-Matches gespielt. Irgendwann wurden mir alle wichtigen Dinge in CS:GO wie richtiges Granaten-Line-Ups, Positionierung und Taktiken beigebracht, sodass ich auch anfing, mehr richtiges Faceit mit ELO zu spielen. Und mit der Zeit bin ich richtig gut geworden.

Andreas: Entscheidend ist auch das AJ nicht nur einfach reinspielt und immer wieder dieselben Fehler machen muss, um langfristig gut zu werden. Von seinem Team Coach bei den “NinjaZ” lernt er viele Dinge, die er daher nicht von Grund auf selbst herausfinden muss.

AJ ist noch keine 16 Jahre alt. Wie funktioniert das genau mit CS:GO und der Altersbeschränkung?

Andreas: Wir erleben sehr häufig, dass Zuschauer sagen, dass das Spiel ab 16 Jahren sei. Doch stimmt das nicht ganz.Rein rechtlich ist nur der Verkauf des Spiels ab 16 Jahren freigegeben.

Am Ende des Tages entscheiden jedoch die Eltern, was ihr Kind spielen oder nicht spielen darf. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und bin zum Entschluss gekommen, dass überall Kinder Games zocken, die sie eigentlich nach dem USK noch nicht kaufen dürften. Meist versteckt vor den Eltern und komplett unbetreut. Ich kann hingegen AJ bei seiner Leidenschaft begleiten und unterstützen.

In der Esport-Szene wie auch im herkömmlichen Sport ist es üblich, schon in sehr jungen Jahren mit dem spielen anzufangen mit dem Unterschied, dass nur wenige die Unterstützung ihrer Eltern bekommen. Gerade in diesem Alter sollte man die sowohl positiven als auch die negativen Seiten von Spielen wie Counter-Strike nicht alleine durchmachen.

Auch ohne Stream kann man anhand seiner Stimme schnell feststellen, dass er noch sehr jung ist. Wie reagieren den die meisten Spieler auf das junge Alter von AJ?

AJ: Also es gibt eine Menge Leute, die es cool finden und wiederum andere, die damit nicht so recht klarkommen.

Andreas: Das Wort passt nicht wirklich, aber man kann es dennoch ein bisschen mit einer Art Altersdiskriminierung beschreiben. Es gibt immer wieder Menschen, die sich nichts von jüngeren Spielern sagen lassen wollen.

Beispielsweise schlägt AJ eine Taktik vor und sie wird absichtlich nicht ausgeführt. Das kommt immer wieder mal vor, aber ist an sich kein großes Problem. Da wir bevorzugt mit Freunden und unserer Community spielen, kennen die meisten AJ und es kommt gar nicht erst zu solchen Situationen.

Wir hatten erst kürzlich den 16-jährigen Profi-Spieler Can “Kyuubii” Kamber im Interview, der uns viel darüber erzählt hat, wie er zusammen mit seinem Team Sprout und der Esports Player Foundation einen Weg gefunden hat, sowohl professionellen Esport zu betreiben als auch sein Abitur zu machen. Würde ein Elite-Sportinternat auch für euch infrage kommen?

AJ: Als Can ins Internat wechselte, haben wir uns das natürlich auch überlegt. Aber leider müssen wir da noch ein paar Jährchen warten, weil man sich erst mit 16 Jahren bewerben kann. An sich würde ich das gerne machen.

Das ganze Interview mit der Esports Player Foundation, Sprout und Can könnt ihr euch hier ansehen:

tabseN, k1to und Kyuubii folgen dir auf Twitter. Wie kam es dazu?

AJ: Ich war mit meinem Papa mal bei einer Autogrammstunde in Berlin und haben uns da kennengelernt. Und irgendwann sind sie in unseren Stream gekommen. Can hat uns irgendwann mal auf Twitter entdeckt und wir haben schon einige Male zusammen CS:GO gespielt.

(Bildquelle: Instagram @kungfu_aj)

Ihr habt euer eigenes Team gegründet. Warum seid ihr nicht bei einem Academy Team wie das von BIG, wenn euch die Profi-Spieler bereits kennen?

Andreas: Also die meisten Ligen sowie Academy Teams in Deutschland haben eine Altersbeschränkung von mindestens 16 Jahren. Daher haben wir ein Ausschreiben angelegt und junge Spieler in unserer Community gefragt, ob sie Lust hätten, an einem Casting für unser eigenes Team teilzunehmen. So sind die NinjaZ entstanden.

Seit dieser Season spielen in der ESEA League, weil es hier bis zu einer gewissen Stufe ohne Preisgelder keine Altersbeschränkung für die Teilnahme gibt. Wir konnten sogar von ESEA Open auf Intermediate aufsteigen. Teams wie BIG Academy spielen unter anderem auch in der 99DMG-Liga, die ebenfalls ein Mindestalter von 16 Jahren verlangt.

Gibt es Institute wie das Jugendamt, die versucht haben euch daran zu hindern?

Andreas: Wir hatten letztes Jahr Kontakt mit dem Jugendamt. Die kamen vorbei und wir haben uns über AJ und dem Esport unterhalten. Vor allem über seine Reife im Umgang mit den Online-Spielen und seinen schulischen Leistungen. Kurz gesagt waren sie von AJ überzeugt, haben uns viel Erfolg für die Zukunft gewünscht und sind nach Hause gegangen.

Wo seht ihr euch in den nächsten 5 Jahren?

AJ: Ich hoffe, dass ich, wenn ich mich gut anstrenge, eines Tages in einem ein Academy Team wie in dem von BIG oder generell in einer größeren Organisation spielen darf. Ähnlich wie kyuubii hoffe ich auch auf die Chance, eine gezielte Talentförderung zu bekommen.

Andreas: Also mein größtes Ziel ist, dass er Spaß an dem hat, was er tut. Aktuell ist es Counter-Strike und dafür möchte ich ihm die besten Rahmenbedingungen schaffen. Auch das Streaming ist nur ein Nebenprojekt, um anderen Leuten oder Eltern zu zeigen, dass eine Nachwuchsförderung im Esport klappen kann. Wir sind gerne ein Vorbild für andere. Solange AJ Spaß hat, habe ich mein Ziel erreicht.

Appropos Streaming. Was passiert mit eigentlich mit dem Geld, dass ihr über Twitch verdient?

Andreas: Wie auch bei uns im Stream in der Beschreibung steht, machen wir das Ganze nicht des Geldes wegen. Ich verdiene gut mit meinem Beruf. Alles, was uns an Donations oder Subs reinkommt, versteuere ich und lege es AJ auf ein Sparbuch, dass er mal benutzen kann, um sich einen Führerschein zu machen oder Ähnliches.

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Bildquelle: Twitter @KungFU_AJ

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